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Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet sehen großes, bislang nicht genutztes Potenzial für die Binnenschifffahrt. Die Region sei »optimal geeignet«, um ein Testfeld für unbemannte Schiffe einzurichten. Schon in zehn Jahren könnte es soweit sein

Ein Abschnitt des Dortmund-Ems-Kanals zwischen Dortmund und der Schleuse Waltrop könnte ein erstes Testfeld für autonom fahrende Binnenschiffe werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Industrie- und Handelskammern (IHK) im Ruhrgebiet

Das Teilstück zwischen dem Hafen Dortmund und der Schleuse Waltrop sei ausgewählt worden, weil es dort vergleichsweise wenig Verkehr gebe. Denkbar sei bei erfolgreichen Testläufen eine spätere Ausweitung auf den Rhein-Herne-Kanal , dann auch auf den Duisburger Hafen, in dem dann komplexere Szenarien erprobt werden könnten, und ganz zum Schluss auf den Rhein.

Denn auf dem Wasser sehen die IHK im Ruhrgebiet großes, bislang nicht genutztes Potenzial für die Binnenschifffahrt. »Diese Region ist optimal geeignet, um das autonome Fahren auf Wasserstraßen zu testen«, kommentiert Wulf-Christian Ehrich für die Ruhr-IHK die neue Machbarkeitsstudie.

Das Ruhrgebiet könne angesichts der übervollen Straßen und Schienenwege auf keinen Verkehrsträger verzichten. In Nordrhein-Westfalen wird bereits ein Viertel der Güter über die Wasserstraßen transportiert. Autonom fahrende Binnenschiffe könnten ein weiterer Schritt sein, um diesen Transportwege noch effizienter zu nutzen. »Die Binnenschifffahrt braucht neue Impulse«, so Ehrich.

Mit der Studie war das renommierte Duisburger DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme beauftragt worden. »Wir wollen in 15 Jahren autonom fahrende Binnenschiffe auf unseren Wasserstraßen sehen. Dafür setzen wir jetzt den Startpunkt«, sagt Ocke Hamann, Geschäftsführer der Niederrheinischen IHK zu Duisburg.

Dabei sei das autonome Fahren kein Selbstzweck, sondern eröffne der Branche neue Möglichkeiten: Besonders attraktiv sei das autonome Fahren für kleinere Schiffseinheiten, die bislang nicht rentabel betrieben werden könnten, für den Transport von kleineren Gütermengen und für Reedereien, die in den kommenden Jahren vor einem zunehmenden Nachwuchsproblem stehen.

Der Machbarkeitsstudie sollen schnell konkrete Schritte folgen. Bis Ende des Jahres soll ein entsprechende Testprojekte konzipiert und der Landesregierung vorgelegt werden. Das DST arbeitet dabei sowohl mit der RWTH in Aachen als auch mit der Uni Duisburg zusammen. »Wir wollen parallel zwei Projekte sowohl für eine autonome wie auch eine teil-autonome Schifffahrt vorbereiten«, berichtet Joachim Zöllner vom DST. Dei Kosten werden auf 1–1,5 Mio. € pro Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren veranschlagt. Sollte das Land zustimmen, könnte der Start im Sommer erfolgen.

In einem ersten Schritt sollen Fahrten auf dem Dortmund-Ems-Kanal am Computer simuliert werden. Ziel sei es, so Zöllner, innerhalb weniger Monate eine Fahrtzeit von zehn Jahren zu simulieren und die künstliche Intelligenz sow eit zu entwicklen, dass der »Fahrroboter« selbstständig die nötigen Manöver fahren könne.

In einem zweiten Schritt soll ein 80-m-Binnenschiff gekauft und als Versuchsträger eingesetzt werden. Dies könnte in etwa zwei Jahren geschehen, schätzt Zöllner. Der dritte Schritt wäre dann die Überfühung des gesamten Systems in den tatsächlichen Schiffsbetrieb auf dem Kanal. Bis dahin sei es allerdings noch ein weiter Weg. Durch eine Bündelung der Kompetenzen aus Forschung und Wirtschaft sollen die verschiedenen Herausforderungen – von der Schiffstechnik über Regelungs- und Steuerungstechnik bis hin zu Sicherheits- und Haftungsfragen – gemeistert werden.