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Der Schleppdampfer »Württemberg«, ein Denkmal der Elbe-Schifffahrt, erstrahlt nach fünfjähriger Sanierung innen wie außen in einem neuen Glanz. Der spannenden Geschichte dieses Schiffes wird nun ein neuen Kapitel hinzugefügt.

Am 30. April 1974 ging mit der »Württemberg« der letzte Elbeseitenradschleppdampfer mit einem leeren Schleppkahn von Magdeburg nach Schönebeck-Frohse auf Fahrt und wurde anschließend außer Dienst gestellt. Damit ging symbolisch ein Zeitalter zu Ende, das rund 150 Jahre die Schifffahrt auf der Elbe geprägt hatte. Das Schiff war 1909 auf der Schiffswerft der Gebrüder Sachsenberg, heute Roßlauer Schiffswerft, gebaut worden und soll etwa 800 000 km zurückgelegt haben.

Dem Magdeburger Elbe-Schifferverein (MESV) gelang es, das Schiff für die Nachwelt zu erhalten. Hilfe kam dabei von der Deutschen Binnenreederei (DBR), als ihr Inspektor Fritz Truthe ein Elbehochwasser nutzte und den Dampfer mit Hilfe von zwei sowjetischen Bergungspanzern kurz entschlossen auf die Elbwiesen setzen ließ, um es dort hochwassersicher zu verankern. Das Schiff wurde in ehrenamtlicher Arbeit 1974 bis 1976 als Museumsschiff hergerichtet und genutzt.

Nach der Wende in der DDR kämpfte der MESV für den Erhalt des Schiffes. Es ging in das Eigentum der Stadt Magdeburg über. Mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurde es einer gründlichen Renovierung unterzogen. Daran beteiligten sich auch einige Enthusiasten von der früheren Rothenseer Schiffswerft. Das Schiff wurde als Museums- und Gaststättenschiff neu hergerichtet.

Die Mitglieder des MESV nutzten es anschließend als ihr Vereinsdomizil und erhielten das Schiff so gut sie konnten. Trotzdem nagten die Zeit und das Hochwasser von 2002 sehr am Schiff. Weil die Stadt die Erhaltungskosten auf Dauer nicht mehr tragen wollte, folgte die Privatisierung mit der Maßgabe, das Schiff in seinem Originalzustand zu erhalten.

Uwe Bunk, ehemals Lehrer an der DBR-Betriebsberufsschule Schönebeck-Frohse, heute Versicherungsmakler, erwarb das Schiff und restaurierte es mit eigenen Mitarbeitern in fünf Jahren außerordentlich aufwendiger Arbeit und auch mit Hilfe von Fördermitteln. Der MESV verlor damit aber auch seinen Vereinssitz.

Unter Bunks Leitung wurde das Schiff außen wie innen bis auf das blanke Eisen von alter Farbe und Korrosion befreit und völlig neu konserviert. Die Vereinbarung mit der Stadt Magdeburg sah vor, das Schiff in dem Anstrich zu erhalten, in dem es außer Dienst gegangen war.

Bunk wollte es eigentlich in seiner ursprünglichen Farbgebung der früheren Neuen Deutsch-Böhmischen Elbeschiffahrt AG Dresden (NDBE) erhalten. Da ihm das nicht gestattet wurde, fand er einen Kompromiss, indem er die Decksaufbauten in den Farben der NDBE und den Anstrich des Schiffskörpers in denen der früheren Deutschen Schiffahrts- und Umschlagsunion (DSU), dem Vorläufer der DBR, versah.

Der vordere Teil des Schiffes einschließlich Heizungs- und Maschinenraum wurde in der herkömmlichen Farbgebung als Museumsschiff hergerichtet. Im Achterschiff wurde eine neue Schiffsgaststätte im gehobenen Ambiente eingerichtet, Das Museumsschiff und seine neue Gaststätte wurden am 25. November feierlich eröffnet.

Um die 98 angereisten Gäste von Schiffervereinen aus ganz Deutschland unterzubringen, wurde das Kreuzfahrtschiff »Sans Souci« von Schiffseigner und Kapitän Peter Grunewald aus Bernburg gechartert, das am nachfolgenden Tag zu seiner Winterruhe nach Mukrena fuhr.

Uwe Bunk nutzte die Gelegenheit, um sich bei den zahlreichen Freunden, Helfern und Unterstützern der fünfjährigen Restaurierungsarbeiten mit einem festlichen Abendessen an Bord der »Sans Souci« und anschließend mit einem zünftigen Schifferball auf der »Württemberg« zu bedanken.


Christian Knoll