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Die Taufe des LPG-Tankers »Autan« von Chemgas vervollständigt das Neubautrio,

zu dem noch die »Alize« sowie die »Aurora« gehören

Mitte Januar war es soweit. In Rotterdam wurde der Gastanker »Autan« als drittes Schiff aus der Triple-A-Serie von Chemgas Shipping getauft. Triple-A, weil alle drei Schiffe die auf »windige Namen« getauft wurden, mit dem Buchstaben »A« beginnen.

Wie die Schwesterschiffe ist die »Autan« 110m lang und 11,40m breit und auf eine Tankkapazität von 2.800m³ ausgelegt. Die Kaskos kommen aus Kladovo an der Donau von der Werft Gebr. De Jonge Shipbuilding Services. Der Abbau erfolgte mit Hilfe vieler weiterer Unternehmen auf der TeamCo Werft in Heusden.

Auch die »Autan« verfügt über einen Diesel-Direktantrieb mit einem Caterpillar 3512 C DI-TA electronic Hauptmotor, der eine maximale Leistung von 1.194 kW (1.600 PS) bei 1.600 U/min entfaltet. Dieser Motor mit Zertifikat nach CCR2 ist bereit für die kommende Abgasnorm Stufe V. Diese Norm, so Chemgas-Chef Gunther Jaegers, werde für solche Motoren gelten, die nach dem 1. Januar nächsten Jahres eingebaut würden.

Um die Anforderungen nach Stufe V zu erfüllen, muss das System mit einem Partikelfilter und einem SCR-Katalysator ausgestattet sein. Dabei wird Adblue, ein Gemisch aus Wasser und Harnstoff, in die Abgase eingespritzt, um die Stickoxid-(NOx)-Emissionen innerhalb der Normvorgabe zu halten. »Die ›Autan‹ ist schon bereit dafür. So ist beispielsweise Platz für den Adblue-Tank«, versichert Jaegers anlässlich der Taufe. Eigentlich, so der Unternehmenschef weiter, habe man sofort in Stufe-V-Motoren investieren wollen. Die Technologie sei verfügbar, aber es gebe noch keine Motoren mit Typgenehmigung. Ergo müsse man noch warten.

Mit dem verbauten Antrieb ist die »Autan« bis zu 22km/h schnell unterwegs. »Das ist ziemlich schnell für ein Binnenschiff«, sagt Jaegers mit leichtem Schmunzeln. Es sei zwar keine Formel-1-Geschwindigkeit, aber eine große Leistung.

Flex-Tunnel bewährt sich

Eine Besonderheit aller drei Schiffe ist auch der eingebaute Flex-Tunnel. Diese einklappbare Tunnelschürze, entwickelt von Joachim Zöllner von der DST in Duisburg und heute vertrieben von Damen Marine Components (ehemals Van der Velden Marine Systems), verleiht den Schiffen die Fähigkeit, auch bei geringen Wasserständen optimal zu laden. Die anhaltende Trockenheit 2018 mit den niedrigen Wasserständen hätten die Effizienz des Flex-Tunnels bereits bei den Schwesterschiffen »Alize« und »Aurora« bewiesen, bestätigt Etienne Wesselman, kaufmännischer Leiter bei Chemgas Barging.

Neben der verbesserten Niedrigwasser-Tauglichkeit verleiht der Flex-Tunnel in Verbindung mit dem optimierten Unterwasser-Rumpf und dem in Düse laufenden Fünfflügel-Propeller mit 1.800mm Durchmesser den Schiffen auch eine ansehnliche Kraftstoffersparnis. Auch wenn er noch kein exaktes Resultat nennen könne, die bislang vorliegenden Ergebnisse seien, wie die Schiffe überhaupt, vielversprechend, sagt Wesselman.

Als Neuerung ist auch ein durch die Hauptmaschine hydraulisch angetriebener Generator zu nennen, der während des Normalbetriebes so viel Strom erzeugt, dass ein weiterer Generator nicht betrieben werden muss. Stilliegend erzeugen dann Caterpillar-Generatoren den erforderlichen Strom, der unter anderem die sechs Deepwell-Pumpen antreibt, die als Löschpumpen arbeiten. Trotz des Überdrucks von 16 bar, der in den zylindrischen Gastanks herrscht, erfolgt die Entleerung nicht von allein, da auch die aufnehmenden Lagertanks unter Druck stehen.

Für die elektrische Versorgung des Bugstrahlers sowie der Lösch- und Ladepumpen steht ein Genset mit Caterpillar-Motor und Stamford-Generator unter Deck, das 532 kVA leistet. Ein weiteres Genset, das mit einem 313 kVA starken Leroy Somer-Generator hinter einem Caterpillar-Motor ausgestattet ist, versorgt diverse Stromabnehmer. Ein 63,8 kVA leistendes kleines E-Kraftwerk ergänzt das Energieangebot an Bord.

Mit dem jetzt kompletten Dreierersatz an Coastern sind die Chemgas-Neubauten zunächst abgeschlossen. Die weiteren anstehenden Investitionen, so Etienne Wesselman, werden sich auf die Seeschiff-Flotte beziehen. Die geplanten Ablieferungen sind für 2020 und 2021 geplant, sie werden konventionellen Gasöl-Antrieb haben und nach IMO Tier III zertifiziert. Weiteres Wachstum, so Wesselman, werde man marktabhängig planen, im Vordergrund stehe zunächst, die Flotte »up to date« zu halten.

Damit das auch bei dem nun getauften Neubau gelingt, hatte Gunther Jaegers für den Schiffsführer der »Autan«, Kapitän Bert van der Plas, noch einen guten Rat parat: »Achtung, diese Dame ist einiges an Geld wert. Bitte keine Kratzer dranmachen.« Bei van der Plas ist dieser Rat gut aufgehoben: Er hat die beiden Schwesterschiffe bereits gefahren, ohne Kratzer, aber mit viel Lob: »Sie fahren ausgezeichnet«, so sein Urteil über die Schiffe, die den Rhein hinauf bis nach Ludwigshafen und in die Schweiz fahren können.


Hermann Garrelmann