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Das Chemieunternehmen Ineos baut für rund 3 Mrd. € weitere Anlagen in Antwerpen. Es ist die größte Investitionssumme in der europäischen Chemieindustrie seit 20 Jahren.

Anfang des Jahres hatte Ineos im Rahmen des weiteren Ausbaus seiner Chemieanlagen eine Großinvestition angekündigt. Mehrere europäische Standorte standen zur Wahl, aber am Ende entschied sich der britische Chemiekonzern für Antwerpen. Ineos plant den Bau einer Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) und einen Ethan-Cracker in Antwerpen. Diese werden benötigt, um Propan beziehungsweise Ethan in Propylen und Ethylen umzuwandeln. Das sind Rohstoffe für chemische Produkte, die in einer Vielzahl von Branchen wie Automobil, Bau, Bekleidung, Kosmetik und Körperpflege, Pharmazie, Elektronik und Verpackungsmaterialien eingesetzt werden.

Hier enstehen die beiden Anlagen von Ineos in Antwerpen
Hier enstehen die beiden Anlagen von Ineos in Antwerpen. © Antwerp Port Authority

Die Investition wird am bestehenden Standort in Lillo im Antwerpener Hafengebiet sowie angrenzenden Arealen getätigt. Zu diesem Zweck übernimmt das Unternehmen ungenutzte Teil-Konzessionen von benachbarten Betrieben, was eine optimale Integration in die bestehende Chemieindustrie gewährleisten soll. So werden die neuen Anlagen per Pipeline an verschiedene Ineos-Ethylen- und Propylenderivat-Anlagen im europäischen Ausland angebunden.
Die Fertigstellung eines Projekts dieser Größenordnung dauere in der Regel vier bis fünf Jahre, so der Chemiegigant. Entsprechend sollen die neuen Produktionsanlagen bis 2024 in Betrieb gehen. Nach der Inbetriebnahme schaffen sie 400 direkte Vollzeitarbeitsplätze sowie das Fünffache an indirekten Arbeitsplätzen. Während der Bauphase werden rund 3.000 Menschen beschäftigt sein.

Chemische Industrie übernimmt Schlüsselrolle

»Die Tatsache, dass nach Borealis nun auch Ineos den Standort Antwerpen gewählt hat, bringt die Chemiebranche in Flandern mehr denn je auf die Weltkarte«, sagt Frank Beckx, Geschäftsführer des belgischen Chemieverbands essenscia vlaanderen. Insbesondere der Bau eines hochmodernen Crackers auf dem neuesten Stand der Technik sei von großer strategischer Bedeutung. »Eine solche Investition – die sehr wahrscheinlich andere ihrer Art anziehen wird – stärkt die Position der Chemischen Industrie als Schlüsselsektor der flämischen Wirtschaft weiter.«

Zuletzt wurde in den 1990er-Jahren eine derartige Anlage in Westeuropa gebaut. Ein Cracker produziert essenzielle Basismoleküle, die die Grundlage der gesamten Chemischen Industrie bilden.

Chemische Industrie investiert 5 Mrd. € in Antwerpen

»Dass sich Ineos mit dieser Investition für unseren Hafen entschieden hat, ist natürlich eine außerordentlich erfreuliche Nachricht. Einmal mehr zeigt sich, dass wir als größter integrierter Chemiecluster Europas eine starke Anziehungskraft auf internationale Investoren haben«, kommentiert Jaques Vandermeiren, CEO der Antwerp Port Authority. Darüber hinaus sei die Produktion von Propylen und Ethylen die Grundlage für viele andere Prozesse, so dass die Herstellung dieser Basiskomponenten die Rohstoff-Positionierung in der Chemischen Industrie und vielen anderen Industrien Belgiens weiter stärken werde. »Diese Mega-Investition erhöht die Gesamtsumme der Neu-Investitionen, die wir im vergangenen Jahr nach Antwerpen holen konnten, auf mehr als 5 Mrd. €. Dies werde zweifellos dazu beitragen, die Präsenz der Industrie in Antwerpen zu sichern und einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Zukunft für den Hafen und die belgische Wirtschaft zu leisten.

Feierliche Unterzeichnung der Mega-Investition im Antwerpener Port House
Feierliche Unterzeichnung der Mega-Investition im Antwerpener Port House. © Antwerp Port Authority

Anfang dieses Jahres wurde das »Welcome Team for the Chemical Sector« von Flanders Investment & Trade (FIT) und dem Branchenverband essenscia vlaanderen gegründet. Diese Initiative versammelt ein Expertenteam, um ausländische Unternehmen des Chemiesektors bei ihren Investitionsvorhaben intensiv zu unterstützen und die Vorteile des Chemiesektors in Flandern hervorzuheben – so etwa in den Bereichen Innovation, Steuerwesen und Investitionsförderung. Mit rund 300 Investitionsprojekten macht der Chemie- und Life-Science-Sektor seit 2010 etwa die Hälfte aller ausländischen Investitionen in Flandern aus.