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Bruno Georges ist seit etwa einem Jahr Generalsekretär der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR). In dieser Funktion war er zu Gast beim Verband für europäische Binnenschiffahrt und Wasserstraßen (VBW) in Duisburg, um gemeinsam auf 140 Jahre zurückzuschauen.

Bei einem festlichen Bankett ging Georges insbesondere auf die enge Verbindung zwischen der ZKR und dem VBW ein. Der 1877 gegründete Verein habe schon früh eine europäische Blickrichtung gehabt. »140 Jahre Partnerschaft verbinden den Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen und die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt. Damit blickt der 1877 als ›Verein zur Wahrung der Schifffahrtsinteressen‹ (VzW) gegründete Zusammenschluss von zunächst zwölf Unternehmen der deutschen Binnenschifffahrt auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohle der deutschen und europäischen Binnenschifffahrt zurück«, so Georges.

Schon mit dem Zusammenschluss mit dem Verein rheinischer Binnenschifffahrtsinteressenten zum Verein zur Wahrung der Rheinschifffahrtsinteressen im Jahre 1906 habe sich der heutige VBW zu einer ersten interdisziplinären Vereinigung in der europäischen und internationalen Binnenschifffahrt entwickelt. Im selben Jahr sei auch die erste Fachzeitschrift ins Leben gerufen worden, die heute bei veränderter Herausgeberschaft als »Binnenschifffahrt« bekannt sei, aber seit inzwischen 111 Jahren als ein offizielles Mitteilungsorgan sowohl des Vereins als auch der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt gelte. Frühere Namen des Magazins waren »Zeitschrift für Binnenschifffahrt und Wasserstraßen« sowie »Binnenschifffahrt und Wasserstraßen«.

Enge Partnerschaft

Längst sei der Verein auch als Sozialpartner aktiv. Nach dem zweiten Weltkrieg habe er weiter auf den Schwerpunkt »Bildung und Personal« gesetzt und das Schulschiff »Rhein« erworben. Dem sei schon neun Jahre später ein zweites Schulschiff gefolgt. Viele Jahre bestand auch eine Personalunion zwischen der Geschäftsführung des VBW und des Arbeitgeberverbands der deutschen Binnenschifffahrt weiter, aus der entscheidende Impulse für verschiedene Überarbeitungen der Besatzungsvorschriften der ZKR kamen und noch heute Anstöße zur Arbeit mit Simulatoren kommen.

Seit 1955 nenne der Verein das Haus RHEIN sein Eigen. Dessen Namen sei nicht zufällig gewählt, weil hier ein Kompetenzzentrum für die Rheinschifffahrt entstehen sollte. Nicht ohne Zufriedenheit über die gelungene Umsetzung dieses Entschlusses habe der vormalige VBW-Präsident Schroeder das Haus anlässlich seines 50-jährigen Bestehens als ein »Hebewerk für Ideen« bezeichnen.

Ein Meilenstein in der Entwicklung sei 1977 gesetzt mit der Verschmelzung des VZW mit dem Zentralverein für die deutsche Binnenschifffahrt. Seitdem arbeite der überregionale, europäisch-internationale Förderverein als »Verein für Binnenschifffahrt und Wasserstraßen«. Damit, so Georges, sei ein Wandel vollzogen und eine neue Funktion und Form gefunden, die sich auch heute wachsender Beliebtheit erfreue.

»Und wie bei der ZKR sind es beim VBW das hohe Maß an Fachlichkeit und interdisziplinärer Zusammenarbeit, die für den Erfolg und die Wertschätzung der Arbeit sorgen«, lobte der oberste ZKR-Mitarbeiter. Dazu trügen insbesondere die Fachausschüsse bei, aus denen wichtige Impulse auch für die Arbeit der Zentralkommission kämen. »Die Festschrift, die Sie aus Anlass des 140jährigen Bestehens des VBW herausgegeben haben, stellt konsequenterweise die Arbeit Ihrer Fachausschüsse in den Mittelpunkt«, wies Georges auf diese schriftliche Dokumentation hin, die beim VBW erhältlich ist.

Von wesentlicher Bedeutung sei auch die Mitwirkung des VBW bei der Erarbeitung europäischer Standards (CESNI, ES-TRIN) sowie in den Themenfeldern Infrastruktur, ökologische Modernisierung und Digitalisierung.

Zu seinem eigenen Hause führte Georges aus: »Auch die ZKR hat sich in den letzten 200 Jahren gewandelt. Die ZKR wurde 1815 durch den Wiener Kongress eingesetzt und besteht bis heute als älteste Form institutionalisierter zwischenstaatlicher Zusammenarbeit. Die ihr ursprünglich übertragene Aufgabe, die Freiheit der Schifffahrt auf dem Rhein sicherzustellen, wurde im Jahr 1868 mit der Mannheimer Akte auf die Gewährleistung der Prosperität der Schifffahrt auf dem Rhein sowie eines hohen Sicherheitsniveaus für Schifffahrt und Umwelt ausgeweitet.«

Die Mannheimer Akte habe Vorreiterfunktion für den gemeinsamen freien Verkehrsmarkt gehabt, der 100 Jahre später auf europäischer Ebene geschaffen wurde. Die Tätigkeit der ZKR sei heute von zentraler Bedeutung für die europäische Verkehrspolitik und konzentriere sich aufgrund des Fachwissens nicht mehr nur auf den Rhein sondern umfasse die europäischen Wasserstraßen im weitesten Sinn.

Mitarbeit in hoher Qualität

»In CESNI wird der VBW sicher mit gewohnt hoher Qualität mitwirken, bei der Erarbeitung von freiwilligen Standards für Emission bei bestehenden Motoren mitarbeiten, die technischen Vorgaben von der Elektrik an Bord bis zum Schiffsdesign mit gestalten und sich auch aktiv an den Arbeiten von CESNI im Bereich der Simulatoren und Berufsbefähigungen beteiligen«, formulierte Georges seine Erwartung an den VBW. »Vielleicht greift CESNI demnächst noch weitere Themenbereiche aus den Tätigkeitsfeldern des VBW auf. Lassen Sie uns darüber im nächsten Jahr um diese Zeit noch einmal reden«, schloss der Redner weitere gemeinsame Themen nicht aus.

Die Gelegenheit dafür gebe es sicher. So werde in einem Gutachten zur »Ermittlung mittel- und langfristiger Verlagerungspotenziale auf die Binnenschifffahrt im Rheinkorridor unter besonderer Berücksichtigung der verkehrs-, lärm- und klimaschutz- sowie der energiepolitischen Auswirkungen«, ausdrücklich auf den VBW verwiesen, wenn es um nötige Plattformen gehe, die Sensibilisierungsmaßnahmen zur besseren Einbeziehung der Binnenschifffahrt in die Logistikketten leisten könne. Das vom BMVI beim Steinbeis Innovationszentrum und SSP beauftragte Gutachten werde sicher ein Schwerpunkt der (zukünftigen) deutschen Präsidentschaft bei der ZKR werden.

Personelle Wechsel im Präsidium

Bereits vor dem festlichen Bankett hatten der VBW seine Mitgliederversammlung durchgeführt. Dabei standen neben vielen inhaltlichen Themen auch Nachwahlen zum Präsidium an.

Niels Anspach, Supply Chain Manager Northwest Europe bei der BP Europa Se, Bochum, tritt als Vizepräsident die Nachfolge seines Kollegen Jörg Becker an, der zum Jahresende aus dem Mineralölkonzern ausscheidet.

Für Vizepräsident Pieter Janssen, der Rijkswaterstaat zugunsten einer neuen Position als Direktor des Wasser- und Bodenverbandes der Provinz Süd-Holland verlassen hat, rückt Nancy Scheij­ven, Director Watermanagement and Vessel Traffic bei Rijkswaterstaat, nach. Eric Schultz, BLN-Schuttevaer, wurde gleichermaßen zum Vizepräsidenten gewählt. Er ersetzt Martin van Dijk, ebenfalls BLN-Schuttevaer, der diese Funktion bislang ausgeübt hat. Volker Seefeldt, Vorstand der HTAG, Duisburg, wurde zum Stellvertreter des Präsidenten gewählt.

Van Dijk wird VBW-Ehrenmitglied

Martin van Dijk wurde für sein jahrzehntelanges Wirken für die europäische Binnenschifffahrt durch die Mitgliederversammlung mit der Ehrenmitgliedschaft des VBW ausgezeichnet. VBW-Präsident Heinz-Josef Joeris betonte in seiner Laudatio, wie eng der Lebenslauf des Ausgezeichneten mit der Binnenschifffahrt verknüpft sei. Nachdem er von 1962 bis 1971 selbst als Matrose und später als Schiffsführer gefahren sei, habe er sich dann an Land begeben, auf die Logistikseite. Als Disponent bei der Mij Westphalia B. V. en Oudkerk Groep habe van Dijk die Logistikseite kennen gelernt und später Führungsverantwortung als Betriebsleiter bei der Haniel Transport Mij B. V sowie als Geschäftsführer der Alpina Groep Nederland übernommen.

Daneben sei er über zehn Jahre als Dozent und Prüfer für Binnenschiffer tätig gewesen und habe seit den 1990er-Jahren zahlreiche Funktionen in regionalen, nationalen und europäischen Verbänden wahrgenommen. »Vor allem sein Wirken als Vorsitzender der internationalen Abteilung von Koninklijke Schuttevaer, später BLN-Schuttevaer, brachte ihm den Ruf eines Botschafters für die europäische Binnenschifffahrt und eines sowohl bei Unternehmern als auch bei Verwaltungen geschätzten und kompetenten Gesprächspartners ein«, so Joeris.

Ganz besondere Anerkennung habe sich van Dijk durch sein Handeln während der »Waldhof«-Havarie erworben, wo er als Verbindungsmann zwischen WSV, Rijkswaterstaat und dem niederländischem Gewerbe fungierte. »Sein diplomatisches Geschick trug mit dazu bei, dass auf allen Seiten ein Klima des Vertrauens und der Ruhe herrschte und die Schiffe während der Bergungsarbeiten am Wrack vorbei gelotst werden konnten. Das niederländische Fachblatt ›Nieuwsblad Transport‹ adelte ihn daher mit der Bezeichnung ›die waldhof-man‹«, so der VBW-Präsident.


Hermann Garrelmann