Print Friendly, PDF & Email

Etwa einen Monat früher als im vergangenen Jahr hat die Elbe die Tiefststände von 2018 erreicht.

Auch Oder und Spree machen Sorgen

Seit Mitte Juni ruht bereits die Frachtschifffahrt auf Elbe und Oder. Die Häfen haben umgestellt auf Bahn- und Lkw-Transporte, soweit das möglich ist. Als letztes Schiff wurde der tschechische Schubverband »TR 18« am 24. Juni auf der mittleren Elbe gesehen.

Die Gierseilfähre in Breitenhagen (Ekm 286,6) hatte schon am 1. Juli ihren Betrieb eingestellt. Aus dem Wasser ragen die sogenannten »Hungersteine«.

»Wir schlagen unsere Schwergüter mit Hilfe des UHH-Südhafens am Mittellandkanal oder des Hanse-Terminals Magdeburg-Rothensee um, um vertragstreu zu bleiben«, sagt Akens Hafenchef Peter Ziegler.

Der letzte Schubverband der Elbe-Container-Linie verließ in der zweiten Juniwoche den Hafen Riesa in Richtung Hamburg. Die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO) verlagern ihre Güter nun auf Lkw- und Bahnverkehre. Dabei komme ihnen die eigene Lkw-Flotte aus zwölf Sattelzugmaschinen und 29 Trailern zugute, heißt es.

Im ersten Halbjahr wurden in den sechs Häfen der SBO-Gruppe 121.649t mit 270 Binnenschiffen verladen. Im Vorjahr waren es 141.206t.

Fahrgastschiffe leiden

Die Fahrgastschifffahrt zwischen Dresden und Magdeburg ist ebenfalls weitgehend eingestellt. Die Sächsische Dampfschiffahrt (SDG) lässt noch ihre mit 0,70m flachgehendsten historischen Seitenraddampfer »Diesbar« und »Krippen« zwischen den Dresdner Terrassen­ufer und dem Schloss Pillnitz fahren. Alle anderen Einheiten liegen still, bestätigt Michael Hillmann, Gesellschafter der SDG. Am 21. Juli wurden am Dresdner Pegel nur noch 61cm gemessen.

Die Weiße Flotte Magdeburg und die Fahrgastschiffsreederei Kaiser aus Tangermünde konnten nur noch auf der sogenannten »Kleinen Acht« verkehren. Diese beginnt am oberen Vorhafen des Schiffshebewerkes Rothensee. Dort werden die Schiffe auf die Stauhaltung der Niedrigwasserschleuse herabgesenkt und von dieser auf den Elbwasserstand gebracht. Da die Tauchtiefenstrecke VI bis Niegripp die günstige aller Tauchtiefenstrecken der Elbe ist, können die Schiffe der »Kleinen Acht« bis Niegripp fahren. Dort werden sie auf das Niveau des Elbe-Havel-Kanals geschleust und an der Schleuse Hohenwarthe zurück auf das Niveau des Mittellandkanals.

Drei Schleusen geschlossen

Wegen des extremen Niedrigwassers der Spree wurden in Südbrandenburg drei Schleusen für den Bootsverkehr geschlossen. Betroffen sind Leibsch, Krausnicker Strom und Groß Wasserburg. So soll bei Schleusungen im Staugürtel Schlepzig und der Wehrgruppe Leibsch die Wasserableitung über den Dahme-Umflut-Kanal in das Einzugsgebiet der Dahme verhindert und das abfließende Wasser in der Spree gehalten werden.

Die bereits angespannte Situation habe sich weiter verschärft, sagt der Leiter der Abteilung Wasser und Boden im Brandenburger Umweltamt, Kurt Augustin: »In einigen Fließgewässern befinden wir uns in einer extremen Niedrigwasserphase.« Aus der Talsperre Spremberg werde der Spree aktuell Wasser hinzugegeben. Bleibt der Regen aus, reichen die Reserven den Angaben zufolge noch für die nächsten 50 Tage. Die Speicher in der Lausitz fassen normalerweise 88 Mio. m3, aktuell sind es nur 56Mio. m3.

Hauptsächlich gehe es darum, die Freizeit- und Kahnschifffahrt im Unteren Spreewald und die Scheitelhaltung des Oder-Spreekanals zwischen Kersdorf und Eisenhüttenstadt durch das Pumpwerk Neuhaus aufrechtzuerhalten, erklärt Katrin Urbitsch, Leiterin des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes (WSA) Berlin.

Wenn die Obere-Spree-Wasserstraße nicht mehr ausreichend Wasser über das Pumpwerk Neuhaus in die Scheitelhaltung zwischen Kersdorf und Eisenhüttenstadt pumpen könne, werde das Pumpwerk Eisenhüttenstadt genutzt, um Wasser aus der Oder in die Stauhaltungen des Oder-Spree-Kanals zu leiten. Ziel sei es, die Schifffahrt auf den Wasserstraßen im Einzugsgebiet der Spree oberhalb der Schleuse Berlin-Charlottenburg so lange es geht zu ermöglichen.

Wegen der anhaltenden Trockenheit gilt nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums (BUA) in mehreren Landkreisen bereits seit der ersten Juliwoche ein Entnahmeverbot für Wasser. In den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Cottbus, Dahme-Spreewald und Elbe-Elster darf zwischen 6.00 Uhr und 21.00 Uhr aus Flüssen und Seen kein Wasser mehr gepumpt werden. Dies gilt auch im Landkreis Barnim (Eberswalde). Das betrifft vor allem den Oder-Havel-Kanal, die Obere Havel, den Finowkanal und die Werbeliner Gewässer. Der Landkreis Oberhavel/Oranienburg schloss sich am 18. Juli dieser Verfügung an. Für den Finowkanal laufe ein Wassersparprogramm, das vorsieht, möglichst gut ausgelastet mit mehreren Wasserfahrzeugen zu schleusen, so der stellvertretende Amtsleiter des WSA Eberswalde, Sebastian Dosch. Die Grundwasserverluste des vorigen Jahres im Haveleinzugsgebiet seien durch den niederschlagsarmen Winter nicht ausgeglichen worden. Noch aber sei die Scheitelhaltung der Havel-Oder-Wasserstraße zwischen der Schleuse Lehnitz und Niederfinow gesichert, so Dosch.

Auf der Oder sei unterhalb der Staustufenkaskade ab der Schleuse Malczyce (Maltsch) talwärts keine Frachtschifffahrt bis Hohensaaten mehr möglich. Die Schifffahrt zwischen Polen und Westeuropa verläuft bis auf weiteres nur noch von Stettin über die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße.


Christian Knoll