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Ein kleines Jubiläum kann die »Shipping, Technics & Logistics«, kurz STL genannt, in Kalkar feiern. Zum fünften Mal öffnet die »einzige Fachmesse für die Binnenschifffahrt« am Niederrhein die Pforten, in diesem Jahr am 25. und 26. September

Im Jahr 2013 noch war Leon Westerhof, damals frisch mit der Vorbereitung einer Binnenschifffahrts-Messe in Deutschland unterwegs, nicht gänzlich überzeugt. Er erkundigte sich innerhalb der Branche bei vielen Gesprächspartnern, ob eine derartige Veranstaltung Zukunft haben könne. Im Jahr darauf wagte es die Messe Kalkar – und organisierte ein gut besuchtes Branchentreffen in den Messehallen im Freizeitpark des Kernwasser-Wunderlands. Die Resonanz war positiv, von Seiten der Aussteller ebenso wie seitens der Besucher. Inzwischen ist die STL in Kalkar ein fester Termin im Kalender der Binnenschifffahrts-Welt. Mit wiederum rund 200 Ausstellern in vier Hallen konnte Westerhof als Organisator die maßgeblichen Betriebe auch in diesem Jahr überzeugen, sich der Fachöffentlichkeit zu präsentieren.

Dass er dabei etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten musste, macht er an der guten Auftragsauslastung vieler Betriebe fest. »Die Firmen haben wohl viel Arbeit«, so Westerhof. Dass sie sich dennoch in Kalkar zeigen, sieht er positiv: »So können wir den Besuchern wieder ein breites Angebot zeigen und dafür sorgen, dass man sich auf der STL auf den neuesten Stand der Technik und der Entwicklung bringen kann.«

Das bezieht Westerhof vor allem auf den Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. »Das sind Themen, über die in der Branche viel gesprochen wird, daher haben wir das in den Fokus gerückt«, begründet er, warum sich auch das Begleitprogramm diesem Aspekt zuwendet. Die Fachvorträge, die in dem neu eingerichteten Vortragsraum zu hören sind, befassen sich vorrangig mit entsprechenden Themen.

Als neue Angebote gibt es in diesem Jahr eine Demo-Fläche, auf der beispielsweise Stapler oder Reinigungsmaschinen in Aktion gezeigt werden können. Dort können Messebesucher sich direkt mit den Produkten befassen. Als neues »Gadget« verweist Westerhof auch auf eine kleine Bühne mit vorgelagerter Wasserfläche, die den Rhein andeuten soll. Hier ergibt sich eine Möglichkeit, mit originalgetreuen Modellbooten zu agieren.

Auch ausstellerseitig gibt es einige Debütanten, die sich erstmals auf der STL in Kalkar zeigen. Das Unternehmen aen­tron aus Gilching (Stand 178) ist Anbieter von Lithium-Ionen-Akkus, die in Deutschland entwickelt und produziert werden. »Sie sind echte Allrounder und werden sowohl für industrielle als auch private Anwendungen verwendet«, verspricht das Unternehmen. Einsatzbereiche sind unter anderem in der E-Mobility (Kühlfahrzeuge, Gabelstapler, fahrerlose Transportsysteme usw.) zu finden wie im Bereich E-Maritime, vom Fahrgastschiff bis zum privaten Elektromotorboot. »Die Systeme sind so konzipiert, dass sie anspruchsvollsten Bedingungen sowohl an Land als auch auf See jederzeit standhalten«, so der Akku-Spezialist.

Die Büsch Hebe- und Ladetechnik aus Kerken zeigt am Stand 300 Auszüge aus ihrem Vertriebsprogramm, zu dem Lade- und Hebegeräte namhafter Hersteller und das passende Zubehör gehören. Neuling ist auch der Hydraulikspezialist HSR aus Neukirchen-Vluyn am Niederrhein (Stand 130). Er bietet an über 60 Standorten in Deutschland und Europa den kompletten Service rund um Hochdruckverbindungen von technischen Anlagen in Industrie und Baugewerbe. »Spezialisiert sind wir auf Hydraulik, PTFE und Industrieanwendungen. Wir sorgen mit einem ganzjährigen 24-Stunden-Service dafür, ungeplante Ausfallzeiten von Maschinen zu minimieren oder durch vorbeugende Instandhaltung ganz zu vermeiden«, heißt es auf der Firmenwebseite. Mit über 10.000 Komponenten am Lager und in den Filialen sowie einem flächendeckenden Mobilservice (Sprinter-Flotte) sieht sich die HSR gut aufgestellt.

Auf Stand 210 ist der Schiffsausstatter Kappis-Nautic zu finden. Das Unternehmen aus Lahr-Kippenheimweiler ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Lieferant, wenn es um hochwertige Ausstattungen in der Boots- und Schiffbauindustrie geht. »Innerhalb der letzten Jahre wurden von Kappis-Nautic über 1.000 Schiffe ausgestattet, darunter Frachter und Fährschiffe, die von der Ankerwinde über Verholwinden bis hin zur hydraulischen Steuerungsanlage gerüstet über die Binnengewässer und Weltmeere fahren«, beschreibt das Unternehmen. Seit 40 Jahren hat die Firma auch die Generalvertretung von Data, einem Entwickler und Hersteller von Offshore-tauglichen Steuerungs- und Ankersystemen.

Koning Technisch Bedrijf (KTB) aus Meppel (NL) am Stand 183 ist zumindest in den Niederlanden bekannt für Motoren und deren Service. Auf der Basis von Motoren namhafter Hersteller entwickelt KTB eigene Lösungen. Seit 2016 ist Koning auch Lieferant von Yuchai-Marine-Diesel-Aggregaten.

Das vor gut 20 Jahren gegründete Unternehmen Martin Membrane Systems (MMS) aus Berlin stellt in Kalkar auf Stand 190 aus. Die MMS hat inzwischen über 200 Schiffskläranlagen und maritime Abwasseraufbereitungsanlagen installiert. »Es gibt eine Liste von Vorteilen und Alleinstellungsmerkmalen, die dazu führen, dass MMS-Schiffskläranlagen zu den effizientesten Anlagen weltweit gehören«, sagt das Unternehmen. Neue Regularien werden bereits in der Konzeption mit innovativer Technik und Know-How begleitet und von der MMS stets als eines der ersten Unternehmen umgesetzt, wie z. B. bei der Zertifizierung nach RheinSchUo/CDNI.

Seit über 50 Jahren ist die Firma Meuthen ein zuverlässiger Partner der Industrie, des Handwerks, der Dienstleistungsbranche und kommunaler Unternehmen. In Kalkar stellt das Unternehmen am Stand 173 seine Produkt- und Lieferpalette aus, bis hin zu individuell gestylter persönlicher Schutz­ausrüstung, die für ein einheitliches Erscheinungsbild der Mitarbeiter sorgt. Meuthen ist TÜV-zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2015.

Peters & Bey (Stand 118) aus Reinbek ist in Insiderkreisen bekannt für ein breites Portfolio an Leistungen für die Schifffahrt. Navigationsbeleuchtung mit LED-Navigationslaternen für die Berufsschifffahrt gehören ebenso dazu wie Beleuchtungen für jede Boots- und Schiffsgröße. Auch Sicherheitsausrüstung wie Gasmessgeräte, Atemschutz oder Rettungswesten sind bei dem Reinbeker Unternehmen zu haben.

Die R+G Schwingungstechnik Bochum (Stand 191) ist gefragt, wenn es um Schwingungsdämpfung oder die Reduzierung von Erschütterungen und Geräuschübertragungen geht. Mit spezieller Schwingungstechnik, mit Metalldämpfern oder Rohraufhängungen für Bahn, Schiff, Energie und Anlagen bietet R+G Schutz vor Verschleiß und reduziert jegliche Schwingungen. »Das bedeutet nicht nur eine leisere Maschine, sondern auch eine weitaus längere Lebensdauer der Maschine selbst«, betont das Unternehmen. Wenn es um die elastische Lagerung von Geräten und Maschinen oder um Rohraufhängungen geht, schöpft es aus einem breiten Spektrum an Lösungen.

Triple-R aus Hengelo (Stand 184) hat sich einer spezifischen Art der Ölfilterung verschrieben. Mit dem »Triple R« genannten Verfahren werden, so das Unternehmen, 99% aller festen Schmutzteilchen abgefiltert. Der Anteil von freiem Wasser in Öl wird auf unter 100 ppm reduziert. Zudem werden Oxidation und Harzbildung unterbunden. Damit wird nach eigenen Angaben die Lebensdauer von wichtigen Komponenten verlängert und der Ölverbrauch reduziert.

Neben den Primeuren wenden sich natürlich auch die Firmen an ihre Fachkundschaft, die man zu den Marktführern zählen kann. Werften, Motorenhersteller, Schiffsausrüster, Schiffselektriker, Entwickler von Abgasreinigungsanlagen, von Navigations- und Kommunikationsanlagen zeigen ihr aktuelles Angebot mit mehr oder weniger spektakulären Auftritten.

Natürlich hat Leon Westerhof auch wieder die maßgeblichen Dienstleister eingeladen, von Banken und Versicherern bis hin zu Arbeitnehmervermittlern und Ausbildungseinrichtungen. Selbstredend gehören die Verbände aus Deutschland und den Niederlanden dazu. Hier tritt erstmals auch die Europäische Vereinigung der Binnenschiffer (EVdB) an die Messe-Öffentlichkeit. Bekannt geworden durch die Diskussion um entfallene Liegeplätze in Köln sucht der Verband nun auf Stand 401 die Fachöffentlichkeit und die Diskussion mit dem Gewerbe.

Nach dem Zufallsprinzip fragten wir vier Wochen vor Messestart einige weitere Firmen nach ihrer Art und Botschaft des Messeauftritts. Die FS-Schiffstechnik, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, stellt ihre jüngsten Erfahrungen mit dem Umbau von Schottel-Antrieben in den Mittelpunkt. Diese, so Firmenchef Frank Schröder, hätten inzwischen einen respektablen Anteil am Arbeitsumfang, insbesondere in der Wintersaison. Zu den jüngsten Referenzen auf diesem Sektor gehören entsprechende Erneuerungen am Kabinenschiff »Königsstein« oder auch der »Saarburg«.

»Dabei«, erklärt Schröder, »rüsten wir die Anlagen um, die schon 30 Jahre alt sind. Wir bauen sie um auf zeitgemäße Steuerungen, auf neue Anforderungen«. Ob eine Seilzugsteuerung oder vollelektronisch bis zur Einhebelbedienung – als Ergebnis würden alle nötigen Module entsprechend angepasst.

Schröder sieht in diesem Bereich in den nächsten Jahren einen wachsenden Bedarf. Neben dieser Art des Refit sei die Kombination von Elektrik und Hydraulik ein Pluspunkt seines Unternehmens. Zudem ist die FS-Schiffstechnik auch in der Umrüstung von Schiffen aktiv, wenn beispielsweise auf elektrische oder diesel-elektrische Antriebe umgerüstet wird. Dabei arbeite man eng und erfolgreich mit dem Unternehmen Kräutler zusammen.

Zeppelin Power Systems (ZPS) aus Duisburg hat den Stand 100/101 auf der STL um eine separate Besprechungslounge erweitert. Damit soll die Vertraulichkeit der Gespräche erhöht werden. Mit dem Angebot für »Repair-Options« will ZPS zusammen mit Caterpillar in Zukunft Servicepauschalen mit Festbeträgen offerieren. Dafür werden die erforderlichen Arbeiten ermittelt, beschrieben und modular angeboten. Mit dem Einsatz von eigens ausgebildeten und zertifizierten Technikern ist ZPS zudem in der Lage, selbst bei im Rahmen der Reparatur wieder verwendeten Teilen eine volle Gewährleistung zuzusichern.

Die Fischer Abgastechnik stellt in Kalkar (Stand 180) ihr neues MCM (Marine-Compact-Modul) vor. Es wurde speziell für Motorenanwendungen mit einer Leistung bis zu 1MW entwickelt. Durch seine Kompaktbauweise werden alle Komponenten, wie DOC, Partikelfilter, Urea-Eindüsung, Mischstrecke und SCR-Katalysatoren platzsparend in einem Gehäuse vereint. Diese Bauweise, so der Spezialist aus Emsdetten, ermöglicht den Einsatz auch in engsten Maschinenräumen und gewährleistet eine effektive Abgasreinigung für zukünftige Abgasstufen. Dank der internen Modulbauweise kann zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise ein Schalldämpfermodul durch ein SCR-Modul und dessen Komponenten ausgetauscht werden. So können Investitionen individuell getätigt werden.

Das System kann außerdem durch das firmeneigene Thermomanagement-System Helios-FFB erweitert werden. Ein optionaler Bypass, der bei einer Fehlfunktion automatisch öffnet, gibt die Umgehung des DPF oder des SCR-Systems frei und gewährleistet einen sicheren Notbetrieb.

Die Schwerpunktsetzung auf den Bereich der Nachhaltigkeit spiegelt sich auch auf dem obligatorischen Messerundgang mit prominenten Gästen wider. Ragnar Schwefel vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) führt die Gäste zu ZPS, besucht danach Formstaal und Kräutler und gibt auch Exomisssion eine Visite, die auf dem Stand der MSG hospitieren. Scan Diesel, die Fischer Abgastechnik sowie die Tehag sind weitere Stationen, an denen es um umweltfreundliche Technik geht.

Westerhof braucht nur einen Satz, mit dem er die erwarteten 4.500 Gäste einlädt: »Wer wissen will, was aktuell in der Binnenschifffahrt los ist und auf dem neuesten Stand sein möchte, muss zur STL nach Kalkar kommen.«

Natürlich empfiehlt es sich auch, das parallel laufende »Forum Binnenschifffahrt« zu besuchen. Termin:

25. September, ab 9:00 Uhr, im Tagungszentrum der Messe Kalkar.


Hermann Garrelmann