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Anfang Juli wurde der RegioPort OWL offiziell eingeweiht. Seit September wird der neue Containerhafen in Minden am Mittellandkanal nun regelmäßig bedient – allein mit neun Frachtern in einem Dienst

Der rund zweimonatige Probebetrieb am RegioPort OWL (Ostwestfalen-Lippe), dessen Gesellschafter zu je einem Drittel der Mindener Hafen, die Bobe Spedition und Weser Container Xpress (WCX) sind, ist beendet. Seit Anfang September ist der neue Containerhafen, der während seiner Bauphase als RegioPort Weser bezeichnet worden war, ein fester Anlaufpunkt für Reedereien, die Containerschiffe einsetzen.

Gegenüber dem bisherigen Umschlagplatz für die genormten Stahlbehälter in Minden – dem Industriehafen II – hat der neue Standort im Wesentlichen zwei signifikante Vorteile. Zum einen ist er ohne eine vorherige Schleusung zu erreichen und zum anderen kann er von Großmotorgüterschiffen (GMS) mit 110m Länge angelaufen werden, was zuvor im Industriehafen II aufgrund der Ausmaße der Schleuse nicht möglich war. Hierhin konnten nur Einheiten mit einer Länge von 85m gelangen.

Möglich ist das Anlaufen der GMS erst seit 2017, denn seither ist die neue Weserschleuse am Wasserstraßenkreuz Minden in Betrieb, deren nutzbare Kammergröße sich auf 139m in der Länge und 12,50m in der Breite beläuft.

Reedereien, die zuvor bereits den Industriehafen II angefahren haben, dessen Kapazitäten jedoch seit Jahren begrenzt sind, machen mit ihren Frachtern seit Neustem daher am RegioPort OWL fest. Ein Beispiel ist das Unternehmen WCX, das den neuen Umschlagplatz nun regelmäßig bedient. Gemeinsam mit Börde Container Feeder (BCF) soll eine Binnenschiffslinie etabliert werden, die die Seehäfen Bremerhaven und Hamburg mit verschiedenen Binnenhäfen am Mittellandkanal und Elbe-Seitenkanal verbindet.

Neun Frachter sollen zum Einsatz kommen, wie BCF-Geschäftsführer Hergen Hanke, zugleich auch Geschäftsführer von WCX und Leiter des Geschäftsfeldes Containerlogistik bei Rhein-Umschlag, bei der offiziellen Eröffnung des neuen Umschlagplatzes im Juli der »Binnenschifffahrt« berichtete. Acht Frachter bringt BCF ein, das neunte Schiff kommt von WCX, einer Schwester von BCF.

Wie die Bobe Spedition mitteilt, läuft der reguläre Containerdienst seines Systempartners WCX den RegioPort OWL seit September zweimal wöchentlich an und transportiert Container zu und aus dem Seehafen Bremerhaven über die Weser.

Auch die Deutsche Binnenreederei (DBR), ebenfalls Systempartner der Bobe Spedition, macht künftig mit drei Liniendiensten am RegioPort OWL fest, die Minden mit dem Hamburger Hafen verbinden.

Höhere Kapazität für Container

Durch den neuen RegioPort OWL gibt es jetzt eine höhere Kapazität als das im Industriehafen II der Fall war, indem 2018 71.000TEU über die Kaikanten gegangen waren. Wie viele Boxen künftig jährlich in Minden umgeschlagen werden, hängt vor allem davon ab, wie die Kunden das neue Terminal annehmen, dessen Herzstück eine vom österreichischen Kranhersteller Künz entwickelte und gelieferte Umschlagbrücke mit einer Tragfähigkeit von bis zu 45t ist. Die Spurweite ist mit 60m angegeben und die theoretisch maximale mögliche Umschlagleistung mit 28 Boxen pro Stunde.

In der ersten Ausbaustufe verfügt die neue Umschlageinrichtung noch nicht über einen Eisenbahnanschluss. Dadurch entstünden zusätzliche Umfuhrkosten, sagt Thorsten Wind, Geschäftsführer der Bobe Spedition. Dies sei aber einkalkuliert und die Prognosen seien gut.

Bobe ist seit 2005 mit festen Routen in Minden vertreten. Eine Zusammenarbeit gibt es mit WCX, NWL, der DBR sowie mit weiteren Systemanbietern, die am bisherigen Hafenstandort aktiv sind. 2007 wurde zudem ein festes Zugsystem eingeführt, das sich etabliert hat. Über den RegioPort OWL besteht nun auch Anschluss an die Binnenschiffslinien von WCX und BCF.

Derweil hofft Wind, dass künftig noch mehr Kunden die Vorteile des Wasserstraßentransports in ihre Modelle integrieren und verstärkt auf trimodale Verkehre setzen. Man habe dafür sowohl von bestehenden als auch von potenziellen Neukunden positive Signale erhalten.

Wenn die Entwicklung der neuen Linie von WCX/BCF den gewünschten Verlauf nimmt, soll zusätzliche Tonnage eingesetzt werden, wie Nico Steudel, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Rhein-Umschlag, bei der offiziellen Eröffnung gegenüber der »Binnenschifffahrt« erläutert hatte.

Mindens Bürgermeister Michael Jäcke ist überzeugt von dem neuen Umschlagplatz: »Der Mindener Hafen ist das Tor zur Nordsee und zu den Seehäfen«, betont er und sieht durch den Hafen ebenfalls neue Chancen für zusätzliche Güter. Der RegioPort OWL biete für Minden zudem die Möglichkeit, zu einer zukunftsweisenden Drehscheibe für den Warenumschlag zu werden. Schon jetzt würden immer mehr Kunden entlang des Mittellandkanals auf die Beförderung ihrer Güter mit Binnenschiffen setzen. Dies sei ein positives Signal für die Wirtschaft den Standort Minden, aber auch für die gesamte Region Ostwestfalen-Lippe.
Thomas Wägener