Per Zug direkt nach Antwerpen

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Am Zehnhoff-Söns, Terminalbetreiber in Bonn und Trier, schafft eine neue Zugverbindung nach Antwerpen als Ergänzung zu den Binnenschiffstransporten auf dem Rhein. Das lang anhaltende Niedrigwasser zwang dazu, »kreativ zu werden«

Wochenlang ging auf dem Rhein mit Schiffen wenig bis gar nichts. »Wir mussten daher andere Lösungen finden«, berichtet Gerd Thiebes, Prokurist und Geschäftsleiter der AZS-Gruppe. Der eigene Fuhrpark sei verstärkt eingesetzt worden, auch der eigene Bahn-Shuttle nach Rotterdam wurde genutzt. Jetzt kommt die neue Verbindung in den anderen großen Westhafen, nach Antwerpen, hinzu. »Das verschafft uns künftig mehr Flexibilität«, so Thiebes.

Dennoch wirken sich die niedrigen Pegel auf die Bilanz aus. Im Vergleich zu 2017 falle der Umschlag um 9-10% niedriger aus. Das habe unter anderem daran gelegen, dass der Schiffsverkehr über Rhein und Mosel nach Trier zeitweise eingestellt werden musste. Dafür habe das Bahnvolumen um 14% gesteigert werden können, das Ergebnis habe damit über den Erwartungen gelegen. »Wir sind also mit einem blauen Auge davongekommen«, sagt Thiebes.

Vor vier Jahren hatte das Bonner Unternehmen Am Zehnhoff-Söns das Containerterminal in Trier übernommen. Die 2012 eröffnete neue Umschlaganlage am Westkai für Massen- und Projektgüter gab es im Paket gleich mit dazu. Mit der ortsansässigen Recyling-Firma Theo Steil wurde ein kompetenter Partner gefunden, der jährlich gut 250.000 t im Hafen umschlägt, vornehmlich aufs Schiff. Das Fazit: »Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden«, so Thiebes.

Daher habe man sich entschlossen, das Angebot ab Trier mit dem neuen Shuttle nach Antwerpen weiter auszubauen. Er ergänzt den vor zwei Jahren gestarteten »Mosel-Express«, einen Container-Ganzzug mit zwei wöchentlichen Abfahrten ab Rotterdam nach Trier. Mit dem Zug nach Antwerpen sei man jetzt auch den Wünschen der Kunden gefolgt. Während Rotterdam-Verbindung stark import-lastig sei, gingen über Antwerpen mehr Exportgüter hinaus. »Insofern bekommen wir jetzt eine bessere Balance.«

Längst vergessen das Intermezzo in Frankreich. Mit der Übernahme in Trier sollten ursprünglich die Moselverkehre bis nach Frankreich ausgebaut werden, zusammen mit der HTAG wurde ein regelmäßiger Container-Shuttle nach Metz aufgebaut. Gemeinsam mit der Societé des Ports de Moselle (SPDM), den französischen Moselhäfen, wurde mit dem »Multi Modal Shuttle« (MM) eine Betreibergesellschaft für das geplante neue Terminal in Metz gegründet. Doch das Engagement der Bonner wurde »aus wirtschaftlichen Gründen« wieder beendet. Ende 2016 war Schluss.

Das Jahr 2019 soll wieder besser werden. In einer engeren Vernetzung von Land- und Schiffstransporten sieht Thiebes Chancen für weiteres Wachstum. Noch sei der Lkw im Verkehr nach Antwerpen klar die Nr. 1, doch angesichts zunehmender Verkehrsprobleme und eines Mangels an Lkw-Fahrern könnten die anderen Verkehrsträger Marktanteile hinzugewinnen, glaubt Thiebes.

Der Rheinhafen Bonn fungiert weiter als Rhein-Mosel-Hub, als Güter-Drehscheibe zwischen dem Hinterland und den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen. AZS organisiert eigene Container-Liniendienste per Binnenschiff und Bahn mit wöchentlich bis zu 50 Abfahrten. Im vergangenen Jahr wurden rund 300.000 TEU bewegt.

Das familiengeführte Unternehmen engagiert sich stark in der Ausbildung, will so dem befürchteten Nachwuchsmangel durch eigene Aktivität vorbeugen. Gerade erst wurde auch der Unternehmensauftritt mit Logo und neuer Webseite überarbeitet. Ein neues IT-System bündelt alle logistischen Dienstleistungen innerhalb der Gruppe. »Wir müssen uns ständig weiterentwickeln«, sagt Thiebes. »Und das tun wir.«


Krischan Förster