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Mehr als ein Jahr liegt die Indienststellung eines solargetriebenen Veranstaltungsschiffes zurück, das umweltfreundlich auf den Berliner und umliegenden Gewässern im Einsatz ist. Eigner Felix Eisenhardt zieht eine positive Zwischenbilanz

Eisenhardt zeigt sich sehr zufrieden mit dem Schiff, das am rechten Spreeufer in Berlin Alt-Moabit liegt. »Unser Konzept ist hervorragend aufgegangen und angenommen worden und wird sich auszahlen. Der Name ›Seminarschiff‹ ist unsere Marke. Spätere Schiffe werden auch unter der Marke fahren, aber eigene Namen erhalten. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Vorjahres. Für dieses Jahr haben wir bereits mindestens so viele Buchungen wie im Jahr 2018.«

Etwa die Hälfte aller Veranstaltungen, vor allem Bildungsveranstaltungen, finden meistens am Liegeplatz statt, damit sich die Seminarteilnehmer nicht durch den Blick auf wechselnde Eindrücke abgelenkt fühlen.

Der eigentliche Taufname des Schiffes ist »Orca ten Broke«, was darauf zurückzuführen ist, dass Eisenhardt Rügenfan und Liebhaber der Rügenfestspiele in Ralswiek ist. Diese Bucht war ehemals Fluchthafen der Liekedeeler unter Klaus Störtebeker, dessen Frau der Sage nach diesen Namen besessen haben soll. Am Schanzkleid steht aber der Schriftzug »Seminarschiff.com«, was für einen besseren Erkennungswert sorgen soll.

Eisenhardt ist der Ansicht, dass er ein gutes Konzept entworfen hat, das die Bauwerft Ostseestaal in Stralsund auch gut umgesetzt habe. Ein paar Nachbesserungen, die gemacht werden mussten, als sich das Schiff im Fahrbetrieb befand, seien aber ganz normal. Schließlich sei das ein Unikat und eigentlich Neuland für alle Beteiligten.

Das Schiff und sein Einsatz seien von ihm bis ins Detail vorgeplant worden, sagt Eisenhardt. Er sei ein durch und durch überzeugter Ökologe und fühle sich sehr erleichtert, dass seine Erwartungen erfolgreich aufgegangen seien. Innerhalb von zehn Jahren werde sein Kredit getilgt sein. Seine Erfahrungen mit der Solarenergie hat er mit einem Wohnschiff gemacht, das er vor neun Jahren mit Solarplatten bestückt hat, die ihm ganzjährig kosten- und schadstofffreie Energie liefern.

»Unser Schiff fährt immer mit elektrischer Energie, da wir einen elektrischen Antrieb haben. Der Generator erzeugt elektrischen Strom für diesen Elektro-Fahrmotor und lädt zusätzlich die Batterien. Der Motor treibt aber nur den Generator an und nicht die Welle mit dem Propeller.«

GTL als Kraftstoff

Das Seminarschiff sei auch kein reines Solarschiff, sondern ein Hybridschiff, das seine Batterien während der Fahrt über einen Dieselgenerator laden lasse. Es wird mit dem Kraftstoff GTL (Gas-to-liquids) von Shell betrieben. Der Chemiekonzern beschreibt GTL als einen innovativen synthetischen Dieselkraftstoff, der aus Erdgas gewonnen werde. Er verbrenne sauberer und könne ohne Modifikation in vorhandenen Dieselfahrzeugen eingesetzt werden. GTL biete ein Potenzial, die Luftqualität durch Reduzierung der lokalen Emissionen zu verbessern. Eisenhardt sagt, dass GTL die Emissionen von CO2 und Ruß um mindestens 25% gegenüber herkömmlichem Diesel reduziert.

Zum Thema Stickoxydbelastungen in der Berliner Innenstadt ist er der Ansicht, dass auch die Schiffe mit herkömmlichen Dieselantrieben in Berlin GTL tanken sollten. Das sei zwar um etwa 10 Cent pro Liter teurer als der normale Diesel, aber schone letztlich die Umwelt. Allerdings bieten ihn die Tankstellen der Metropole nicht an, weshalb er vorschlägt, das Umweltressort des Berliner Senats möge das in die Wege leiten. Er beziehe GTL daher aus Magdeburg. Eine Tankladung koste ihn 238 € extra an Transportkosten, sagt Eisenhardt.

»Auch GTL ist eigentlich eine Notlösung. Wenn wir schon den Generator brauchen, so würden wir am liebsten hydriertes Pflanzenöl oder Fettalkohol tanken.« Dies sei aber sehr schwer zu beschaffen.

»Wenn der Erfolg einem Recht gibt, hat man wohl nur wenig falsch gemacht. Und weil wir Erfolg haben, planen wir bereits ein zweites Solarschiff«, so Eisenhardt weiter. Das jetzige habe man ohne jede Förderhilfe bauen lassen. »Für das zweite Schiff würden wir sie gerne annehmen.«


Christian Knoll