Trauer um Ernst Wilhelm Wehlmann

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Am 16. November ist Ernst Wilhelm Wehlmann im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Der leidenschaftliche Binnenschiffer, von allen nur vertrauensvoll »Charly« genannt, war Vorsitzender der Vereinigten Schiffervereine von Alsleben und Umgebung »Undine« e.V. Er stammte aus einer alteingesessenen Schifferfamilie aus Alsleben, einer kleinen Stadt, die im 19. und 20. Jahrhundert die wichtigste Schifferstadt an der Saale war.

Zur Trauerfeier kamen neben den Familienmitgliedern auch viele Freunde aus Alsleben, ehemalige Schifferkameraden und Vertreter von neun Schiffervereinen, um das letzte Geleit zu geben.

Die Schifferfamilien in Charlys Kindheit nach dem Kriegsende in Alsleben waren zumeist Partikuliere, dreistellig an der Zahl, die der DDR nicht eben vertrauensvoll gegenüberstanden. Charlys Vater riet ihm daher vom Schifferberuf ab, doch der setzte sich durch. Er schlug den damals gängigen Bildungsweg ein: 1953 Beginn der Bootsmannslehre, die er erfolgreich absolvierte. Danach sammelte er drei Jahre lang auf verschiedenen Schiffen Erfahrungen als Bootsmann. Es folgten Schiffsführerlehrgang und Prüfung. Charly überzeugte mit fachlichen Leistungen.

1960 begann die Deutsche Binnenreederei auf den Schiffswerften Boizenburg, Roßlau und Oderberg eine Serie von 105 neuen Großplauer-Maß-Motorgüterschiffen zu bauen. Auch Charly gehörte zu dem erlauchten Kreis, der so ein Schiff fahren durfte. Seines war das MS »Hennigsdorf«, 1960 in Oderberg gebaut.

Obwohl er Jahrzehnte und bis ins hohe Alter Schiffer geblieben war, hat er seine Heimatverbundenheit zur Saaleschifffahrt und zu Alsleben nie verloren. Als Mitte der 1980er Jahre das kommende Ende der DDR für ihn absehbar war, begann er bereits die alten Schiffervereine in Alsleben und Umgebung wiederzubeleben . Zeit seines Lebens engagierte er sich für den Ausbau der Saale als Südflügel des Mittelandkanals.

Charly organisierte mit seiner Frau Brigitte und dem Verein »Undine« Schifferbälle und engagierte sich im Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt. Sogar einen Deutschen Schiffertag mit 400 Gästen aus ganz Deutschland organisierte er mit seinem Verein in Alsleben. Auf den alle zwei Jahre stattfindenden Elbschifffahrtstagen wies er unermüdlich auf den notwendigen Bau des Elbe-Saale-Seiten-Kanals hin. Auch wenn er nicht erhört wurde, resigniert hat er nie.

Nach 30 Jahren Ehe erkrankte seine Frau Brigitte schwer und verstarb. Das raubte ihm die Kraft, weiterzumachen. Dann traf auch ihn der Krebs, von dem er sich nur kurzzeitig erholte. Mit 80 Jahren ging er schließlich still von Bord. Er wird vielen in Erinnerung bleiben.


Ein Nachruf von Christian Knoll