Oberelbe-Häfen trotzen den Widrigkeiten

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Auf dem traditionellen Jahresempfang der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO)

konnte Geschäftsführer Heiko Loroff gute Zahlen für seine Hafengruppe verkünden –

trotz des langanhaltenden Niedrigwassers

Durch die trimodale Aufstellung aller sechs Häfen der Hafengruppe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und der Tschechischen Republik sowie des Brandenburger Hafens Mühlberg sei es gelungen, die Umschlagleistungen trotz widrigster Umstände um 1% auf 2,66Mio.t Güter zu steigern, so Loroff.

Rekord in Riesa

Für den Containerumschlag in Riesa vermeldete er gar ein Rekordergebnis von 42.907TEU – ein Plus von 4.920TEU bzw. +13% gegenüber dem Jahr 2016. Es sei das höchste Ergebnis seit Bestehen des Riesaer Terminals. Durch die Elbe-Containerlinie ECL 2000 werde Riesa zweimal wöchentlich angelaufen. Mit der Albatros-Ganzzugverbindung, die wochentäglich fünfmal kommt und wieder abfährt, sei das Terminal an seiner Leistungsgrenze seit langem angekommen.

»Wir wollen die Zahl wöchentlicher Ganzzugsverbindungen in diesem Jahr auf sieben steigern und auch bei der ECL wollen wir die wöchentlichen An- und Abfahrten auf drei erhöhen, weil wir sonst dem steigenden Bedarf nicht gerecht werden können«, kündigte Loroff an.

Während der Niedrigwasserzeit, als keine Schiffe fahren konnten, wurden die Container per Lkw der unternehmenseigenen Flotte von den Kunden direkt zum Seehafen hin- und zurück gebracht. Dazu wurde die Flotte vergrößert und Kraftfahrer eingestellt, teilweise auch aus der Tschechischen Republik, um den Transportbedarf abdecken zu können.

Neue Containerservicehalle

Als besonders erfolgreich habe sich die Investition in die neue klimatisierte Containerservicehalle erwiesen, in welcher mittlerweile schon im Zwei-Schichtbetrieb gearbeitet werde, so Loroff. Hier werden »Leistungen rund um den Container« angeboten. Das Portfolio reicht von Reparaturen, Reinigungen, Sonderbau und Handel von Containern über den Einbau von Inlets und Spezialeinbauten bis hin zur Be- und Entladeladung, dem Containerstauen und –packen sowie der Kommissionierung für die Kunden. Diese Halle sei bereits so ausgelastet, dass an einer Erweiterung gearbeitet werde.

Ferner bestätigte Loroff die Absicht, ein 10.000m² großes Grundstück auf dem Hafengelände am Südufer erwerben zu wollen. Dort würden bereits Räumungsarbeiten stattfinden. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. So wie das Planfeststellungsverfahren für das Containerterminal Süd erfolgreich abgeschlossen ist, was wir für dieses Jahr erwarten, beginnen die Bauarbeiten«, kündigte der SBO-Geschäftsführer an.

In Riesa gäbe es keine Ansiedlungsflächen mehr. Alle Quadratmeter, die noch vorhanden seien, benötige der Hafen selbst. »Unsere logistischen Angebote sind von der sächsischen Wirtschaft sehr stark angenommen worden. Jetzt müssen wir liefern«, bekräftigte Loroff.

Leistungen in allen Häfen steigen

Der Hafen Riesa werde in diesem Jahr sein 130-jähriges Bestehen mit einem Hafenfest am 31. August begehen, wozu die Riesaer Bevölkerung herzlich eingeladen sei, blickte Loroff voraus. Mit den Einwohnern des Stadtteils Gröba, in dem der Hafen liege, habe man ohnehin keine Probleme, weil sie über Generationen mit dem Hafengeschäft vertraut seien.

Langanhaltendes Niedrigwasser

Von Mai bis Oktober hatten die SBO-Häfen mit dem langanhaltenden Niedrigwasser zu kämpfen. Dies hat sich negativ auf den Binnenschiffumschlag ausgewirkt, der gegenüber dem Vorjahr um 17% auf 195.000t zurückging. Gleichzeitig konnten in den Häfen die Umschlagleistungen per Bahn um 12% auf 90.000t gesteigert werden. Zu den per Bahn transportierten Gütern gehörten Container, Schrott, Düngemittel und Stahlbleche, zu per Binneschifff beförderten Waren zählten hauptsächlich Container, Getreide, Flussspat, Sojaschrot, Stahlprodukte, Schrott und Projektladungen.

Vor allem die Häfen Dresden, Roßlau und Lovosice, so Loroff, hätten sich bereits seit Jahren als hervorragende Dienstleistungsstandorte für den Umschlag von Projektladungen etabliert. »Besonders positiv ist die Entwicklung im Hafen Dresden. Seit der Inbetriebnahme des Liebherr-Raupenkranes LR 1600/2 im Jahr 2015 konnte der Hafen kontinuierlich zum Zentrum für den Schwergutumschlag in der Region ausgebaut werden. Im Jahr 2017 erfolgten 118 Großverladungen mit einem Gesamtgewicht von 10.500t, führte Loroff aus. Damit wurde die Umschlagmenge gegenüber Vorjahr verdoppelt und »wir rechnen mit weiter steigender Tendenz«, blickte der Hafenchef voraus.

Der Industriehafen Roßlau, an dem die Stadt Dessau-Roßlau mit 50% beteiligt ist, war ebenfalls vom Niedrigwasser beroffen: Im Jahr 2017 konnten deswegen nur 464.000 t Güter umgeschlagen werden, womit der Güterumschlag gegenüber dem Vorjahr um 11,8% zurückging.

Großinvestition im Hafen Roßlau

Gesteigert werden konnte auch hier der Güterumschlag per Eisenbahn, trotz zweimaliger Sperrung der Gleisanlagen aufgrund von Sanierungsarbeiten. Insgesamt wurden 1.827 Waggons mit 89.607t Ladung abgefertigt (+36%). Umgeschlagen wurden vor allem Stahlprodukte.

Um die Leistungsfähigkeit des Hafens Roßlau weiter steigern zu können und den Anforderungen der verladenden Wirtschaft gerecht zu werden, seien umfassende Investitionen in die Infrastruktur geplant. Rund 10Mio. € investiert die Stadt Dessau-Roßlau in die Ertüchtigung der vorhandenen Gleisanlagen und Zuführungen einschließlich Entwässerung, den Neubau eines zweiten Ladegleises, den Neubau einer Gleiswaage sowie den Ersatzneubau der Kaimauer und die Verlängerung der Kranbahn.


Christian Knoll