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Die digitale Plattform »Pronto« hat einen positiven Effekt auf die Abfertigung der Schiffe am ECT Delta Terminal in Rotterdam. Dies lässt sich bereits nach einer sechswöchigen Testphase sagen.

Nach Angaben des Hafenbetrieb Rotterdam teilen immer mehr Reedereien, Terminals und nautische Dienstleister Echtzeitinformationen über diese digitale Plattform. Sie habe als »single point of truth« für Informationen bereits im Rahmen eines Pilotprojekts die Abläufe im Delta Terminal von ECT beträchtlich verbessert, heißt es. Der Kai könne besser genutzt werden, Schiffe machten punktgenau fest und bei der Abfahrt könnten die Stillstandzeiten verkürzt werden. Zudem verliefe der Informationsaustausch zwischen den Beteiligten wesentlich schneller.

Nach Angaben der Niederländer setzt die Containerreederei MSC »Pronto« bereits seit einiger Zeit ein und ermuntert die eigenen Partner, dies ebenfalls zu tun. »Das ist für uns die Zukunft«, sagen Bob den Ouden, Special Projects Manager bei MSC und Erwin de Jong, Operations Manager: »Pronto bietet in Echtzeit eine Zusammenschau der Daten der verschiedenen Mitglieder der Supply Chain. Wenn alle Beteiligten zum gleichen Zeitpunkt denselben Datenstand haben, gibt es nur eine Wahrheit und die Diskussion über Daten ist gegenstandslos.« Auf diese Weise könnten alle Beteiligten Entscheidungen gemeinsam rascher treffen und Maßnahmen einleiten.

Verbesserungen beim Informationsfluss

»Pronto« bedient sich der funktionellen Definitionen der Port Call Optimisation Taskforce. Das habe zu einer Erhöhung der Qualität beim Informationsinput geführt. Die Beteiligten könnten ihre Informationen direkt weitergeben. Zwischenstationen in der Kommunikationskette fielen so weg. Der Input entsppreche dem Output, was der Qualität des Informationsaustauschs zugutekomme, so die Hafenbehörde.

»Pronto« ist eine rund um die Uhr verfügbare App. Hierin sehen die Rotterdamer die Stärke dieser zentralen, digitalen Plattform. Deshalb ist man der Ansicht, dass sich jedermann daran beteiligen sollte. Durch sie könne die Abstimmung zwischen den Teilnehmern eines Warenverkehrs nun schon zu einem früheren Zeitpunkt erfolgen. So würden Abläufe effizienter und besser.

Rechtzeitige Updates und Auslastung des Kais

An der Nordseite des ECT Delta Terminals werden vor allem Schiffe von MSC abgefertigt. Diese großen Containerschiffe gelte es, effizient zu löschen, zu beladen, zu bebunkern und zu bevorraten. Sander de Jong, Consultant Operations bei ECT, umreißt die hiermit verbundenen Herausforderungen: »Häfen sind dynamische und stets aktive Bereiche, in denen sich Planungen fortwährend ändern. Als Terminal sind wir auf Updates angewiesen, die uns Kunden per Telefon oder E-Mail zur Verfügung stellen.« Doch nicht immer erhielte man diese Meldungen rechtzeitig genug. Vor allem nachts könne die Kommunikation manchmal schwierig sein, berichtet de Jong. Genau diese Lücke könne »Pronto« schlie?en.

»Pronto« wurde nun vor kurzem für die Dauer von sechs Wochen genutzt. Schon dabei hätten erhebliche Verbesserungen festgestellt werden können. De Jong: „Zwei Kollegen haben während der Tag- und der Nachschicht mit ‚Pronto‘ gearbeitet. Es ist wichtig, dass Schiffe, für die wir ein bestimmtes Zeitfenster vorgesehen haben, auch innerhalb dieser Zeitspanne vollständig abgefertigt werden. Die Arbeit mit Pronto hat uns in dieser Hinsicht beträchtliche Verbesserungen gebracht. Inzwischen erhalten wir die Updates von den Reedereien früher, so dass wir unseren Kai besser ausnutzen können. Informationen kommen schneller und in eindeutiger Form herein, wodurch sich bessere Entscheidungen treffen und unsere Abläufe optimieren lassen.«

Während des Probebetriebs sei es nicht vorgekommen, dass ein Schiff falsch am Terminal festgemacht habe, informieren die Rotterdamer. Denn wenn die Liegeplatzinformationen des Terminals von denen des Hafenmeisters oder Schiffsagenten abweichen, gibt Pronto eine Warnungmeldung. Im Normalfall ist das Terminal federführend, wenn es darum geht, das Festmachen festzulegen. In einem nächsten Schritt kann es, anhand von Pronto, diese Informationen direkt mit der Hafenbehörde austauschen, die dann auf dieser Grundlage das Lotsenboot instruieren kann.

Stillstandzeiten verkürzen sich

Die Stillstandzeiten bei der Abfahrt von Schiffen aus dem Delta-Terminal seien durch den Einsatz von »Pronto« von 19 auf 12 Minuten gesunken, teilt die Hafenbehörde mit. Dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem Bestellen des Lotsenbootes oder anderer nautischer Dienstleister und der Beendigung des Umschlags einschließlich des Verzurrens und Sicherns der Ladung.

»80 % unserer Schiffe werden in diesem Terminal abgefertigt. Wenn ein Schiff rascher ablegen kann, kann das nächste schneller einlaufen«, nennt die Reederei einen weiteren Vorteil. Auch in diesem Punkt habe es eine »beträchtliche Verbesserung« gegeben. Die Liegeplatz-Effizienz sei von 91 % auf 95 % angestiegen. »Anders gesagt, können wir genau und zuverlässig vorhersagen, wie lange es vom Festmachen eines Schiffes im Terminal bis zu dessen Auslaufen dauern wird.«

Der größte Nutzen lässt sich nach Angaben der Rotterdamer im Port-to-Port-Bereich erzielen. Ein Beispiel hierfür wäre es, wenn die Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Felixstowe Informationen anhand dieser digitalen Plattform austauschen würden. Jedes Stück Information, das bei uns verspätet ankommt, steht für verschwendete Zeit. Wenn ein Schiff in Felixstowe beispielsweise drei Stunden später als geplant auslaufe und man dies erst vier Stunden später erfahre, könne man die verlorene Zeit nicht wieder hereinholen. Man sollte also rechtzeitig Bescheid wissen, wann das Schiff einlaufen könne. »Wenn sich ein Schiff auf dem Weg zum Hafen befindet, aber noch kein Kairaum zur Verfügung steht, können wir dem Kapitän empfehlen, seine Geschwindigkeit zu drosseln«, sagt . Das ist gut für den Brennstoffverbrauch und das Schiff braucht nicht im Ankerbereich des Hafens zu warten«, so den Ouden.

Der Hafenbetrieb Rotterdam konstatiert bereits jetzt, dass durch den Einsatz von »Pronto« die allgemeine Effizienz eines Port Calls steigt. »Der gesamte Kooperationsprozess zwischen den Teilnehmern der Supply Chain wird stabiler«, sagt Rob Koggel, Spezialist für Optimierung von Port Calls. Dies sei Grund genug, um noch mehr Teilnehmer im Hafen in die Nutzung einzubeziehen.