Stromhafen mit Potenzial

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Mit der Gründung der DeltaPort Niederrheinhäfen ist auch Orsoy wieder ein wenig mehr in den

Fokus geraten. Der Stromhafen ist auf Schüttgut spezialisiert und passt mit seinem Portfolio

recht gut zu den anderen im Bunde

In Orsoy bewegt man routiniert Schüttgüter bis hin zu einer Maximal-Kapazität von 3Mio.t pro Jahr. Diese hat man allerdings 2017 nicht erreicht. Der Umschlag war aufgrund der Schließung des Steinkohle-Kraftwerks Voerde um 300.000t auf 1,7Mio.t gesunken. Auch die im Saarland gelegenen Steinkohle-Kraftwerke Weiher und Bexbach werden vom Hafen Orsoy aus beliefert und sind inzwischen im Reservebetrieb. Da der Übertragungsnetzbetreiber Amprion die beiden Blöcke als systemrelevant eingestuft hat, bleiben sie in der Belieferung mit Umschlag in Orsoy, aber eben mit reduziertem Bedarf.

Der 1913 errichtete, direkt am Rheinkilometer 793,8 bis 794,5 gelegene Hafen ist weitestgehend unabhängig von Hoch oder Niedrigwasser und garantiert mit seiner Suprastruktur einen zügigen Umschlag, sei es von Schiff zu Schiff oder von Schiff zu Bahn: Die 120-m-Kranbrücke ist 30m hoch und hebt bis zu 20t, die Stundenleistung beträgt ca. 400t. Hinzu kommen zwei weitere 3-t-Portal-Drehkrane mit einer Auslage von bis zu 35m.

Zwei Rangiergeräte, vier Waggonverladeeinrichtung mit integrierter Wiegeeinrichtung, eine dynamische Gleiswaage, eine Förderbandanlage mit einer Verladekapazität von bis zu 1.000t, ein Radlader und die drei nebeneinander liegenden Gleise mit Doppelzuglängen sorgen für recht hohe Kapazitäten und Flexibilität. An der 360m langen Hafenfläche können drei Schiffe gleichzeitig festmachen.

Vor allem bei Kohletransporten aus den Westhäfen, kann es aber vorkommen, dass deutlich mehr Schiffe Orsoy zur gleichen Zeit ansteuern. In dem Fall hilft der nahgelegene Hafen Wesel mit Liegeplätzen aus, die wartenden Schiffe kommen dann auf »Zuruf« an die Kaimauer.

80.000m2 Hafenfläche stehen zur Verfügung, wovon die im Hafen ansässige Carbon Energy einen Teil fest belegt. 65.000m2 Lagerfläche nutzt der Hafen im Auftrag seiner Kunden und zum Umschlag. Neben dem Hauptprodukt Steinkohle gehen vor allem Petrolkoks und Erze über die Kaikanten. Neben den Kraftwerken schlägt zum Beispiel auch die Dillinger Hütte im Saarland Schüttgüter über den Hafen Orsoy um. Während Kohle und Erze über den Hafen ins Hinterland gelangen, geht das Nebenprodukt aus der Mineralölproduktion, der Petrolkoks, den umgekehrten Weg. Zweimal täglich bringt ein Zug den Petrolkoks und ebenfalls zweimal täglich geht eine Zugladung Kohle in Richtung der Kraftwerke.

Die Kohlehalden im Hafen unterliegen einer ständigen Wärmekontrolle, denn dieser Rohstoff neigt dazu, sich bei günstigen Bedingungen aufzuheizen. Dann kann er sogar Feuer fangen. Ist die Kohle zu warm (über 60° C) so muss sie herunter gekühlt werden, sonst darf sie weder verladen noch transportiert werden. Wärmebildkameras im Hafen Orsoy überwachen die Kohle.

Die Schüttgüter können im Hafen auch behandelt und entsprechend der Anforderungen verladen und transportiert werden. So wird beispielsweise kalzinierter Petrolkoks für die Aluminiumproduktion benötigt. Beim Verladen und beim Transport darf diese nicht nass werden. »Wir wickeln die Transporte und Umschläge so ab, wie die Verlader es benötigen«, sagt Fachbereichsleiterin Anne Biehl.

Der Hafen Orsoy gehört zu der Niederrheinischen Verkehrsbetrieben AG (NIAG), die wiederum vom Kreis Wesel und Rhenus Veniro betrieben werden. Im Vier-Schicht-Betrieb sorgt die 35 Mann starke Mannschaft des Hafens für einen 24 Stunden Betrieb, 365 Tage im Jahr.
Martin Heying