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Die Gerüchteküche brodelt seit einiger Zeit, nun ist es offiziell: Imperial will sich von ihrer durchaus erfolgreichen Binnenschifffahrtssparte trennen. Es wird ein Käufer gesucht

Dass ein europäischer Marktführer zum Verkauf steht, kommt eher selten vor. Auch wenn es in der jüngeren Vergangenheit einige Einbußen gegeben hat, verfügt Imperial mit mehr als 1.100 Mitarbeitern noch immer über eine Flotte von mehr als 400 Schiffen – eigene und Partikulierschiffe – und transportierte im Geschäftsjahr 2018/19 insgesamt 45 Mio. t an Ladung. Das entspricht gut einem Viertel des gesamten Transportvolumens aller Binnenschiffe in Deutschland.

Doch die Spatzen pfiffen längst von den Dächern, dass die südafrikanischen Eigentümer mit diesem Teil ihrer Aktivitäten immer schon gefremdelt haben. »Dieser Geschäftsbereich passt nicht mehr zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens«, heißt es jetzt auf Nachfrage der Binnenschifffahrt von Seiten des Mutterkonzerns Imperial International Logistics. Zum einen werden für diesen Bereich keine Wachstumschancen in Zielmärkten wie zum Beispiel Afrika mehr gesehen, lautet die Begründung. »Die erheblichen Investitionen, die dennoch erforderlich wären, wären besser an anderer Stelle eingesetzt«, heißt es weiter.

Dabei ist die Sparte finanziell durchaus gesund: Der Umsatz liegt bei gut 327 Mio. €, das EBIT, also der Vorsteuergewinn, bei 13,3 Mio. € bei einer EBIT-Marge von etwa 4%. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren, nach der Übernahme von Lehnkering, lagen der Jahresumsatz bei rund 600 Mio. € und die Transportleistung mit damals 700 Schiffen bei 60 Mio. t.

Rückgänge gab es vor allem in der Trockenfahrt, die den größten Teil der Flotte ausmacht. Die zum Teil hoch spezialisierte Tank- und Gasschifffahrt dagegen gelten als hochprofitabel. Auch das seit fünf Jahren im südamerikanischen Paraguay aufgebaute Geschäft wirft dem Vernehmen nach einen guten Gewinn ab. Doch die grundlegende Einschätzung auf dieses Geschäft hat sich geändert. Vor drei Jahren hatte der damalige CEO der »International«-Sparte, Carsten Taucke, eine Trennung von der Binnenschifffahrt noch kategorisch ausgeschlossen.

Seither hat es nicht nur eine Reihe von personellen Veränderungen gegeben, sondern ganz offensichtlich auch einen Strategiewechsel. Denn jetzt wird ein Käufer für die gesamte »Shipping Unit« gesucht. Die Binnenschifffahrtssparte soll also »en bloc« und nicht etwa in Einzelteilen veräußert werden. Angesichts der Größe und des entsprechend hohen Preises schränkt diese Vorgabe den Kreis der möglichen Kandidaten allerdings deutlich ein. Zur Erinnerung: Der im Oktober 2011 fällige Kaufpreis für den Gastanker-Spezialisten Lehnkering mit damals 15 Schiffen lag bei 270 Mio. €.

Gehandelt wird dafür naturgemäß die Nr. 2 der Branche, die Rhenus Partnership mit dem finanzstarken Konzern der Rethmann-Familie im Rücken. Auch Rhenus hat in der jüngeren Vergangenheit die Binnenschifffahrtssparte ausgebaut, zuletzt unter anderem mit dem Kauf der NWL-Gruppe in Bremen. Eventuell weckt Imperial aber auch das Interesse von Finanzinvestoren.

Bei Imperial gibt es offenbar keinen Zeitdruck und auch keine präferierten Käufer. Das Unternehmen soll fortgeführt und in den heutigen Strukturen erhalten bleiben, betont das Unternehmen. »Ein Verkauf findet nur statt, wenn er im besten Interesse der Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden ist. Der Plan wird in aller Ruhe verfolgt.« Ausgang offen.


Krischan Förster