Binnenschifffahrt sucht Innovationen

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Binnenschifffahrt und Innovation, diese beiden Begriffe wurden in früheren Jahren selten in einem Satz verwendet. Dass nun das D-ZIB unter dem Dach von Mariko eine neue Einrichtung gleich beide Begriffe vereint, ist Programm

Längst ist es kein Geheimnis mehr: Die Binnenschifffahrt muss sich neuen Anforderungen stellen. Nicht zuletzt die von der EU gesetzte Vorgabe zu umweltfreundlicheren Motoren signalisiert: Es reicht nicht mehr, dass innovative Ansätze eher aus Zufall oder persönlichem Engagement entstehen. Neben Initiativen auf Verbands­ebene, die sich eher auf Informationsarbeit bezieht, soll nun das D-ZIB, das Deutschen Zentrum für Innovationen in der Binnenschifffahrt, neue Impulse setzen.

Dabei geht es dem D-ZIB um mehr als die Reduzierung von Emissionen oder den sparsameren Umgang mit Kraftstoffen. Hinter dem Projekt steckt das Bemühen, effektiver zu werden, die Ressourcen zu schonen und dem Transport über Flüsse und Kanäle gegenüber konkurrierenden Verkehrsträgern (wieder) einen Vorsprung zu verschaffen.

Neue Entwicklungen hat es in jüngster Vergangenheit immer wieder gegeben. Aus ökologischen Erfordernissen, aus betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten oder einfach aus Passion wurden Konzepte erdacht und umgesetzt, die aufhorchen ließen. Neue Techniken des Antriebs, neue Motorenkonzepte, neue Abgasbehandlungsanlagen oder gänzlich neue Schiffstypen blieben aber immer Einzelprojekte. Optimierungen in den betrieblichen Abläufen blieben oft als »Betriebsgeheimnis« unentdeckt.

Teils lag dies daran, dass es an Offenheit fehlte, neue Erkenntnisse zu teilen, teils aber auch an mangelnden Plattformen, mit deren Hilfe Ansätze diskutiert, weiter entwickelt und letztlich auch umgesetzt wurden. Hier tritt das D-ZIB an, als Schaltstelle zwischen Anbietern und Nachfragern von Wissen, Konzepten und Techniken, die eine Stärkung der Wettbewerbsposition sowie letztlich ein besseres Betriebsergebnis bewirken sollen.

Denn Innovationen, so verlockend und technisch raffiniert sie auch sein können, sind kein Selbstzweck, die Frage des »Return on Invest« stellt sich jeder, der verantwortlich wirtschaftet.

D-ZIB will zu einer branchenspezifischen »Zentrale« werden und wirksame Werkzeuge anbieten. Dabei nimmt es die deutsche Binnenschifffahrtswirtschaft, aber auch die Transportwege, Häfen und logistische Prozesse in den Fokus. Inhaltlich geht es insbesondere um alternative Kraftstoffe, um die Reduzierung des Energieverbrauchs, um die Reduzierung von Luftschadstoffen, um neue Logistikkonzepte, um innovative Schiffskonzepte und um neue Ladungsströme.

Dabei arbeitet das D-ZIB im Verbund mit Partnern auf europäischer Ebene. Gemeinsam mit drei anderen Binnenschifffahrts-Innovationszentren bildet man die EIBIP (European Inland Barging Innovation Platform), die sich aus dem D-ZIB in Deutschland, BATELIA in Frankreich, INDanube aus der Donau Region und durch das Innovation Lab aus den Niederlanden zusammensetzt.

Der angestrebte »Innovationsschub« soll dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt in Europa auch gegenüber anderen Verkehrsträgern zu erhöhen und mehr Güter vom Lkw auf das Binnenschiff zu verlagern.

Einer der ersten Schritte für die Arbeit des D-ZIB ist es, den Zugang zu den Marktakteuren zu finden und den Innovationsbedarf zu klären. Mit Informations- und Beratungsangeboten will man schiffs- und betriebsspezifisch klären, welche konkreten Ansätze sich bieten, bessere Ergebnisse zu erzielen. »Wir haben ganz bewusst ein niedrigschwelliges Beratungsformat entwickelt«, erklärt Katja Baumann, die als Geschäftsführerin von Mariko gleichzeitig für das D-ZIB verantwortlich ist. Baumann und ihr Team arbeiten zudem am Aufbau eines Expertenpools.

Der Werkzeugkasten des D-ZIB für die Förderung von Innovationen umfasst unter anderem einzelbetriebliche Beratungen, die in der Entwicklung von Projekten, deren Betreuung und Umsetzung münden können. Dabei wird auch Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln gewährt. Zum Angebot gehören auch Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung.

Zudem bringt sich das D-ZIB durch Mitwirkung in Verbänden und politischen Gremien in die Gestaltung der Innovations-Politik ein und versteht sich als Schaltstelle für den Technologietransfer.

Für die zunächst bis Ende 2018 gesetzte Laufzeit steht ein Budget von 375.000 € zur Verfügung. Dabei wird auf personelle Ressourcen aus dem Maritimen Kompetenzzentrum (Mariko) in Leer zurückgegriffen, das bereits zahlreiche Projekte erfolgreich auf den Weg gebracht hat. Dazu gehören beispielsweise die LNG-Initiative Nordwest, das Projekt »Green Shipping Niedersachsen« oder das Vorhaben »Marigreen«, zwischen 2011 und 2015.
Hermann Garrelmann