Schwerguthäfen im Osten schwer gefragt

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Auch im Osten der Republik entwickelt sich Projektladung und Schwergut für viele Häfen zu einem wichtigen Standbein. Wo früher Massengut über die Kaikanten ging, ist heute »high & heavy« angesagt

Der Westhafen der BEHALA schlägt jährlich weit mehr als 100.000 Container auf Ganzzugsverkehre um. Und fast täglich gehen auch Schwerlasten und Projektladungen vom Hafenbecken 1 auf die Reise.

In den drei Hafenteilen arbeiten rund 120 Mitarbeiter. Innerhalb eines Jahres werden rund 4Mio.t von allen drei Verkehrsträgern umgeschlagen. Der Bereich Schwergüter und Projektladungen entwickelt sich dabei aus Sicht des Hafenbetreibers erfreulich. Der für dieses Segment zuständige Cheflogistiker Hans-Günter Lichtfuß berichtet: »Die BEHALA hat bisher 2019 im Bereich der Schwergutumschläge und Transporte Aufträge mit Gewichten in den Größenordnungen von 65 t bis 340 t ausgeführt. Der Schwerpunkt lag auch in diesem Jahr bei den Gasturbinen der Siemens AG. Daneben wurden aber auch verschiedene Anlagen und auch Eisenbahnwagen umgeschlagen. Die Produkte wurden weltweit über die Seehäfen verschifft.«

Die schweren Turbinen aus dem Siemens-Werk werden zusammen mit Zubehör für den Weitertransport übers Wasser in den hafeneigenen RoRo-Großschubleichter verladen.

Schwerlast am Schönefelder Kreuz

Auch der Hafen Königs Wusterhausen entwickelt sich zum wichtigen Anlaufpunkt für Projektverladung und Schwerlastumschlag. »Nachdem der Hafen Königs Wusterhausen (KW) sich zum Güterverkehrszentrum (GVZ) Schönefelder Kreuz entwickelt hat, ändert sich auch das Leistungsspektrum vom historisch gewachsenen Massengutumschlag- und Lagerplatz hin zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Projektverladung und Schwerlastumschlag«, sagt Hafengeschäfts­führer Michael Fiedler.

Eine Schwerlastplatte mit trimodalem Anschluss, wasserstandsunabhängige Schifffahrt, eine barrierefreie Anbindung an den Berliner Ring A10 ohne vorherige Ortsdurchfahrt sowie ein Hafenkran mit bis zu 45 t Tragkraft bilden eine stabile Basis für das Ladungssegment. Darüber hinausgehende Anforderungen können Fiedler zufolge mit einem Partner aus dem Mobilkransektor abgedeckt werden.

So hat sich der Umschlag in Bereich Schwergut am Standort im Jahr 2018 im Vergleich zu den Vorjahren vervielfacht. Fiedler nennt eine ganze Reihe aktueller Verladungen. Auch 2019 gab es demnach bereits Erfolge zu verzeichnen, zum Beispiel beauftragte LPL Projects + Logistics aus Duisburg den Hafen mit dem Umschlag einer Presse mit einem Gewicht von etwa 90 t. Das Gerät war in China hergestellt worden und kam per Binnenschiff aus dem Seehafen Braake in Königs Wusterhausen an. Per Schwerlasttransport ging es von hier aus weiter zum Kunden in die Slowakei.

Auch bei Turbinen konnte der Hafen punkten: Über die Firma UTM Universal Transport wurden sechs Turbinenteile mit Einzelgewichten bis zu 90 t der Firma Siemens von Mülheim an der Ruhr zum Transport zum Kraftwerk Schwarze Pumpe umgeschlagen und im Hafen zwischengelagert.

Außerdem kamen für die Firma Transpalux aus Luxemburg, die bereits seit 2017 Windkraftanlagen über Königs Wusterhausen abwickelt, zwei Kisten mit Gewichten von rund 70 t in Königs Wusterhausen an. Hier wurden die Boxenvom Schwerlast-Lkw aufs Binnenschiff verladen wurden, um zum Hafen Antwerpen verschifft zu werden.

Hausboote sind laut Fiedler ebenfalls kein Problem. So lässt das Unternehmen FHG floating house aus Berlin in den Niederlanden Hausboote herstellen, die per Schwerlasttransport zum Hafen Königs Wusterhausen geliefert werden. Im Hafen werden Sie dann per Kran zu Wasser gelassen. Vor hier aus können Sie aus eigener Kraft ihren zukünftigen Standort auf den Berliner Gewässern erreichen.

Im Schubverband mit Containern

Positive Entwicklungen in Sachen Projektladungen hat auch der Hafen Aken zu verzeichnen. Der heutige Hafenbetrieb Aken ist seit den 1970er Jahren neben Massengütern auf die Verladungen von Projektladungen und Schwergütern spezialisiert. Hauptauftraggeber sind die Erfurter Unternehmen Siemens Generatorenbau und die Schuler Pressen, die ihre Produkte über den Hafen Aken in alle Welt verschiffen lassen. Sowohl die Generatoren von Siemens als auch die Schuler-Pressen werden mit in Kisten verpacktem Zubehör im Paket verschifft. Die Pressen kommen vorwiegend im Automobilbau zum Einsatz.

So hatte Anfang April, als die Elbe genug Wasser führte, ein Schubverband der Deutschen Binnenreederei mit dem Schubschiff 2637 hat in einem Doppeltandemverband – rechts Container und links mehrere schwere Kollos – am die wertvolle Fracht von Aken aus nach Hamburg gebracht.

Dresden verlädt Trafos

Projektladungen und Schwergüter spielen auch im SBO-Hafen Dresden eine große Rolle. In diesem Jahr sind bis Ende Mai in Dresden schon eine ganze menge Projektladungen und Schwergüter über die Kaikante gegangen: Acht Trafos mit Stückgewichten von 25 t bis 188 t, eine 163 t schwere Turbine, zehn Motoren mit Gewichten von 18 t bis 177 t sowie 24 Maschinen, jeweils 10 t bis 40 t schwer. Dazu kommen laut Hafenbetreiber fünf Gestelle von 11 t bis 13 t, fünf Kisten mit Zubehör– je 14 t bis 16 t – und 45 sonstige Güter mit Stückgewichten von 3 t bis 72t, darunter Anlagenteile und Kühler.


Christian Knoll