5 Fragen an …

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… Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing (HHM)

Wie sind die Perspektiven für Binnenschiffe im Hamburger Hafen?

Ingo Egloff: Trotz des Anstiegs bei der Beförderung von Containern per Binnenschiff sehe ich allgemein noch Luft nach oben. Die Perspektiven sind aber deutlich besser als vor einigen Jahren. Der Prozess hat in Hamburg erst reifen müssen. Anfangs waren die Terminals sehr verhalten beim Thema Binnenschifffahrt. Das hat sich mittlerweile eindeutig zum Positiven verändert, denn die Situation der Anläufe von Seeschiffen hat sich grundlegend gewandelt. Früher kamen die großen Schiffe über die Woche verteilt und belegten die Kaimauern. Heute kommen zwar größere Schiffe, aber insgesamt auch weniger. Das sorgt für Lücken an den Kaimauern, die Binnenschiffe nutzen können.

Wie können die Prozesse optimiert werden?

Egloff: Wir haben damit begonnen, die Binnenschiffe an die Terminals besser zu steuern. Dies geschieht über das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC). Durch die bessere Steuerung entstehen sowohl für die Terminals als auch für die Binnenschiffe Vorteile. Einige Binnenschiffsreedereien nehmen das Angebot bereits in Anspruch. Zusätzlich läuft das River Information Service (RIS)-Projekt des Bundesverkehrsministeriums. Dafür werden digitale Kommunikationsmöglichkeiten am Fluss geschaffen, was eine bessere Zulaufsteuerung bewirkt. Das HVCC ist darin einbezogen. Dadurch kann beispielsweise besser verfolgt werden, wann die Schiffe in den Schleusen oder am Schiffshebewerk Scharnebeck sind. Des Weiteren lassen sich Begegnungsverkehre an Engstellen besser koordinieren.

Gibt es in Hamburg Überlegungen für separate Binnenschiffterminals, wie es sie in anderen Wettbewerbshäfen gibt?

Egloff: Das wurde intensiv diskutiert, der Gedanke ist aber wieder verworfen worden, weil dann ein zusätzlicher Transport zwischen den See- und Binnenterminals nötig wäre. Dadurch würden zusätzliche Kosten entstehen, was die Konkurrenzfähigkeit des Binnenschiffs gegenüber den anderen Verkehrsträgern herabsetzen würde.

Im Hafenentwicklungsplan 2025 gab es ursprünglich das Ziel, die Containertransporte per Binnenschiff auf 5% zu erhöhen. Ist das noch realistisch?

Egloff: Das hängt in erster Linie von den Rahmenbedingungen ab, die geschaffen werden müssen. Wenn es uns gelingt, die Fahrwasserverhältnisse auf der Elbe so zu verstetigen, dass auch die Häfen der Oberelbe bis nach Tschechien mit regelmäßigen Linienverkehren verlässlich planen können, sehe ich die 5% beim Containertransport per Binnenschiff durchaus als möglich an, zumal die Transporte auf der Bahnstrecke Richtung Sachsen limitiert sind. Ein wichtiger Faktor ist auch die Staustufe Decin.

Wie sieht es mit anderen Gütergruppen aus?

Egloff: Rund 11,5Mio.t Güter wurden 2017 mit dem Binnenschiff von und nach Hamburg ins Hinterland transportiert. Jährlich gibt es fast 10.000 Anläufe. Das ist eine positive Entwicklung. Potenzial gibt es auch für Projektladung. Große Gasturbinen von Siemens kommen beispielsweise aus dem Berliner Raum per Binnenschiff nach Hamburg. Das Spezialschiff »Ursus« unseres Partner BEHALA eignet sich sehr gut für diese Transporte. Die Ladung wird hauptsächlich auf den Stückgutterminals von C. Steinweg und Wallmann umgeschlagen. Wir sind dabei, die Krankapazität zu erhöhen. Derzeit liegt das Limit bei 406t. Nach aktuellem Stand bleibt der Schwimmkran »Enak« in Hamburg, der bis zu 750t heben kann und der dann für die Verladung genutzt werden könnte. Dies würde neue Möglichkeiten eröffnen und zusätzliche Projektladung nach Hamburg bringen.