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Wenn es um moderne und nachhaltige Motoren geht, ist die Firma Koedood in Hendrik-Ido-Ambacht (NL) eine bekannte Adresse. Nun hat das Unternehmen eine ebenso moderne wie umweltfreundliche neue Betriebsstätte

Kein geringerer als der niederländische Premierminister Mark Rutte vollzog mit den Gebrüdern Arie und Bert Koedood die Eröffnungszeremonie. Gemeinsam zogen sie an einer Schiffsglocke und läuteten so, nicht nur symbolisch, eine neue Ära des Unternehmens ein. Rutte war auf Einladung der Region Drechtsteden gekommen, um sich von der Leistungsfähigkeit der dort konzentriert vorhandenen maritimen Industrie zu überzeugen.

Die Einweihung der neuen Betriebsstätte nannte Rutte einen Höhepunkt auf seiner Reise. Vor einigen Hundert Gästen stellte Arie Koedood aktuelle Herausforderungen der Binnenschifffahrt in Zeiten des Klimawandels als Chance dar, nicht als Bedrohung. »Wir können vorausgehen, innovative Techniken entwickeln und diese dann im Rest der Welt versuchen zu verkaufen. Der Ausstoß von CO2, von Stickstoffoxid und von Feinstaub muss sich drastisch verringern. Wir haben viel Wasser, also kann die Binnenschifffahrt dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Der Transport per Binnenschiff stößt pro Tonnenkilometer nur ein Viertel an CO2 aus wie der Transport über die Straße«, so der Unternehmer.

Umweltschutz erfordert Kosten

Klar sei, dass besserer Umweltschutz Geld koste. Die Technik sei vorhanden, gerade in einem Betrieb wie Koedood. An den Premierminister gewandt, fragte Koedood: »Wer wird das denn bezahlen?« Rutte schmunzelte, die Gäste lachten. »Der Premierminister kennt die Antwort schon: der Steuerzahler«, lieferte Koedood selbst die Antwort. Letztendlich aber gehe es nicht anders, als dass die Kosten für saubereren Transport im Frachtpreis enthalten sein müssten. Und trotz aller Bemühungen um alternative Antriebe sei es unumgänglich, gerade in der Binnenschifffahrt noch lange mit Dieselmotoren zu arbeiten, so Koedood. Diese aber müssten sauberer werden, dann gebe es kein Problem.

Mit dem Neubau ist die Koedood-Gruppe sowohl technisch als auch räumlich für die Zukunft gerüstet. Zur Gruppe, die aus Koedood Dieselservice, Koedood Dieseltechniek und Koedood Roostvaststaal besteht, gehören zudem auch Emigreen, ein Spezialist für Abgasnachbehandlungsanlagen und EBR, wo Ruderhäuser gefertigt werden. Auch ist man Miteigner der Hybrid Ship Propulsion, einem Unternehmen mit dem Schwerpunkt bei hybriden und elektrischen Antriebstechniken.

Koedood konfiguriert und liefert Motoren, Katalysatoren, Rußfilter sowie hybride wie auch elektrische Antriebssysteme und installiert diese auch. Ein wesentlicher Teil der Aufgaben besteht in der Entwicklung und Anpassung von Systemen, mit denen die Schifffahrt »grüner« werden kann. So ist man beispielsweise auch aktiv mit diversen Vorhaben befasst, die auf Wasserstoff basieren. Zuletzt war Koedood an der Entwicklung des Sendo-Liners beteiligt, der in den Niederlanden den Titel: »Schiff des Jahres« erhielt.

Die neue Betriebsstätte, die kaum einen Steinwurf von der bisherigen und auch künftig weiter genutzten Adresse entfernt liegt, ist 3.800m2 groß. Allein hier arbeiten 40 der insgesamt 90 Mitarbeiter. Zudem verfügt Koedood über eine eigene Abbaukaje. »Jetzt haben wir alles beieinander«, freut sich Arie Koedood. Die Architektur sei bewusst sehr transparent gehalten, auch mit offenen Besprechungsräumen. Das verführe gerade dazu, das Gespräch auch zwischendurch zu suchen. »Dieser Standort ruft nach Zusammenarbeit«, so der Firmenchef.

Das Wachstum der letzten Jahre sei bewusste Strategie gewesen, sagen die Brüder Koedood. »Es kam zwar ein bisschen überraschend, aber wir haben die Chance genutzt«, erklären die Chefs die Entwicklung. Das sei mit der Übernahme von Emigreen angefangen. »Wir sahen, dass Nachbehandlungssysteme unausweichlich waren, wenn wir auch weiterhin Dieselmotoren verkaufen wollen. Und dann ist es nur von Vorteil für unsere Kunden, wenn man das Wissen und die Produkte im eigenen Haus hat«, erläutert Arie Koedood diese Akquise.

Noch liefere Emigreen überwiegend an die Seeschifffahrt, aber zukünftig würde auch dort die Binnenschifffahrt eine größere Rolle spielen. »Spätestens bei Stage V gebrauchen wir Rußfilter und Katalysatoren. Wir sind eifrig dabei, die Zertifizierung für Stage V zu bekommen. Und dann sind wir faktisch Fabrikant, was uns mit verantwortlich macht«, beschreiben die Brüder.

Dafür müsse man ISO zertifiziert sein. Das sei bereits in diesem Jahr erfolgt. »Sobald auch die Stage-V-Bestätigung vorliegt, können wir selbst Motoren liefern, die den neuen Normen entsprechen. Das ist dann ein Mitsubishi-Motor mit einem integrierten Nachbehandlungssystem. Die Technik ist da, die Kombination wird auch schon seit Jahren benutzt, es sind Schiffe unterwegs, die mehr als 40.000 Betriebsstunden gelaufen sind«, verkündet das Unternehmen.

Nachhaltigkeit im Blick

So sauber wie die zukünftigen Motoren sollte auch die neue Betriebsstätte sein, die so nachhaltig wie möglich gebaut wurde. Das bestätigt auch ein Breeam-Zertifikat, eine Art offizielles Zeugnis für umweltfreundliches Bauen. Unter dem Gebäude gibt es 14 Brunnen, die 150m tief sind. Mit dem daraus geförderten Wasser wird das Gebäude geheizt. Im Sommer läuft das System umgekehrt, dann lassen sich die Räume ohne weitere Aircondition kühlen.

Auf dem Dach befinden sich 180 Solarpaneele, kombiniert mit einem Lichtrand. Dieses leitet natürliches Licht nach innen. Auch die verwendeten Materialien sind nachhaltig. Vom recycelten Beton über den Stahl bis zum zertifizierten Holz. Der Breeam-Ansatz aber geht noch weiter: So stehen spezielle Pflanzen (Spatiphyllum) im Büro, die eine stark luftreinigende Wirkung haben. Auch einige bemooste Wände sorgen für besseres Klima in den Räumen.

Mit dem Einstieg von Peter Snijders in die Geschäftsleitung ist Koedood auch personell auf die Zukunft eingestellt. »Er soll nach einer gewissen Zeit meine Aufgaben übernehmen. Dafür haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen. Das soll ruhig verlaufen und er soll die Sicherheit haben, dass es in seinem Sinne läuft«, beschreibt Arie Koedood die Personalplanung. Er selbst sei jetzt 62 und will auch in zwei Jahren nicht gänzlich aufhören. »Dafür finde ich es noch viel zu spannend. Ich werde also Peters Assistent«, nennt Koedood seine zukünftige Rolle. Bert Koedood bleibe verantwortlich für die technischen Dinge.


Hermann Garrelmann