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Die deutschen Werften haben im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Schiffe abgeliefert. Wie in den Vorjahren wurden hauptsächlich Personen- und Arbeitsschiffe fertiggestellt. Das Orderbuch lässt ein Anhalten des Aufwärtstrends vermuten

Die Zeiten, in denen auf deutschen Werften Frachtschiffe konstruiert worden sind, gehören endgültig der Vergangenheit an. Bereits im vierten Jahr in Folge wurde kein Frachter mehr gefertigt. Was anfangs noch als Zufall abgetan hätte werden können, hat sich also zu einem klaren Trend entwickelt. Es ist schlicht zu teuer, hierzulande Berufsschiffe bauen zu lassen.

Dennoch scheint es im hiesigen Schiffbau langsam wieder aufwärts zu gehen. Darauf lässt zumindest die Anzahl abgelieferter Einheiten schließen, die sich 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht hat. Zu den am häufigsten bestellten Schiffstypen gehören wie in den Vorjahren Personenschiffe und Arbeitsboote.

Premieren bei zwei Werften

Die vor zwei Jahren von der Genting Gruppe gegründete MV Werften Wismar hat im Spätsommer ihre ersten beiden Neubauten abgeliefert. Es handelte sich um die Flusskreuzfahrtschiffe »Crystal Bach« und »Crystal Mahler«, die binnen weniger Wochen dem Auftraggeber Crystal River Cruises übergeben wurden.

Auch die in der Nähe von Hamburg gelegene Pella Sietas Werft feierte im vergangenen Jahr Premiere und übergab ihren ersten Neubau nach der Übernahme durch den neuen Eigentümer. Dies war ein Prototyp für das in Hamburg beheimatete Unternehmen Hadag. Im Mai wurde die fast 400 Passagiere fassende Personenfähre im Hamburger Hafen auf den Namen »Elbphilharmonie« getauft. Im Vergleich zu den Vorgängern, die jeweils für etwa 250 Fahrgäste Platz bieten, wurde die Kapazität somit deutlich erhöht, bei nahezu identischen Maßen.

Zudem hat die zur Werftgruppe Meyer gehörende Neptun Werft aus Rostock den Bau ihrer Serie an Flusskreuzfahrtschiffen für Viking River Cruises fortgesetzt. Anders als in den Jahren zuvor, als teilweise sechs oder mehr Einheiten übergeben worden waren, wurden 2017 aber nur die beiden Einheiten »Viking Herja« und die »Viking Hild« an das Unternehmen mit Hauptsitz in Los Angeles abgeliefert. Ein Fahrgastschiff, die »Utting« für die Bayerische Seenschifffahrt, sowie die beiden Fähren »Mary Roos« und »RheinSchwan« wurden von der Lux Werft fertiggestellt. Ein Fahrgastschiff, die »Seeheilbad Zingst« für die Reederei Poschke, lieferte auch die Werft Stahlbau Müller aus Spessart ab.

Eine weitere Domäne deutscher Werften bleibt der Bau von Arbeits- und Aufsichtsbooten. Fünf solcher Einheiten für verschiedene Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter übergab die Schiffswerft Hermann Barthel im vergangenen Jahr. Wasser- und Schifffahrtsämter waren auch die Hauptauftraggeber der Schiffswerft Bolle. Zu einem Arbeitsboot und drei Prähmen, die 2017 abgeliefert wurden, kam noch das Fahrgastschiff »Sunliner« für die Reederei Wurm & Köck hinzu.

Die Erlenbacher Schiffswerft stellte zwei Arbeitsboote fertig. Die »OHF 277« wurde an OHF Hafen und Flußbau, die »Bojenleger 1« an via Donau aus Österreich geliefert. Die Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (SET) schloss den Bau des rund 40m langen Mehrzweckschiffs »Leysand« ab. Im November nahm der Auftraggeber, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), seinen Neubau in Empfang. Die Werft lieferte zudem ein Wohnschiff sowie einen Sanierungspram an nicht näher genannte private Auftraggeber ab. Einen Deckpram bekam das WSA Magdeburg bereits im Februar von der Schiffwerft Fischer.

Die Neue Ruhrorter Schiffswerft ist erneut aktiv im Bau von Schubleichtern und Klappschuten gewesen. Drei Schubleichter gingen an ThyssenKrupp Veerhaven, zwei Klappschuten an Felbermayr.

Die Hitzler Werft übergab der Hamburg Port Authority (HPA) zwei eisbrechende Schlepper für den Hamburger Hafen, während die Branddirektion Karlsruhe das bei Neckar Bootsbau Ebert gefertigte Hilfeleistungslöschboot »Pamina 1« ausgehändigt bekam. Das erste von insgesamt sieben rund 10m langen Rettungsbooten lieferte unterdessen Tamsen Maritim an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) aus. Es wurde auf den Namen »Nimanoa« getauft.

Die Werft Ostseestaal/Formstaal ist auf elektro-solar-betriebene Schiffe spezialisiert. Im vergangenen Jahr wurden ein auf diese Weise angetriebenes Seminarschiff, eine Autofähre sowie ein Fahrgastschiff ihren Auftraggebern ausgehändigt. Die Kuhnle Werft ist ebenfalls auf den Bau spezieller Einheiten fokussiert, sie übergab sie einen Kormoran und zwei Febomobile.

Positiver Trend setzt sich fort

Das Orderbuch der deutschen Werften umfasst auch zu diesem recht frühen Zeitpunkt im Jahr schon einige Einträge. Teilweise werden Aufträge jedoch recht kurzfristig platziert, folglich ist davon auszugehen, dass noch weitere Bestellungen kommen werden, während der kommenden zwölf Monate an den jeweiligen Auftraggeber abgeliefert werden.

MV Werften Wismar will in diesem Jahr die Flusskreuzfahrtschiffe Nummer drei und vier an Crystal River Cruises übergeben. Damit wird das in Auftrag gegebene Quartett vervollständigt. Nachdem Viking River Cruises im vergangenen Jahr von der Neptun Werft »nur« zwei Flusskreuzfahrtschiffe erhalten hat, haben die Amerikaner 2017 wieder sechs Einheiten der beliebten Longships-Klasse bestellt, die im ersten Quartal 2019 abgeliefert werden sollen. Somit ist die von der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr Amrum beauftragte knapp 76m lange Fähre »Norderaue« das einzige Schiff, das bei der Neptun Werft in diesem Jahr für die Ablieferung vorgesehen ist.

SET plant zum Ende dieses Jahres die Auslieferung eines Hydraulikschwimmbaggers sowie eines Schleppers, während Stahlbau Müller bereits im ersten Quartal drei Schiffe, darunter ein Kasko, fertigstellen will. Ebenfalls drei Einheiten, allesamt Fahrgastschiffe, will die Lux Werft bis zur Jahreshälfte ausliefern.

Einen der jüngsten Aufträge hat Pella Sietas kurz vor den Weihnachtsfeiertagen erhalten. Die Werft baut für die Hadag nach der »Elbphilharmonie« eine zweite Personenfähre, die im Hamburger Hafen zum Einsatz kommen soll. Die Ablieferung ist im September dieses Jahres vorgesehen.

Auch die übrigen Schiffbauunternehmen haben in ihren Auftragsbüchern noch einige Einheiten, wie der angehängten Tabelle zu entnehmen ist.

Thomas Wägener