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Aufgrund steigender Umweltauflagen spielen alternative Antriebskonzepte eine immer größere Rolle in der Schifffahrt. Insbesondere für Gewässer in Innenstädten gibt es Überlegungen für Elektroschiffe. Davon profitiert auch die Schiffstechnik Buchloh

Kai Buchloh, Geschäftsführer beiSchiffstechnik Buchloh, sieht Elek­troschiffe einen neuen kleinen Markt, der sich im Schiffbau etabliert hat. Sein Unternehmen habe von Beginn an das Potenzial gesehen und sich eine »Vorreiterstellung erarbeitet«, sagt er im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt«. »Mittlerweile Fragen unseren Kunden aus den anderen Geschäftsbereichen, ob wir überhaupt noch etwas anderes machen als Elektroschiffe«, berichtet Buchloh.

Tatsächlich haben der Elektroschiffbau und der Generationenwechsel bei Schiffstechnik Buchloh für einige Veränderungen gesorgt. Seit November 2018 wurden die räumlichen Kapazitäten durch einen Umzug im gleichen Ort, Unkel am Rhein, nahezu verdreifacht. Personell wird aufgestockt und es werden junge Fachkräfte ausgebildet. »Meine Kollegen sind alles, was ich habe, und die Ausbildung neuer Fachkräfte nach unseren genauen Bedürfnissen ist ein wichtiger Baustein unseres Planes für die Zukunft. So ist es bei uns selbstverständlich, dass wir unsere Fachkräfte bei einer befreundeten Werft einer mehrmonatigen praktischen Ausbildung unterziehen und diese auch finanzieren«, sagt Buchloh.

Auch bei den für Konstruktion und Berechnungen verwendeten Werkzeuge habe man sich auf ein »neues Level gestellt.« Man habe das komplette Hardwaresystem durch die aktuellsten Modelle speziell nach den eigenen Bedürfnissen ersetzt. »Außerdem arbeiten wir nun auf einer Softwareplattform, die uns deutlich mehr Möglichkeiten gibt, auch größere und komplexere Schiffe mit gleichen Kapazitäten abzuarbeiten«, erläutert der Manager. Des Weiteren könne man die Kunden nun besser bei der Arbeitsvorbereitung unterstützen und Baupakete in noch höherer Qualität abliefern.

Speziell für die Bedürfnisse des Elek­troschiffbaus hat sich das Unternehmen im Bereich der Datenanalyse interdisziplinäre Brücken zu anderen Ingenieurdienstleistern gebaut, um gemeinsam die Fahrprofilanalyse mittels Langzeituntersuchungen »auf eine neue Basis zu stellen und um perfekt zugeschnitten Antriebskonzepte für den Kunden auslegen zu können.«

Elektroschiffbau nimmt zu

Tatsächlich macht der Elektroschiffbau bei Schiffstechnik Buchloh bisher nicht den dominierenden Anteil der Aufträge aus, jedoch zeichnet sich eine steigende Tendenz ab. »Unseren Kunden aus den anderen Bereichen, dem Schiffbau mit konventionellen Antriebssystemen, der Schiffsumbauplanung und gutachterlichen Tätigkeiten kommen die Neuerungen spürbar zu Gute«, bekräftigt Buchloh. Die Nachfrage nach Engineering-Lösungen und Konstruktionen habe deutlich zugenommen und die Kunden seien dankbar für die qualitativ noch hochwertigeren Lösungen, die man ihnen dadurch anbieten könne.

Laut Buchloh gibt es Anfragen aus aller Welt. Man arbeite daran, Aufträge in Indien, den arabischen Emiraten und in China zu akquirieren. In Deutschland sei Schiffstechnik Buchloh nicht mehr nur die erste Adresse, wenn es um Engineering-Lösungen im Binnen- und Küstenschiffbau gehe, sondern nun auch im Elektroschiffbau. »Kaum ein Reeder oder eine Werft fragt nicht zumindest ein aktuelles Elektro-Projekt bei uns an. Ich möchte behaupten, dass etwa 70% der in Deutschland fahrenden elektrischen Tonnage aus unserem Haus stammen«, sagt Buchloh. »Einige Werften legen Wert darauf, dass wir unsere Aufgaben im Hintergrund abarbeiten und die Werft die Öffentlichkeitsarbeit regelt. Wir sehen uns als die Engineering- und Know-how-Lieferanten im Hintergrund, die es einer Werft ermöglichen, technologisch anspruchsvolle Projekte umzusetzen.«

Derzeit befinde man sich in der Ablieferung des Engineeringpakets für zwei Solar-Katamarane für die Fa. Kiebitzberg. Neue Projekte im Elektroschiffbau mit verschiedenen Werften würden sich anreihen, verrät Buchloh, der sich freuen würde, wenn man auch in der Region am Rhein den Schiffbau etwas mehr nach dem niederländischen Vorbild betreiben würde. Soll heißen, dass Kooperationen zwischen den Neubauwerften und auch den Zulieferern ausgebaut und flexibel gestaltet werden. »Dies wäre ein Garant für neue innovative Konzepte mit hervorragender Qualität.« Buchloh weist darauf hin, dass es Kunden gibt, »die gern mit unseren Entwürfen und Konstruktionen Schiffe bei Werften bauen lassen wollen, mit denen wir bisher jedoch noch zu keiner Kooperation gefunden haben«. Dies sei aus seiner Sicht sehr bedauerlich, sagt Buchloh. »Ein Wunsch, den ich mir selbst erfüllt habe, ist die engere Zusammenarbeit zwischen Elektrotechnik und Schiffbau. Wir haben nun die Möglichkeit, für Projekte einen Partner ins Boot zu holen, der uns bereits seit mehr als zehn Jahren begleitet, wodurch die enge Verzahnung zwischen Schiffbau und Elektrotechnik garantiert werden könne, so der Unternehmenschef.

Buchloh erwartet, »dass die elektrischen Antriebskonzepte vorerst in der Fahrgast- und Fährschifffahrt dominieren werden, bevor die Frachtschifffahrt wirklich revolutioniert wird.« Die Stromversorger seien nicht im Stande, in Kürze die riesigen Energiemengen zur Verfügung zu stellen, um Frachtschiffe oder Kabinenschiffe vollkommen zu elektrifizieren. »An dieser Stelle sehe ich unsere Firma mit Kernkompetenzen bei der Aufnahme und Auswertung von Fahrprofilen, hydrodynamischen Simulationen und Systemauslegungen ausgestattet, die zu ökonomisch sinnvollen Hybridkonzepten führen«, sagt er.