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Die Shipping and Transport College Group (STC) braucht neue Ausbildungsschiffe. Während der Maritime Industry wurde das Startzeichen für den ersten Neubau gegeben

Nach gut 50 Jahren Dienst haben die »Prinses Christina« und die »Prinses Beatrix« eine Ablösung nötig. Das erste Nachfolgeschiff, ein »Hotelschiff«, soll bis zum Frühjahr 2012 fertig sein. Ein Schubboot und ein Schuber sollen folgen.

Interessenten am Bau des Ausbildungsschiffes hatten bis zum 5. Juni Zeit, sich zu bewerben. Das Anforderungsprofil war in den vergangenen Monaten von Schülern, Sudenten und Lehrkräften des STC definiert worden. Kernforderungen: alle Nutzer sollen ihre Aufgaben sicher und mit Freude erledigen können, das Schiff muss alle aktuellen technischen und rechtlichen Anforderungen nach ES-TRIN und weiteren Regelwerken erfüllen. Höhere Anforderungen werden gestellt an die Bereiche Nachhaltigkeit, Innovation, Zukunftssicherheit, praktische Handhabung und Individualität. Auch finanziell attraktiv soll der Neubau sein. Zwar haben sich bereits erste Sponsoren gefunden, weitere Unterstützer werden aber noch gesucht.

Derweil ist der Name bereits bekannt: »Ab Initio« wird das Schiff heißen – »vom Beginn an«. Das deutet an, dass von Anfang an alle Beteiligten einbezogen waren.

»Es ist aber auch ein Projekt für die Binnenschifffahrt«, sagt Astrid Kee vom STC, als sie mit einer futuristisch anmutenden Skizze das Projekt vorstellte. Weil der Nachwuchs auf dem modernen Ausbildungsschiff mit allen neuen Techniken konfrontiert würde, kämen diese Kenntnisse über Prozesse und Techniken auch in die betriebliche Praxis.

Mit Blick auf die Fahrreviere soll das Schiff der CEMT-Klasse III entsprechen und so nicht länger als 67 m bei maximal 8,20 m Breite werden. Der Tiefgang soll aber zwischen 1,40 m und 1,80 m betragen. Da auch bis zu siebentägige Reisen möglich sein sollen, kommen bestimmte Anforderungen an ein »Hotelschiff« zum Tragen, die sich aber weniger auf den Komfort als vielmehr auf Sicherheit und Brandschutz beziehen. Auch wenn sich im Steuerhaus mindestens sechs Personen gleichzeitig aufhalten können müssen, entsprechen die sonstigen funktionalen Vorgaben einem Motorfrachtschiff mit Gästeunterbringung.

Als »soziale Anforderung« ist neben Einzelkabinen für die Besatzung mit Nasszellen und Datenverbindungen auch eine Gemeinschaftsunterkunft gefragt. Für Schüler und Studenten soll es 15 Doppelkabinen geben, zudem eine weitere für Begleitung und eine für die Nachtwache.

Emissionen, Erschütterungen, Geräusche und Sichtlinien sollen auf die ab 2020 geltenden Anforderungen abgestellt sein. Zudem wird einfache Unterhaltung und eine Materialverwendung gefordert, die eine Wiederverwendung erlaubt. Der Antrieb soll elektrisch-hybrid erfolgen, auch ein GTL-Betrieb (Gas-to-Liquid) soll möglich sein. Daneben soll ein konventioneller Motor an Bord vorhanden sein. Im Mittelpunkt steht aber ein weitgehend emissionsfreier Antrieb. Damit soll dennoch eine Geschwindigkeit von minimal 20km/h erreicht werden, im Verband mit einem Schuber immerhin noch 13km/h.

Der Maschinenkontrollraum muss so geräuscharm sein, dass hier ein Monitoring der Maschinen und Aggregate im Rahmen des Unterrichts möglich ist. »Das Motorenmanagement soll in diesem Raum im Mittelpunkt stehen«, heißt es.

Eine Frage des Managements ist auch die finanzielle Seite. Die operationellen Kosten während des Produktlebenszyklus sollen so niedrig wie möglich sein.

Ergänzend sind Anforderungen an ein modernes Schiff definiert. Landstromanschlüsse, auch zur Akkuspeisung, ein komplettes Kamerasystem an Bord, ein zentrales digitales Monitoring, das auch extern ausgelesen werden kann, Wärmerückgewinnung und eine Brennstoffzelle auf Wasserstoffbasis für den Bordstrom gehören zu den Optionen.

Die Anforderungen an Navigation und Kommunikation sollen nicht nur heutigen sondern auch zukünftigen Anforderungen entsprechen. ECDIS, Alpha River Track, CoVadem-Mitwirkung und Berthing Assistance werden als Standard angesehen, Platz für weitere Einrichtungen und Sensoren, die für autonomes Fahren nötig sind, soll vorgehalten werden.

Da sich Studenten, Schüler und Ausbilder bereits während der Bauphase mit dem Schiff beschäftigen sollen, wird ein Bauplatz in den Niederlanden bevorzugt.
Hermann Garrelmann