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Der Jahresbericht 2017 »Marktbeobachtung Güterverkehr« des Bundesamts für Güterverkehr verzeichnet für deutsche Binnenwasserwege einen Zuwachs bei Verkehrsleistung und Beförderungsmenge trotz teils ungünstiger Pegelstände

Der aktuelle Marktbericht beruft sich auf Zahlen des statistischen Bundesamts. Die positive Entwicklung in der Binnenschifffahrt wurde u.a. durch eine höhere Transportnachfrage für trockene und flüssige Massengüter begünstigt. Einen neuen Höchststand erreichten Containerbeförderungen. Hauptmotor sind demnach die »guten konjunktureller Rahmenbedingungen«. Im Vergleich zu 2016 nahm die Beförderungsleistung des Binnenschiffs auf deutschen Wasserstraßen um 2,2% auf rund 55,5Mrd.tkm zu. Die transportierte Gütermenge erreichte 222,7Mio.t, was einem Plus von 0,6% entspricht. Ursächlich waren vor allem der Verkehr ins Ausland und der Durchgangsverkehr – »wesentlich gebietsfremde Schiffe« waren für das Wachstum verantwortlich. Nach der Schrumpfkur um 1,8% auf 54,3Mrd.tkm 2016 gibt es somit aus 2017 wieder positive Signale.

Deutsche Flotte stagniert

Die deutsche Flotte profitiert davon weniger als ihre Mitbewerber, auch wenn die deutsche Binnenschiffsflotte jüngst Zuwächse verzeichnete. Die Verkehrsleistung von Schiffen unter deutscher Flagge erreichte im Jahr 2017 rund 16,3Mrd.tkm – ein Plus von 1,8% verglichen mit 2016. Die Beförderungsmenge der deutschen Flotte stieg im Vergleichszeitraum um 0,3% auf rund 66,6Mio.t. Ihr Marktanteil auf nationalen Wasserstraßen gemessen an der Verkehrsleistung blieb demnach weitgehend stabil. Vergangenes Jahr betrug der Wert 29,4%, im Vorjahresbericht 29,5%. Im Hinblick auf die Beförderungsmenge betrug ihr Anteil dieses Mal rund 29,9%, 2016 waren es knapp 30%.

Trend nach Güterart

Vor allem Massengüter gaben dieses Mal den Ausschlag für das insgesamt verbesserte Ergebnis: Rund 76% der Verkehrsleistung in der gewerblichen Binnenschifffahrt wurde im Jahr 2017 mit Massenguttransporten erzielt. Die Transportleistung von trockenen Massengütern stieg zuletzt um rund 2,4%, von flüssigen Massengütern sogar um rund 4,1%.

Im Containergeschäft auf hiesigen Wasserstraßen waren zuletzt sogar noch stärkeren Zuwächse zu beobachten: Im Vorjahresvergleich stieg die Transportleistung auf 6,7Mrd.tkm an, was 5,7% mehr beförderten Boxen entspricht als 2016. Es ist allerdings ein Anstieg auf niedrigem Niveau – nur 12,1% der Gesamtleistung entfielen zuletzt auf Container.

Beim Stückgut zeigen die Zahlen nach unten: Ein Rückgang von 6,5% auf insgesamt 5,1Mrd.tkm setzt die seit 2013 stetige Abnahme in diesem Segment (damals knapp 6,2Mrd.tkm) fort. Bei Erzen, Steinen und Erden sahen die Statistiker 2017 mit einem Plus von rund 0,8Mrd.tkm bzw. 9,1% sowohl absolut als auch relativ den höchsten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei den chemischen Erzeugnissen stehen die Signale auf Wachstum während Kohle, rohes Erdöl und Erdgas bedingt durch die Energiewende rückläufige Zahlen zeigen: um rund 2,2Mrd.tkm auf insgesamt 6,7Mrd.tkm. Negativ sieht die Bilanz beförderter Waren auch bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus (-4,8%) sowie für Nahrungs- und Genussmittel (-6,4%).

Vergleich der Verkehrsträger

»Allein die Binnenschifffahrt verzeichnete im Vergleichszeitraum mit Pluswerten von 0,6% bzw. 2,2% sowohl Mengen- als auch Leistungszuwächse«, so der Bericht. Der Straßengüterverkehr mit deutschen Lkw verbuchte einen Mengenanstieg um 1,5% bei einer gleichzeitigen Abnahme der Verkehrsleistung um 0,5%. Verglichen mit den Ergebnissen der Güterbahn in Deutschland, wo 2017 nach Angaben des Berichts ein deutlicher Rückgang von 4,1% auf 348,6Mio.t Güter (öffentlicher Verkehr) zu verzeichnen ist, hat das Binnenschiff Fahrt aufgenommen. Die Containerisierung der Binnenschifffahrt schreitet voran – mit insgesamt knapp 2,6Mio.TEU im Jahr 2017 wurde das bis dato höchste Volumen auf deutschen Wasserstraßen erzielt. Die starke Zunahme beladener Container (um 7%) verweist auf eine wachsende Attraktivität des Binnenschiffs als echte Beförderungsalternative insbesondere mit Blick auf die zahlreichen Bauarbeiten im Schienennetz. Hiervon konnte die Straße aber weit mehr profitieren. Der Seehafen-Hinterlandverkehr der Binnenschifffahrt wuchs um 4,8% gegenüber 2016 – er macht 94% aller Containerbewegungen in der Binnenschifffahrt aus. Bei der Bahn hingegen schlug die Abnahme der Seehafen-Hinterlandverkehre Amsterdams und Rotterdams negativ zu Buche während Binnenschiffe bei Verbindungen nach Rotterdam und Antwerpen zulegten. Der maritime kombinierte Verkehr nahm ebenfalls zu, eine Chance für die teilnehmende Binnenschifffahrt.

Fahrtgebiete

Die einzelnen Fahrtgebiete zeigen ein gemischtes Bild: Während am Rhein der Güterumschlag nur gering abnahm, entwickelten sich Westdt. Kanalgebiet, Mittellandkanalgebiet, Weser- und Donaugebiet positiv. Das Elbegebiet blieb im Minus. Verglichen mit 2016 entsprachen in Berlin und Brandenburg die Verluste je etwa einem Viertel der umgeschlagenen Gütermengen. Der Bericht beleuchtet die regionale Entwicklung weiter mit Daten ausgewählter deutscher Binnenhäfen – starke Rückgänge beim Güterumschlag haben Ludwigshafen (-16,5%), Duisburg (-6,2%), Hamburg (-5,3%) und Köln (-2%) hinzunehmen. Bottrop (+36%) Karlsruhe (+15%), Mannheim (+11%) und Gelsenkirchen (+9%) wiesen starken Zuwachs auf.

Die Verkehre ins Ausland stiegen im Jahr 2017 im Vergleich zum Jahr 2016 sowohl in Bezug auf die Gütermenge mit 4,1% als auch die Verkehrsleistung mit 4,6% überproportional. Mit einem Gütermengenwachstum von rund 1,7% und einer Verkehrsleistungssteigerung von rund 2,1% erhöhte sich im Jahr 2017 ebenso der Durchgangsverkehr. Nahezu die Hälfte der transportierten Güter und der tonnenkilometrischen Verkehrsleistung entfielen 2017 auf den grenzüberschreitenden Empfang aus dem Ausland. Beim Empfang aus dem Ausland sank der Massenguttransport um etwa 1,8Mio.t, wodurch die transportierte Gütermenge im Jahr 2017 insgesamt um rund 1,1% abnahm; die Verkehrsleistung stieg um rund 2,7% an. Im Binnenverkehr erhöhte sich im Jahr 2017 die transportierte Gütermenge um rund 0,4%, die Verkehrsleistung reduzierte sich um rund 1,7%.

Kostenseitige Trends

Auch zur Auslastung der Schiffe machen die Statistiker Angaben: Der gewichtsmäßige Auslastungsgrad der Güter- und Tankmotorschiffe folgte einem langfristig abschwingenden Trend. Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 63,8% bzw. rund 65,6% befanden sich die Werte unter dem Jahresdurchschnitt der letzten fünf Jahre. Die Experten machten hierfür vor allem das Niedrigwasser Anfang 2017 verantwortlich.

Nach Kostenreduktionen im Vorbericht stiegen einzelne Kostenarten im Jahr 2017 deutlich, sodass die Gesamtkosten in der Binnenschifffahrt einen Anstieg aufweisen. Besonders die Gasölkosten leiteten seit Anfang 2016 eine Trendwende ein: 2017 waren die Gasölkosten im Durchschnitt um 14,7% höher als 2016, was Unternehmen, deren Brennstoffkosten einen relativ hohen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, hart trifft. Auch gestiegene Personalkosten und die für einige gegebene Notwendigkeit, bei Niedrigwasser extra Schiffsraum zu buchen, trieben die Kosten hoch.

Insgesamt sehen die Experten eine »überwiegend positive konjunkturelle Entwicklung«. Befragte Unternehmen sahen die Ertragslage überwiegend »zufriedenstellend«. Insolvenzen gingen deutlich zurück.
Sverre Gutschmidt