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Mit einer Doppeltaufe im heimischen Lauenburg feierte die Reederei zugleich das 25-jährige Firmenbestehen. Geplant war ursprünglich eine Dreifach-Taufe

Die Enttäuschung von Reeder Markus Reich darüber, dass nun »nur« zwei Schiffe an der Kaje lagen, war bereits verflogen, als sich am 10. August eine große Schar von Gästen am Lauenburger Lösch- und Ladeplatz versammelte. An der Spundwand festgemacht warteten die beiden 86m Tanker »Lisa Reich« und »Holly Reich« auf die Taufzeremonie.

Die »Holly Reich« hatte es trotz vorhandener Skepsis doch noch pünktlich in den Heimathafen geschafft. Wenige Tage zuvor hatte der Reich-Tanker noch oberhalb von Scharnebeck gelegen. Wegen des gesperrten Schiffshebewerkes hatte sich in beiden Richtungen ein ausgeprägter Stau aufgebaut. Mittendrin die »Holly Reich«, auf Rang 44 im Oberwasser. Ob denn niemand der ebenfalls zum Warten verurteilten Schiffer dem zu taufenden Schiff Vortritt gewährt habe? Nein, so die Antwort des Reeders. Der Nachsatz: das hätte man mit Geld lösen müssen, erklärt letztlich die angespannte Lage aller Wartenden. Dennoch schafften es Schiffsführer Sascha Merkens und sein Team, die »Holly Reich« nach der Stauauflösung noch nach Hamburg zu fahren, dort die 1.300t Biodiesel zu löschen und das Schiff dennoch pünktlich festzumachen.

Der eigentlich als dritter Täufling vorgesehene Tanker »Saskia Reich« war derweil am Oberrhein unterwegs. Die Bemühungen von Markus Reich, eine Sondererlaubnis für eine Fahrt durch die Küstengewässer zum Taufplatz in Lauenburg zu erhalten, waren vergeblich. Dazu hätte das ursprünglich im niederländischen Schiffsregister eingetragene Schiff umgeflaggt werden müssen. »Dafür fand sich irgendwie niemand zuständig«, sagt Markus Reich in seiner kurzen Begrüßungsansprache. Als deutsches Schiff hätte es, ausgestattet mit Rettungsinsel und begleitet von einem Lotsen, eine Erlaubnis geben können. So aber musste Reich sich mit der Doppeltaufe begnügen.

Der Freude der Gäste tat das aber keinen Abbruch. Lediglich ein pünktlich einsetzender heftiger Regen zögerte die Zeremonie ein wenig hinaus. Als sich der Himmel wieder aufklarte, stand zunächst die »Lisa Reich« im Mittelpunkt. In Vertretung von Reichs Mutter als Namensgeberin, die aus gesundheitlichen Gründen verhindert war, übernahm seine Schwester Heidi die Rolle der Taufpatin. Dass nach ihrem Segensspruch zwei Anläufe nötig waren, um die Flasche mit Lauenburger Sekt am Bug zerschellen zu lassen, sorgte allenfalls für ein kurzes »ohhh« bei den Gästen. Der nach dem zweiten Anlauf folgende Beifall wurde durch ein kurzes Pfeifensignal des nahe liegenden Dampfers »Kaiser Wilhelm« schiffertypisch ergänzt.

Obwohl erst zwei Jahre und acht Monate alt, erfüllte dann die Namensgeberin Holly auf Anhieb ihre Aufgabe, wenn auch mit leichter Assistenz ihrer Mutter. Die gelungene Zeremonie wurde erneut mit einem langen Pfeifsignal des Raddampfers begleitet.

Neubauten aus Groningen

Die beiden bis auf Nuancen baugleichen Neubauten entstanden auf der GSYard in Groningen. Beide sind mit 9,60m Breite und 86m Länge typische Kanalfahrer. Die fünf Tanks können maximal 1.546t Ladung aufnehmen. Der Antrieb mit zwei 500PS starken Volvo-Dieselmotoren erlaubt aber zudem auch Fahrten auf dem Rhein, die bei der Destination Rotterdam regelmäßig auf dem Fahrplan stehen.

Markus Reich betreibt die beiden Neubauten nicht allein. Für den Betrieb der »Holly Reich« hat er seinen Sohn Sören an Bord genommen, bei der »Lisa Reich« ist Sohn Sebastian Miteigentümer. Damit, so Markus Reich, sei ein erster Schritt in der Unternehmensnachfolge gesetzt. Beide Söhne haben eine Ausbildung zum Binnenschiffer und streben die Fortsetzung des Familienunternehmens an, das zusammen mit den Taufen auch das 25-jährige Bestehen feierte.

Zusammen mit den beiden Schiffstaufen wurde dies mit einer fröhlichen Party bis in die Nacht hinein gefeiert. Markus Reich bedankte sich dabei bei allen, die ihn bislang beruflich und privat begleitet haben. »Ich kann auf turbulente, aber auch erfolgreiche und schöne 25 Jahre zurückblicken«, hatte er schon in seiner Einladung geschrieben.

Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede würdigte nicht nur Reichs unternehmerisches Wirken. Als Kapitän des historischen Raddampfers »Kaiser Wilhelm« und Aktiver im entsprechenden Förderverein sowie in seiner Funktion in der Handballabteilung des Lauenburger Sportvereins engagiere sich Reich stark im ehrenamtlichen Bereich. So wird auch Reichs Wunsch verständlich, auf mögliche persönliche Geschenke zu verzichten und stattdessen mit einer Spende die Anschaffung eines Beibootes für den Raddampfer »Kaiser Wilhelm« zu unterstützen.

Mit den beiden jüngsten Neubauten sind die geplanten Investitionen indes noch nicht abgeschlossen. Noch in diesem Jahr wird die Reederei Reich einen weiteren 110m langen Tanker von der GSYard übernehmen.


Hermann Garrelmann