Mehr Container auf der Elbe

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Wenn man das Einzugsgebiet der Elbe großräumig betrachtet, so haben sich die Containerverkehre zwischen Berlin und Hannover sowie von Riesa bis Hamburg bis hin zu den ARA-Häfen sehr positiv entwickelt

Bei genauerer Betrachtung ist aber zu sehen, dass die Häfen sich mehr und mehr auf Bahnverkehre mit Containern einrichten. Ein Grund dafür sind Probleme bei Niedrigwasser auf der Elbe. Sechs Monate des vergangenen Jahres war davon vor allem die Elbe-Container-Linie betroffen, was deren Verkehre behinderte. Bei den Kanalverkehren spielt die geringere Fahrwassertiefe indes eine nicht so entscheidende Rolle, weil hier gesicherte Tauchtiefen vorliegen. Trotzdem werden östlich der Elbe per Schiff keine Container befördert, da die bisherigen Versuche ergeben haben, dass der Boxentransport per Schiff zwischen Berlin und Hamburg über die Elbe wegen zu häufigen Niedrigwassers nur gelegentlich, und der über das Kanalgebiet wirtschaftlich nicht erfolgreich betrieben werden kann.

Im Vertrauen auf das Versprechen der Bundesregierung im Verkehrswegeplan 1993, die Elbe so zu ertüchtigen, dass an 345 Tagen im Jahr für die Elbe 1,60m Wassertiefe herrschen, was 1,40m Tauchtiefe entspricht, haben die Hafenunternehmen an Elbe und Saale rund mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert, um sie für Container-, Schwer- und Massengutverkehre nutzen zu können.

Sächsische Binnenhäfen gut gerüstet

Wie in der vorigen Ausgabe berichtetet, haben sich die Sächsischen Binnenhäfen (SBO) einschließlich ihrer tschechischen Töchter in D ín und Lovosice in der Entwicklung der Container- und Schwergutverkehre und Verladungen von 2016 zu 2017 sehr erfolgreich entwickelt. 2016 wurden in Riesa knapp 38.000 TEU umgeschlagen, im vorigen Jahr waren es über 42.900. Das entspricht einer Steigerung um 4.920 TEU (+ 13 %). Damit erreichte Riesa im Containerumschlag ein neues Rekordergebnis.

In Tschechien werden die Container per firmeneigenen Lkw von den Kunden abgeholt und nach Prag gefahren, wo sie auf Züge der Bahngesellschaft Metrans verladen werden, die sie weiter nach Hamburg transportieren.

Gestiegen sind auch die Schwerlastverladungen. In Dresden haben sie sich im vergangenen Jahr sogar auf 180 Schwerlastumschläge verdoppelt. Die SBO bieten in Riesa einen kompletten Service rund um den Container an. In einer vor drei Jahren gebauten Servicehalle, die bereits vollständig ausgelastet ist und demnächst erweitern werden muss, werden auch spezielle Container nach Kundenwünschen gefertigt. Den Vor- und Nachlauf der Boxen zu oder von den Kunden übernehmen auch hier SBO-eigene Lkw. Da das Terminal Nord bereits an der Leistungsgrenze arbeitet, werden leere Container im künftigen Terminal Süd zwischengelagert. Die SBO rechnen damit, dass noch dieses Jahr das Planstellungsverfahren für den Neubau des Terminals Süd abgeschlossen werden wird.

Das Niedrigwasser trifft Aken

Das Niedrigwasser zwischen Mai und November vergangenen Jahres hat den Hafenbetrieb Aken ziemlich hart getroffen. Wurden im Jahr 2016 insgesamt 247.600 t Güter umgeschlagen, davon fast 99.500 t in Containern, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 198.750 t, davon etwa 56.350 in Containern. Die Stückzahlen sanken somit von etwa 7.770 im Jahr 2016 auf gut 4.400 TEU im vorigen Jahr.

Darüber hinaus stellte einer der Hauptkunden ab April 2017 seine Produktion ein, was ebenfalls zu einer Minderung des Containerumschlags beigetragen hat. Im Bereich der Schwergutumschläge und -transporte konnte mit 25.940 t im abgelaufenen Jahr fast das Niveau des Vorjahres (26.753 t) erreicht werden. Das Einzugsgebiet des Akener Hafens reicht über die mitteldeutschen Industriegebiete bis nach Erfurt in Thüringen.

Die Häfen Aken und Magdeburg werden durch die Elbe-Container-Linie der Deutschen Binnenreederei (DBR) bedient. Im vergangenen Jahr sind durch das extreme und lang anhaltende Niedrigwasser nur 4.000 TEU auf dieser Linie transportiert worden. Bei den Umfuhren zwischen den verschiedenen Hamburger Häfen hat die DBR 2017 rund 15.000 TEU transportiert und auf der Linie Hamburg–Braunschweig–Hannover–Minden waren es 80.000 TEU. Containerverkehre können sich also durchaus rentieren.

Rekordergebnis in Magdeburg

Die Transportwerk Magdeburger Hafen GmbH (MHG) profitiert maßgeblich von einer beständigen Tauchtiefe von 4m im gesamten Kanalhafengebiet seit der Freigabe der Niedrigwasserschleuse im Rothenseer Verbindungskanal am 12. Dezember 2013. Entsprechend hat sich der Containerumschlag kontinuierlich gesteigert. Im vergangenen Jahr wurde mit 60.500TEU ein Rekordergebnis erzielt (siehe Tabelle).

Das Transportwerk versendet und empfängt Container nicht nur, auch Bahnverkehre mit Containern gehen über die Magdeburger Häfen. Eine Trennung zwischen Bahn- und Binnenschifftransporte wird statistisch jedoch nicht vorgenommen. Für die Schwerguttransporte lagen noch keine Ergebnisse vor.

BCF und UHH gut im Rennen

Die Börde Container Feeder GmbH (BCF) hat ihren Sitz in Haldensleben im Stadthafen am Mittellandkanal und betreibt außerdem ein Terminal am Elbe-Seitenkanal in Wolfsburg-Fallersleben.

Für das Jahr 2016 hatte das Unternehmen 35.000 TEU gemeldet, 2017 konnte die Anzahl auf rund 40.000 TEU gesteigert werden. Geschäftsführer Hergen Hanke ist zufrieden.

Er betrachtet die BCF mit der Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben (UHH) als wichtigen Hafenstandort im Seehafen-Hinterlandverkehr von und nach Hamburg, hat aber auch Bremerhaven im Angebot.

Gefahren wird zwischen Hamburg und Haldensleben mit zwei Koppelverbänden von 185 m Länge und 9,50 m Breite. Die »BCF Glückauf« mit Schubleichter »Primero« kann 144 TEU in zwei Lagen transportieren und die »BCF Amazone« mit Schubleichter »Segundo« kann pro Reise bis zu 138 TEU übernehmen. Bei steigendem Bedarf, würden freie Schiffe gechartert. Die Verkehre würden planmäßig laufen, heißt es. Ein Rundlauf dauert in etwa zwischen acht und elf Tage.

Halle und BEHALA setzen auf Züge

Weil die Saale nur gelegentlich schiffbar ist, da es keinen Saale-Seitenkanal zwischen der Elbe und Calbe/Saale gibt, empfängt und versendet der Hafen Halle Container nur per Bahn und organisiert auch die Vor- und Nachläufe der Containerverkehre.

Im vergangenen Jahr wurden mit 70.000 TEU etwa 4.000 TEU mehr umgeschlagen als 2016. »Dabei wurden zirka 750.000 t umgeschlagen, also rund 50.000 t mehr im Vergleich zum Vorjahr«, so Geschäftsführer Andreas Haschke. Gefahren würden sechs Umläufe zwischen Halle/Saale und dem Hamburger Hafen.

Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA) hat den Umschlag im vergangenen Jahr auf insgesamt 4.637.000 t Güter steigern können. Im Vorjahr waren 4.234.000 t über die Kaikanten gegangen. Erst Ende September 2017 hatte das Unternehmen ein neues Leercontainerdepot im Berliner Westhafen in Betrieb genommen.

Damit will die BEHALA nach eigenen Angaben den rasant steigenden Umschlagzahlen Rechnung tragen und dringend benötigte Kapazitäten für das weitere Wachstum dieses innerstädtischen Logistikdrehkreuzes schaffen. Denn auch der Containerumschlag entwickelt sich weiter positiv.

Im zurückliegenden Jahr wurden rund 144.370 TEU umgeschlagen, 129.500 TEU waren es im Vorjahr. Der Schwergutumschlag, der im selben Hafenbecken vonstatten geht, ist dagegen um etwa ein Drittel von 33.500 t auf 21.500 t eingebrochen.

Die BEHALA hat ihr Containerterminal im Westhafen 2001 in Betrieb genommen. Anfags lag die Stellplatzkapazität bei 650 TEU. Bis 2004 kam man auf 850 TEU. Allerdings musste schnell konstatiert werden, dass sich die Transporte der Boxen mit dem Binnenschiff nicht rechneten. Also holte man seinerzeit lieber die Bahn ins Geschäft und organisierte Ganzzugverkehre nach Hamburg und retour auf dem Schienenweg.

Dieses Vorgehen erwies sich als erfolgreich, denn seither ist der Güterumschlag stetig angestiegen. Es wird in Berlin auf dem Geländer der BEHALA mit zwei Kranbrücken gearbeitet. Der Containerverkehr mit dem Binnenschiff wurde dagegen eingestellt.


Christian Knoll