Wilhelmshaven macht sich für LNG stark

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In Deutschland werden die Überlegungen für ein LNG-Importterminal konkreter. Eine unabhängige Studie weist Wilhelmshaven als einen geeigneten Standort aus

Die Potenzialstudie »LNG-Infrastruktur an der deutschen Nordseeküste unter Betrachtung besonders geeigneter Standorte« belegt die wachsende Bedeutung von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas – LNG) für den Erdgasmarkt. Sie sieht hierin eine langfristige Option für den Import von regenerativ erzeugtem Erdgas und als Kraftstoff für Schiffe und den Schwerlastverkehr. Dass das Thema auch von der Schifffahrtsbranche als wichtig angesehen wird, verdeutlichen die mehr als 140 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die die Vorstellung der unabhängigen Potenzialstudie im Maritimen Kompetenzzentrum in Leer verfolgten.

Der Rückgang der Lieferungen aus heimischer Förderung und aus angestammten Lieferländern könnte bis 2028 in einer Erdgasversorgungslücke münden, die zu einer zunehmenden Monopolisierung durch die verbleibenden Lieferanten führt, so die Einschätzung von Christoph Merkel, Geschäftsführer von Merkel Energy, der gemeinsam mit CPL, Nautitec, Norconsult und GasplanFasold die Studie erstellt hat. Damit sind steigende Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit des Erdgases, die Versorgungssicherheit und den deutschen Erdgas-Handelsmarkt nicht auszuschließen. Deutschland sollte als Industrieland und großer »Player« im Welthandel ein Importland für LNG sein, fordert Felix Jahn, Geschäftsführer der IHK für Verkehr, Häfen und Schifffahrt. Weltweit sind bereits 36 Länder LNG Importeure und ihre Zahl nehme rasch zu, heißt es. Die EU-Kommission legt ihren Mitgliedsländern daher nahe, LNG Importterminals zu schaffen, um ihre Versorgung zu diversifizieren, berichtet Jahn.

Als idealer Standort für eine solche Umschlageinrichtung wird in der Studie Wilhelmshaven identifiziert. Der Hafenstandort habe gegenüber anderen Standorten klare Vorteile, heißt es. Wilhelmshaven sei aufgrund seiner geographischen Lage, der nautischen Rahmenbedingungen sowie der Gasnetzanbindung inklusive der Kavernenkapazitäten am besten dafür geeignet, ein LNG-Importterminal zu errichten, erläutert John H. Niemann, Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung.

Besonders ein auf der sogenannten FSRU-Technologie (Floating Storage and Regasification Unit) basierendes LNG-Terminal würde durch niedrige Investitionskosten und schnelle Bauzeiten einen wirtschaftlich attraktiven und wettbewerbsfähigen Service ermöglichen. Nach Einschätzung von Katja Baumann, Geschäftsführerin des MARIKO aus Leer, würde ein solches Terminal auch dazu dienen, die in den nächsten Jahren steigende Zahl von gasbetriebenen Schiffen in Deutschland mit Kraftstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen zu versorgen und Deutschland weiter als Vorreiter im Bereich »GreenShipping« zu festigen.

Der Anteil der Hafenanläufe durch mit Gas betriebenen Frachtschiffen nimmt an den untersuchten Standorten bis 2030 kontinuierlich zu, so CPL-Geschäftsführer Heiko Wenzel. Insgesamt steige die Nachfrage auf ca. 176 Tsd. t LNG pro Jahr. Die größte Kraftstoffmenge werde über Bunkerschiffe abgewickelt, etwa drei Viertel mit Einzelbedarfen von über 500 t. Die meisten Tankvorgänge würden allerdings im Segment bis 200 t als Truck-to-Ship-Bebunkerung vonstatten gehen.

Die Herausgeber der Studie, MARIKO in seiner Funktion als GreenShipping Kompetenzzentrum Niedersachsen, die Oldenburgische IHK, der Maritime Strategierat Weser-Ems und die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung, planen nun nächste Schritte, um das identifizierte Potenzial zu heben. In diesem Zusammenhang möchte das Konsortium eine »Geschäftsstelle LNG Infrastruktur« einrichten, um die Realisierung einer LNG-Import-Infrastruktur weiter voranzutreiben.

Andere Branchenvertreter sehen auch in Brunsbüttel Potenzial für ein LNG-Importterminal. Auch dort gibt es entsprechende Überlegungen.