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Nachdem zu Beginn des Jahres Hochwasser die Schifffahrt auf einigen Wasserstraßen lahmgelegt hatte, kam auf vielen Flüssen und Kanälen der Verkehr aufgrund von Eisbildung erneut für mehrere Tage, ja teilweise sogar wochenlang zum Erliegen

Besonders stark betroffen war der Osten Deutschlands. Grund für die Kältewelle war ein von Nordosten einziehendes Hochdruckgebiet. Am 26. Februar 2018 meldete das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Eberwalde, dass in Hohensaaten an der Oder die sechs Eisbrecher »Schwedt«, »Kietz«, »Frankfurt«, »Kienitz«, »Usedom« und »Eber« mit KW-Stärken zwischen 445 (Eber) und 880 (Schwedt und Frankfurt) einsatzbereit seien. Die Kennzeichnung der Fahrrinne auf der Oder habe nicht mehr gewährleistet werden können, hieß es.

In den Kanalstrecken zwischen Berlin und Stettin bildete sich streckenweise bereits eine geschlossene Eisdecke, sodass die Havel-Oder-Wasserstraße teilweise für die Schifffahrt gesperrt werden musste. Bei eintretendem Tauwetter würden die Eisbrecher aus Hohensaaten in Richtung Stettin auslaufen, um gemeinsam mit sieben polnischen Einheiten vom Dammschen See aus die Oder nach oberhalb aufzubrechen, was dann auch erfolgte. Oder und Elbe führten bereits Treibeis. Auf der Oder war die Schifffahrt bereits eingestellt. Eine Woche im Übergang vom Februar zum März pendelten die Temperaturen im polnischen Küstrin nachts zwischen -15°C und -20°C.

Als am 5. März 2018 schließlich das Tauwetter eintrat, begann die deutsch-polnische Eisbrecherflotte von Stettin aus die Oder bergwärts aufzubrechen. Der Eisaufbruch auf der Oder, so schrieb das WSA Eberswalde, erfolge in Zusammenarbeit deutscher und polnischer Behörden auf der Grundlage einer gemeinsamen Vereinbarung. Die Gesamtleitung des Einsatzes der deutsch-polnischen Eisbrecherflotte obliege der polnischen Seite, vertreten durch die Regionale Wasserwirtschaftsdirektion in Szczecin (RZGW Szczecin). Die Zuständigkeit auf deutscher Seite liege beim WSA Eberswalde.

Auf weiten Teilen der Elbe konnte in der gesamten Zeit bei zum Teil dichtem Treibeis noch gefahren werden. Auch die Häfen arbeiteten weiter, weil in Dresden, Riesa, Aken und Magdeburg von Eisbrechern das Eis freigebrochen wurden. Die südlich von Hamburg gelegene Schleuse Geesthacht stellte wegen der Eissituation jedoch den Betrieb vorübergehend ein. Bis zu 30 Schiffe kamen nicht weiter und mussten zwangsweise im Bereich der Schleuse festmachen. Auch im Raum Hamburg waren bis zu sechs Eisbrecher in Alarmbereitschaft.

Im Kanalgebiet westlich von Berlin hielten Eisbrecher vom Typ Elbe und Havel die Route über Spree, Havel, Elbe-Havel-Kanal bis in den Mittellandkanal bis zum eintretenden Tauwetter am 5. März befahrbar.

Auch im Süden Deutschlands musste die Schifffahrt teilweise mehrere Tage lang wegen der Eisbildung eingestellt werden. Als einer der ersten Wasserstraßen war der Main-Donau-Kanal betroffen. An sieben Schleusen zwischen Erlangen und Hilpoltstein wurde zunächst nur in der Zeit von 6 Uhr bis 22 Uhr geschleust. Spezielle Eisstoßer waren im Einsatz, um das Eis von den Schleusenwänden abzustoßen, damit keine gefrorenen Brocken auf die Schiffe fallen. Da diese Arbeiten in der Nacht nicht möglich seien, müsse für diesen Zeitraum der Schleusenbetrieb eingestellt werden, sagte Stefanie von Einem vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Nürnberg. Auch hier hatten sich Eisbrecher auf den Weg gemacht, um die Fahrrinne eisfrei zu halten.


Christian Knoll, Thomas Wägener