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Seit Anfang 2016 sorgt das von viadonau geleitete und von der Europäischen Union unterstützte Projekt RIS COMEX für einen Digitalisierungs- und Harmonisierungsschub an den europäischen Wasserstraßen. Es geht um einheitliche Informationsstandards zwischen Rotterdam und dem Schwarzen Meer.

Das Ziel der 14 Partner aus 13 Ländern ist ein gemeinsamer Standard in Sachen Verkehrs- und Fahrwasserinformationen durch die internationale Nutzung der River Information Services (RIS). Am 24. Oktober lud viadonau im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs zum RIS COMEX Stakeholder Symposium nach Wien, um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der europäischen Wasserstraßenverwaltungen, der Politik sowie Wirtschafts- und Schifffahrtstreibenden den aktuellen Status der gemeinschaftlichen Vorhaben zu beleuchten.

Das Jahr 2018 zeigt einmal mehr, dass die Wasserstraßen als natürlicher Verkehrsträger in besonderem Maße äußeren Bedingungen unterworfen sind, die die Nutzbarkeit des Stroms als Verkehrsweg entscheidend beeinflussen können. Niedrige Wasserstände, wie sie seit Mitte des Jahres auf der Donau vorherrschen, stellen die Binnenschifffahrt vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, aktuelle und verlässliche Fahrwasserdaten bereitzustellen, die dabei helfen, den steten Wandel einer Wasserstraße im Blick zu haben und vorausschauend in multimodale Transportplanungen miteinzubeziehen. Als »Speerspitze dieser Entwicklung in Europa« sieht die österreichische Wasserstraßengesellschaft das internationale Projekt RIS COMEX. Ziel ist ein harmonisiertes Informationssystem für Europas Wasserstraßen. Der innovative Ansatz des Projekts: Corridor Management.

Einzelnen Korridore sollen sich fortschreitend angleichen

Nachdem viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler das rund 80-köpfige Fachpublikum beim Stakeholder Symposium in Wien willkommen geheißen und mit einführenden Worten über RIS COMEX auf das Event eingestimmt hatte, erklärte Projektleiter Mario Kaufmann das grundlegende Prinzip des internationalen Projekts: »Mithilfe der jeweiligen nationalen Ressourcen setzen die Projektpartner zwischen Rotterdam und Schwarzem Meer in ihren Wasserstraßen-Korridoren entlang Donau, Rhein, Elbe, Mosel, etc. bis 2020 gemeinsam abgestimmte Modernisierungsschritte um. Auf diese Weise sollen sich die einzelnen Korridore fortschreitend angleichen, um so das gemeinsame Ziel eines einheitlich hohen Informationsstandards zu Infrastruktur-, Verkehrs- und Logistikdaten zu erzielen.«

Bereits in zahlreichen früheren Projekten im Rahmen von RIS wurden eine Reihe nützlicher Dienste bereitgestellt wie Inland ECDIS, der Informationsdienst »Notices to Skippers« und die Möglichkeit Gefahrgut elektronisch zu melden. Die internationale Verfügbarkeit spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der Umfang der Informationsservices. »Derzeit werden zum Teil noch sehr unterschiedliche Plattformen, Systeme und Interfaces genutzt, auch die Service-Verfügbarkeit und vor allem die Datenqualität variiert stark zwischen den Korridoren und den einzelnen Ländern. Mit dem Ansatz von RIS COMEX geben sich die Partnerländer eine Lösung zur Harmonisierung an die Hand, die die spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Korridore berücksichtigt«, so Kaufmann.

Wichtigste Herausforderung: Bereitschaft für konsequente Implementierung

Eine der wichtigsten Herausforderungen für die Projektpartner ist es, Bereitschaft für die konsequente Implementierung von RIS zu erzeugen. Es gilt, die Aufmerksamkeit für damit entstehende Vorteile zu erhöhen und so zugleich Anreize zur verstärkten Nutzung der Wasserstraße zu kreieren. So meinte Catherine Rivoallon, Vorstandsvorsitzende von Port de Paris: »Bei solchen Vorhaben muss es auch darum gehen, eine Community zu schaffen, für die die Nutzung einer gemeinsamen Plattform selbstverständlich ist. Dazu muss man offen sein für Neues.« Den praktischen Nutzen eines europaweiten RIS-Standards zu erkennen, ist dafür eine wesentliche Voraussetzung. So betonte Manfred Seitz von Pro Danube International vor allem wirtschaftliche Faktoren und stellte klar: »Die zentrale Frage für Wirtschaftstreibende an der Wasserstraße ist, ob die transportierten Güter rechtzeitig ankommen und wenn nicht, wann genau – Planbarkeit von Transporten ist das wichtigste Kriterium.« Dafür benötige man vor allem stets aktuelle und jederzeit zugängliche Verkehrsinformationen wie grenzunabhängige Positionsdaten. Indem Transporte so besser planbar werden, entstünde ein wirtschaftlicher Vorteil und die Bereitschaft Schifffahrtstreibender ihre Verkehrsdaten bereitzustellen würde steigen.

v.l.n.r.: Henk van Laar (European Barge Union), Manfred Seitz (Pro Danube International), Vera Hofbauer (bmvit), Désirée Oen (DG MOVE), Catherine Rivoallon (Port de Paris) und Nik Delmeire (European Shippers Council) diskutieren gemeinsam mit Moderator Mario Rohracher (GSV) und den Besucherinnen und Besuchern des RIS COMEX Stakeholder Symposiums über die digitale Zukunft der europäischen Wasserstraßen, Foto: viadonau/Zinner

Neben »Awareness-Steigerung« und technischer Umsetzung sind für den Erfolg von RIS COMEX noch weitere Hürden zu nehmen. Nik Delmeire, Generalsekretär des European Shippers Council gab zu bedenken, dass im Zuge der Digitalisierung bestehende Abläufe in der Abwicklung von Schiffstransporten entsprechend angepasst werden müssten. Die Beseitigung administrativer Barrieren ist daher eine wichtige Wegmarke für RIS COMEX. Und schließlich gilt es, den neuen Standard auch rechtlich zu würdigen. Vera Hofbauer, Abteilungsleiterin Schifffahrt des österreichischen Verkehrsministerium (bmvit), merkte dazu an: »Dass wir für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wasserstraßen einen gemeinsamen Informations- und Instandhaltungsstandard brauchen, ist klar. Diesen auch gesetzlich zu verankern, ist allerdings nationale Angelegenheit.« Die Europäische Kommission sieht sich als wichtiger Motivator, um diesen Prozess zu beschleunigen. »Unter dem Dach der Europäischen Strategie für den Donauraum und mit Projekten wie RIS COMEX und FAIRway Danube schaffen wir gute Grundlagen, um unser Ziel eines gemeinsamen RIS-Standards zu erreichen«, stellte Désirée Oen, EU-Koordinatorin für den Rhein-Donau-Korridor, klar und apellierte pointiert: »Auch an unseren Flüssen müssen wir anfangen gemeinschaftlich und modern zu denken, dann kommen wir vorwärts.«