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135 m lang, fünf Sterne und ein großer Name: Das sind drei Kernmerkmale des jüngsten Flusskreuzers »Robert Burns« der Baseler Reederei Scylla. Der Neubau soll im Frühjahr in Dienst gestellt werden

Im Grunde ist die »Robert Burns«, benannt nach einem der bekanntesten schottischen Dichter, ein internatonales Erzeugnis. Das Kasko entstand auf der Vahali-Werft in Serbien, der Abbau erfolgte bei Da Capo in den Niederlanden, die Flagge trägt die Schweizer Farben der Reederei Scylla, die von Niederländern geführt wird, der englische Charterer Riviera Travel zeigt seinen vornehmlich britischen Gästen an Bord die vielfältigen Donau-Landschaften zwischen Passau und Budapest.

Die Namensgebung nach einem Poeten ist inzwischen eine gute Tradition bei Scylla. Bekannte Größen wie Oscar Wilde, Thomas Hardy und Emily Bronte zieren die Bugflanken der Schiffe der jüngsten Neubauserie. Mit der »Robert Burns« gibt es erneut eine poetische Reminiszenz. Der vermutlich bekannteste schottische Dichter (1759 bis 1796) erfährt in seiner Heimat große Hochachtung. Seine Themen waren insbesondere Liebe, Emotionen, Freundschaft, Amusement, alles Attribute, die man auch mit einer Reise mit dem neuen Flusskreuzer in Verbindung bringen soll.

Optimierter Lärmschutz und eine ausgefeilte Klimatisierung sollen den Aufenthalt an Bord ebenso angenehm machen wie der Service der 44-köpfigen Crew, die den 176 Passagieren alle Wünsche von Augen und Lippen ablesen wird. Eine original englische Teabar dient ebenso der Entspannung wie ein Health-Spa, ein umfassendes Fitness-Angebot und ein Solarium. Dass dabei im Maschinenraum zwei Caterpillar 3508C mit je 782 kW bei 1.600 U/min arbeiten und diverse Bordgeneratoren für ausreichend Strom sorgen, werden die Gäste an Bord gar nicht spüren.

Auch die wichtigste Neuerung an Bord, das von Argonics aus Stuttgart entwickelte Bahnführungssystem, mit dessen Hilfe der Schiffsführer stets den optimalen Kurs fahren kann, wird für die Fluss-Urlauber nicht bemerkbar sein. Für Robert Reitsma, den Chef von Scylla, ist das ein deutlicher technologischer Schritt nach vorn. Die Entscheidung für den Einbau des Systems erfolgte relativ spontan, nachdem Reitsma auf dem Stand von Alphatron auf der Europort davon Kenntnis erhalten hatte.

Alphatron vertreibt den »Adaptiven Autopiloten« mit automatischer Kurs- und Kurvenführung unter dem Begriff »Alpha River Track«. Argonics gab dem System den Namen »argoTrackPilot«.

Reitsma erwartet von dieser neuen Technik mehr Komfort an Bord und einen verringerten Dieselverbrauch, insbesondere durch optimierte Ruderlagenwechsel. »Letztlich ist es aber noch immer der Schiffsführer, der das Schiff manövriert und nicht der Computer«, sagt Reitsma. Der Spurassistent kann die vorab eingestellte optimale Linienführung automatisch abfahren, bei Bedarf wie beispielsweise Gegenverkehr lässt sich die Fahrlinie von Hand anpassen.

An Bord der »Robert Burns« stehe nun endlich auch ein angemessenes Beiboot, freut sich Reitsma. Lange sein man auf der Suche nach einem zum Stil passenden MOBboot (Man over Bord) mit RheinSchUO (Rheinschiffsuntersuchungsordnung)-Zulassung gewesen. Nun habe sich Klop Watersport besonders eingesetzt und das entsprechende Beiboot mit Zertifikat geliefert.

Auf aktuelle Anforderungen reagiert man bei Scylla auch hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit. Sieben Schiffe der Flotte fahren inzwischen mit GTL (Gas to Liquids). Leider, so Reitsma, gebe es entlang der Donau noch keine ausreichende Bunkermöglichkeit für diesen Kraftstoff, sonst würde man auch dort gern GTL einsetzen.

Wenn die »Robert Burns« zum Frühjahr 2018 ihren Dienst antritt, wird bereits an einem weiteren Projekt für Scylla gearbeitet. Ende des Jahres soll ein identisches Schiff fertig sein. Da mit dem Zugang des aktuellen Neubaus die 2001 gebaute 82m lange »Saxonia« verkauft wurde, beläuft sich der aktuelle Bestand auf 27 Schiffe.

Für Scylla ist der Standort in Hardinxveld-Giessendam in Zukunft nicht nur ein Bauplatz für neue Schiffe. Durch den Ankauf des Terrains der ehemaligen Schiffswerft Van Mill hat Scylla nun auch eine eigene Betriebsstätte zur Verfügung. Der »Initium« genannte Standort sei ideal, um hier die Scylla-Schiffe der nötigen Winterinspektion und sonstigen Wartungsarbeiten zu unterziehen. Die Ausstattung des Geländes, unter anderem mit einem Turmdrehkran und großen Parkplätzen, erlaube es, hier sehr flexibel zu arbeiten. Die unmittelbare Nähe von Spezialbetrieben des Schiffbaus und Lieferanten sowie die Möglichkeit, hier mit bis zu sieben Schiffe mit 135m Länge festzumachen, gebe ungeahnte Möglichkeiten zu Optimierungen.
Hermann Garrelmann