»Wir wollen unsere Hafenstandorte stärken«

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Gerhard Gussmagg, Geschäftsführer des Rhenus Donauhafen Krems und der Rhenus Port Logistics Donau in Regensburg, sieht die Güterschifffahrt auf der Donau als integralen Bestandteil von Supply Chains, wie er im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt« erläutert

Das Niedrigwasser im vergangenen Jahr hat auf der österreichischen Donau ihre Spuren hinterlassen. Auf dem österreichischen Donauabschnitt ging das beförderte Volumen um 25% auf 7Mio.t zurück. Inwieweit war der Rhenus Donauhafen Krems davon betroffen?

Gerhard Gussmagg: Rhenus verzeichnete im vergangenen Jahr aufgrund des historischen Niederwassers einen spürbaren Rückgang des Schiffsumschlages im Vergleich zum Jahr 2017. Der Gesamtumschlag per Straße, Schiene und Schiff lag bei rund 1,21Mio.t. Dies bedeutete im Vergleich zum Jahr zuvor ein Minus von 16%. Der Grund dafür war das monatelange Niedrigwasser. Der Lkw-Umschlag lag mit 550.000t nahezu konstant mit einem Minus von 1%. Der Umschlag auf der Schiene erhöhte sich um 5% auf 559.000t.

Welche Projekte wurden in Ihrem Hafen im Vorjahr umgesetzt und welche Pläne haben Sie in diesem Jahr?

Gussmagg: Im Vorjahr haben wir wichtige Investitionen getätigt wie beispielsweise innerhalb unserer IT, Investitionen in unseren Getreidesilo sowie den Kauf neuer Stapler, Kehrmaschinen und Aufenthaltscontainer. Zudem wurden wir nach der ISO-Norm 50001 (Energiemanagement) zertifiziert, mit der wir unsere Energieeffizienz erhöhen. In diesem Jahr haben wir eine neue Leichtbauhalle fertiggestellt. Diese nutzen wir für den Umschlag von Waren, die in Containern verladen werden. Wir rechnen in diesem Jahr auch mit neuen Geschäften im Bereich Stückgut und Schüttgut sowie für unsere Container-Freight-Station. Auch weiter ausbauen werden wir in diesem Jahr unsere Verzollungsdienstleistungen.

Die HHLA-Tochter Metrans ist in Ihrem Hafen sehr stark präsent. Inwieweit profitiert der Hafen insgesamt davon?

Gussmagg: Wir haben eine herausragende Kooperation mit Metrans und haben viele gemeinsame Schnittstellen. Im Mittelpunkt steht unser gemeinsames Ziel, den Hafenstandort Krems zu stärken. Derzeit arbeiten wir etwa an gemeinsamen Importprojekten. Schon beschlossen wurden neue Exportprojekte, bei denen Rhenus die Stauung von Containern übernimmt und Metrans diese per Bahn zu den Seehäfen fährt.

Österreichische Verkehrspolitiker äußern sich bei jeder Gelegenheit über der Donau und betonen die Notwendigkeit der Verlagerung von Gütern auf diese Wasserstraße. Fühlen Sie sich als Hafenbetreiber von der Politik unterstützt bzw. wird die politische Unterstützung für die Donau sichtbar?

Gussmagg: Es ist unbestritten, dass die Wasserstraße Donau ein unverzichtbarer Bestandteil vieler internationaler Logistikketten ist. Als Rhenus-Gruppe investieren wir in Schiffe, Häfen und Logistiklösungen, um unseren Kunden exzellente Logistiklösungen anbieten zu können. Die Donau-Anrainerstaaten sind für das effiziente Wasserstraßenmanagement und die Vorhaltung einer adäquaten Fahrrinneninfrastruktur verantwortlich.

Die Donau durchgehend durch alle Anrainer-Länder mit einer Abladetiefe von 2,5 m befahr zu machen, ist eine Forderung der Verlader. Wird sich das je erreichen lassen, wenn man vor Augen hat, dass die östlichen Nachbarländer bei der Donauinstandhaltung aus wirtschaftlichen Gründen säumig sind?

Gussmagg: Es geht eben in kleinen Schritten voran, zahlreiche EU-Projekte bieten Finanzierungsmöglichkeiten mit dem Ziel, den Gütertransport auf der Donau attraktiver zu machen. Erstmals gibt es aber auch größere Umsetzungsprojekte wie die slowakische Schleuse Gab íkovo und Messschiffe in Rumänien und Bulgarien. Die notwendigen Budgets sind im Vergleich zu Straße und Bahn allerdings noch marginal.

Hat die Donau als Transportweg wirklich eine Chance, in komplexe Supply Chains integriert zu werden?

Gussmagg: Ja, definitiv, dies beweisen wir jeden Tag. Die Donau als zweitlängster europäischer Strom hat großes Potenzial, das aus unserer Sicht noch lange nicht ausgeschöpft ist. Historisch bedingt wurde der Strom lange Zeit vernachlässigt. Die Rhein-Main-Donau-Achse ist heute eine wichtige Alternative für den Gütertransport von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Um die Attraktivität für die Binnenschifffahrt weiter zu steigern, müssen aber die Fahrwassertiefen auf der gesamten Strecke sichergestellt werden.

Welche Rolle spielt der Hafen Krems im Unternehmensverbund von Rhenus?

Gussmagg: Der Hafenstandort Krems ist innerhalb von Rhenus ein sehr wichtiger Standort für die Donauregion. Darüber hinaus ist die Rhenus-Gruppe an vielen weiteren relevanten Hafenstandorten entlang der Donau präsent. Dies sind Regensburg, Wien, Bratislava, Belgrad, Russe, Giurgiu, Galati und Konstanza. Ich selbst bin seit kurzem auch mit der Geschäftsführung der Rhenus Port Logistics Donau in Regensburg betraut. Sicher ist: Wir werden unsere Aktivitäten an allen wichtigen Donauhäfen stärken, neue Kunden für die Donau gewinnen und weitere trimodale Standorte an der Donau entwickeln.
Interview: Josef Müller