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Chemprox, ein Hersteller von Desinfektionsmitteln, hat eine Methode entwickelt, Keime im Trinkwasser mit Hilfe einer Speziallösung zuverlässig innerhalb kurzer Zeit zu entfernen

Das Unternehmen mit Sitz in Velbert hat diese Vorgehensweise bisher vor allem in Altenheimen und bei Wohnmobilen genutzt, um dort das Trinkwasser zu reinigen. Auch bei Zahnarztbohrern wird diese Methode praktiziert, um die Geräte keimfrei zu halten.

Eher durch Zufall sei man auf die Idee gekommen, auf diese Weise auch das Trinkwasser auf Binnenschiffen säubern zu können, berichtet Michael Saefkow, Leiter Forschung und Entwicklung bei chemprox, im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt«.

André Masur, Schiffsführer des Frachters »Ferdinand«, hatte ihn vor rund vier Monaten kontaktiert, weil er die jährliche Trinkwasserkontrolle an Bord seines Schiffes nicht bestanden hatte. Bei der Prüfung waren Bakterien festgestellt worden. In einem solchen Fall muss der Schiffsführer umgehend dafür Sorge tragen, die Trinkwasserqualität wieder herzustellen. Da er Angestellte beschäftige, müsse er sogar einen entsprechenden Nachweis erbringen, sagt Masur.

Saefkow hatte die passende Lösung parat und schlug ihm vor, Monerablue auszuprobieren. Das chlorhaltige Produkt wird von chemprox seit etwa zwei Jahren vertrieben. Die Kosten belaufen sich auf etwa 1 Cent pro Liter Trinkwasser (bei 1.000 l sind also 10€).

Bei der ersten Benutzung wird die Chlor-Lösung in einem Mischverhältnis von 1:100 in den Tank gegeben. Bei einem 1.000 l fassenden Behälter bedeutet dies also 10 l. »Die Wirkung tritt innerhalb von zwei bis drei Minuten ein«, sagt Saefkow. Frei schwimmende Keime werden abgetötet, ein paar Tage später wird der Biofilm in den Tankleitungen abgebaut, erläutert der Experte. Ab dem dritten Einsatz wird das Mischverhältnis auf 0,1% reduziert. Dann wird also nur noch 1l der chlorhaltigen Flüssigkeit benötigt.

»In einem etwas veränderten Elektrolyse-Verfahren stellen wir die Chlor-Lösung selbst her«, sagt Saefkow. Der Wirkstoff sei nach der Biozid-Verordnung ebenso zugelassen wie nach der Trinkwasserverordnung. Der Tank würde nicht rosten, das Produkt also nicht korrosiv sein. Ferner sei es nicht toxisch, für Fische unbedenklich und im Trinkwasser nicht wahrnehmbar.

Masur war von der Wirkung auf Anhieb begeistert. Schon nach der Grundreinigung – also dem erstmaligen Einsatz – seien die Werte wieder in Ordnung gewesen. Bei durch Bakterien befallenen Tanks sei bei der Reinigung mit Monerablue anfangs allerdings ein leichter »Schwimmbad-Geruch« festzustellen, ansonsten sei die Mischung geruch- und geschmacklos, so der ehemalige Schlepperkapitän.

Sein Schiff verfügt über zwei 1.000 l große Tanks, einen im Bereich des Vorschiffs und einen achtern. »Mit 20 l Monerablue komme ich rund ein Viertel Jahr hin«, sagt der Schiffsführer, der das Produkt per Post in Kanistern erhält, die er sich zumeist an Bunkerstationen liefern lässt.

Bunkerstationen interessiert

Mittlerweile ist Masur nicht mehr der einzige Binnenschiffer, der diese innovative Möglichkeit zur Wasserdesinfektion verwendet. Er habe das Produkt auch einem Binnenschiffkollegen empfohlen, der ebenfalls durch die Trinkwasserkontrolle gefallen war. Auch dieser sei mit der Wirkung sehr zufrieden. Bei Kontrollen durch das Gesundheitsamt habe es keinerlei Beanstandungen gegeben. Selbst Hund und Katze würden das mit der Chlor-Lösung gereinigte Wasser anstandslos trinken, ergänzt Saefkow.

Nach seiner Aussage haben inzwischen auch Bunkerstationen Interesse an dem Produkt signalisiert. Eine davon ist die Bunkerstation Bergeshövede (BsB) am sogenannten »Nassen Dreieck«, wo der Mittellandkanal vom Dortmund-Ems-Kanal abzweigt. »Wir werden das Produkt zeitnahe in unser Portfolio aufnehmen«, kündigt BsB-Geschäftsführer Johannes Möllers an.

Wenn Legionellen an Bord entdeckt werden, dabei handelt es sich um Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen können – von grippeartigen Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen – kann Schiffen die Weiterfahrt verweigert werden.

Besonders in Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems finden Legionellen ideale Bedingungen vor, um sich zu vermehren, heißt es.
Thomas Wägener