Havel-Oder-Wasserstraße wird ausgebaut

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Bereits im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) von 1992 war der Ausbau der Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) in den vordringlichen Bedarf eingeordnet worden, um sie als Anschluss an das VDE 17 bis zu Oder zu ertüchtigen. Nun gehen die Arbeiten weiter

Vor rund zwei Jahren hatte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Eberswalde darüber informierte, den Ausbau der Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) fortzusetzen. Damals ging es aber lediglich um die Strecke von HOW-km 55,946, etwas östlich von Pechteich bis km 61,400. Hauptgrund war die Verlagerung des Hafens des ABZ Finowfurt am Südufer um 13m nach Süden. Nun soll die gesamte Strecke zwischen Marienwerder bis zum Schiffshebewerk Niederfinow ausgebaut werden, welche in der Scheitelhaltung der HOW zwischen Lehnitz (km 29.400) und Niederfinow (km 76,700), insgesamt 47,3km lang ist.

Ralf Dimmek, Sachbereichsleiter 6 des WSA Eberswalde, der auch den Sachbereich 4 (Ersatzinvestitionen) kommissarisch leitet, informiert über die in den kommenden Jahren anstehenden Maßnahmen: »In der Scheitelhaltung gibt es zwei Strecken, die in der Wasserspiegelhöhe über der neben dem Kanal liegenden Landschaft liegen, also künstlich gedichtet sind. Es handelt sich um die Strecken von Lehnitz (km 29,400) bis km 34,100 (östlich der Einmündung des Malzer Kanals (Los A) und km 54,800 (Einmündung des Werbellinkanals gegenüber von Marienwerder) bis Niederfinow km 76,700 (Lose E-H).« Letztere Dichtungsstrecke sei die anspruchsvollste, weil sie zum Teil bis weit über 20m höher sei als die sie umgebende Landschaft, wie am Ragöser Düker östlich von Eberswalde.

In diesem Kanalteil wurden bei früheren Baumaßnahmen im Raum Eberswalde bereits fertiggestellt: Los E1 km 55,000 – 55,946 (Marienwerder-Pechteich), Los F1 / F2 / Ausweichstelle Eberswalde km 63,217 – 69,500 und Los H1 km 72,084 – 74,685. Insgesamt erstreckten sich die Baumaßnahmen also über eine Länge von insgesamt 9,88km. Damit erfolge ein Lückenschluss zwischen einem Teil der bereits ausgebauten Wasserstraße von insgesamt 14,5km Länge.

Stand der Arbeiten

Das neue Bauvorhaben wird in drei Abschnitte eingeteilt:

Bauabschnitt 1: Außenbezirk 2 in Finowfurt – Mäckerseebrücke km 59,800 – 63,217

Bauabschnitt 2: Pechteich – östlich der Kaiserwegbrücke km 55,946 – 58,000

Bauabschnitt 3: östlich der Kaiserwegbrücke – Außenbezirk 2 km 58,000 – 59,800

Die Kosten sollen sich auf rund 75Mio. € belaufen. Die Abholzung der Kanalverbreiterungszone auf dem Südufer zwischen km 58,000 – 63,217 ist bereits ebenso vollzogen worden wie alle Bodenuntersuchungen zur Erkundung von Bodendenkmalen. In der Talsenke Besters Fließ auf der Südseite wurde der Boden zur Stabilisierung ausgetauscht. Ferner wurde ein neuer 350m langer Kanaldamm bis 300m westlich der Kaiserweg-Brücke und östlich von Besters Fließ errichtet. Zu den nächsten Baumaßnahmen in diesem Kanalabschnitt gehören die Sanierung und Verlängerung des Durchlasses Besters Fließ, die Umsiedlung geschützter Waldameisen und Zauneidechsen, die Baufeldfreimachung am Außenbezirk 2 und die Holzung des restlichen Baufeldes von km 55,946 bis km 58,000.

Die noch nicht ausgebauten Streckenteile entsprechen den aus dem Jahr 1914 stammenden Anforderungen für die Schleppschifffahrt von damals mit maximal Plauer Maßkähnen mit 65 x 8m und 1,80m Tiefgang. Die Wasserspiegelbreite beträgt 34,50m. Die offizielle Wassertiefe von damals 2,80m ist heute nur teilweise vorhanden. Deshalb ist die jetzige Zulassungstiefe auf 2m festgelegt und darf nicht überschritten werden. In den alten Dichtungstrecken waren Tonschichten zwischen 20 und 40cm eingebracht worden. Wo keine Dichtung erforderlich war, wurden Schutzschichten zwischen 30 und 50cm Kies aufgebracht. Zu DDR-Zeiten war zusätzlich auf der Gesamtstrecke auf die Kies- bzw. Tonschichten zur Ufersicherung vor Sogwirkungen der Schiffe eine 30cm starke Schicht von Wasserbausteinen aufgetragen worden. Diese Materialien sollen soweit wie möglich recycelt und am Verbreiterungsufer wieder verwendet werden.

Nutzung durch Europaschiffe

Die nun auszubauenden Kanalstrecken werden auf die heute für das Europaschiff von 110 x 11,45 m und 2,80 m Tiefgang erforderlichen Parameter gebracht. Die Wasserspiegelbreite beträgt dann 55m und die Wassertiefe 4m. Auf den Dichtungstrecken werden die Ufer mit 20cm starken Tondichtungen plus einer geotextilen Trennlage und darüber eine 60cm starke Lage von Wassersbausteinen abgesichert. Der Kanal wird überwiegend rechtsseitig, also auf dem Südufer verbreitert. Ausgenommen ist eine kurze Strecke auf dem Nordufer bei einer Siedlung gegenüber vom Eberswalder Binnenhafen.

Wenn der Ausbau fertig ist, soll auch das neue Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb sein, sodass neben dem Großmotorschiff auch Schubverbände von 135m Länge und 11,45m Breite den Kanal durchfahren können.

Gegenwärtig läuft das Ausschreibungsverfahren. Dimmek rechnet damit, dass Ende Januar die Entscheidung getroffen wird, welches Bauunternehmen den Zuschlag bekommt.

Für die Schifffahrt werde teilweise ein Einrichtungsverkehr eingerichtet, so Dimmek, gänzliche zeitweilige Sperrungen sollen weitgehend vermieden werden. Sollte bei Dichtungsöffnungen Wasser aus dem Kanal fließen, werde es in die HOW zurückgepumpt. Für die Aufrechterhaltung der Grundwasserstände werde ein Monitoring eingerichtet. Die Arbeitszeiten würden zweischichtig zwischen 6 und 22 Uhr ausgeführt, lärmbelästigende Arbeiten auf 7 bis 19 Uhr begrenzt.Das Baggergut werde weitestgehend auf der Wasserstraße verbracht. Hierzu werde östlich der Steinfurter Brücke eine Umschlagsstelle eingerichtet, erklärt der Sachbereichsleiter.

Zwei Zwischenlager

Westlich der Kaiserwegbrücke ist bereits ein Zwischenlager errichtet, auf dem vorbereiteter Sand für den Bau der neuen Kanaldämme deponiert werden soll. Östlich der Steinfurter Brücke ist ein weiteres geplant, in dem Sand, Ton und alte Wasserbausteine zur Wiederverwendung gebracht werden. Hier werde auch das Baubüro des WSA Eberswalde platziert. Ferner werde auf einer östlich der Mäckerseebrücke gelegenen Fläche die Baustelleneinrichtung des Auftragnehmers erstellt, sagt Dimmek. Hier seien keine Ablagerungen vorgesehen.


Christian Knoll