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Die Arbeiten am Containerterminal der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein (KWS) in Kreuztal gehen in die Endphase. Im September dieses Jahres soll die Umschlageinrichtung offiziell in Betrieb gehen.

Bis Ende Mai sollen die laufenden Betonierarbeiten abgeschlossen sein, bis Ende Juni die sonstigen Bauarbeiten. Im Juli sollen dann die technische Gebäudeausstattung und die Arbeitsplätze installiert werden, bevor im August der Probebetrieb geplant ist.

»Beim Bau der Verkehrsflächen rund um die Gleisanlagen haben wir absolute Pionierleistungen erbringen müssen«, sagt Landrat Andreas Müller, Vorsitzender des Aufsichtsrates der KSW: »Als wir gerade mit den Betonierarbeiten beginnen wollten, hatte sich herausgestellt, dass die Richtlinie der DB Netz AG für solche Abstell- und Umschlagflächen eine nicht ausreichende Dimensionierung aufweist. Deshalb haben wir selbst eine fachtechnische Stellungnahme in Auftrag gegeben, die der Neugestaltung des Regelwerkes der DB Netz AG für Betonverkehrsflächen vorgreift«, erläutert der Landrat.

Verzögerungen beim Bau

Ursprünglich wurden die betonierten Umschlag- und Verkehrsflächen des Containerterminals nach der Richtlinie »800 06« geplant. Als in Kreuztal gerade mit den Betonierungsarbeiten begonnen werden sollte, wurde jedoch deutlich, dass auf Flächen, die nach den Vorgaben dieser Richtlinie gebaut wurden, Schäden entstanden waren.

Insbesondere wenn beladene Seecontainer dreifach übereinander gestapelt würden, hielte die Betonfläche den Belastungen nicht dauerhaft stand. Auch die Belastung durch die mobilen Umschlaggeräte, die sogenannten Reachstacker, sei höher als die Betonfläche vertragen könne, hieß es.

Kontaktaufnahme mit einem Fachmann

Als dies alles in 2016 bekannt geworden war, hatte die KSW sofort alle Bauarbeiten für die Verkehrsflächen am Container-Terminal gestoppt. »Da wir aber auch nicht warten konnten, bis die Bahn ihre Richtlinie überarbeitet hat, sind wir selbst aktiv geworden«, sagt Christian Betchen, Geschäftsführer der KSW: »Wir haben Prof. Stephan Freudenstein von der Technischen Universität München mit ins Boot geholt: ein absoluter Fachmann für die Konstruktion von Straßen- und Eisenbahnoberbausystemen und Flugbetriebsflächen.« Seine fachtechnische Stellungnahme zur Bestimmung der Betondeckendicken in unbewehrter Ausführung sei jetzt Grundlage der Betonierarbeiten am Containerterminal in Kreuztal. Die in seiner Stellungnahme enthaltenen Bemessungskriterien würden auch in die Revision der DB-Richtlinie einfließen, so Betchen. Damit würde im Ergebnis den Planungsgrundlagen für künftige Betonverkehrsflächen von Containerterminals bereits vorgegriffen werden.

Gleitschalungsfertiger im Einsatz

Die Verkehrsflächen des Containerterminals in Kreuztal werden nun durchgehend in 48 cm dickem, vor Ort gegossenem Beton hergestellt. Insgesamt werden nach Angaben von KWS rund 6.000 m³ Beton je nach Nutzungsbereichen (Gefahrgutabstellung, Tankfläche, Umschlagfläche, Abstellfläche) in unterschiedlichen Sorten verbaut.

Die abschließenden Betonarbeiten haben nach Ostern begonnen. Dabei kämen Geräte wie Gleitschalungs- und Walzenfertiger zum Einsatz, die sonst eher beim Bau von Flughafenlandebahnen oder Autobahnen zu sehen seien, so das Unternehmen. Ein Gleitschalungsfertiger ist ein Fertiger auf Raupenfahrwerk, der in einem Arbeitsgang die Verteilung, Verdichtung und Profilierung des Deckenbetons übernimmt.

Die Betonoberfläche erhalte eine gute Ebenheit und Griffigkeit. Gleitschalungsfertiger könnten bis zu 16 m breite Bahnen in nur einem Arbeitsgang herstellen, heißt es.

»Wir hätten nie damit gerechnet, beim Bau unseres Containerterminals solche Pionierarbeit leisten zu müssen, die den planerischen Grundlagen für künftige Containerterminals in Deutschland vorgreift«, sagt Landrat Müller: »Nachdem wir diese Herausforderung erfolgreich gemeistert haben, fiebern wir nun dem Abschluss der Arbeiten entgegen und freuen uns auf die Inbetriebnahme des Terminals im September.«