Berlin: Gütermengen bleiben rückläufig

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Die Transporte auf den Wasserstraßen in Berlin und Brandenburg gehen weiter zurück. Nach drei Quartalen deutet sich an, dass die Menge der in der Bundeshauptstadt beförderten Güter am Jahresende 2019 unter 2 Mio. t liegen wird

Seit 1993 gibt es eine separate Statistik der Bundesländer Berlin und Brandenburg über die per Binnenschiff transportierten Waren. Anfangs lag die Gütermenge, die auf dem Wasserweg von und nach Berlin transportiert wurde, bei fast 9Mio.t. Im Jahr 2019 wird der Wert vermutlich unter die 2-Millionen-Marke fallen. Darauf lässt die Statistik der ersten drei Quartale schließen. Betrug die Verkehrsleistung Berlins von Januar bis September 2018 noch 1.494.464t, waren es in den ersten drei Quartalen 2019 nur noch 1.315.221t und damit 12% weniger.

Nachdem 2018 die Kohletransporte in Königs Wusterhausen weggefallen waren, werden nun auch in Reuter West, Moabit und Rudow die Kohlebefeuerungen zurückgefahren. Rudow hatte voriges Jahr gar keinen Kohleumschlag mehr. Etwa im Jahr 2024 sollen alle Berliner Kraftwerke auf Erdgas und andere CO2-arme Heizstoffe umgestellt sein, heißt es. Da es im Vergleich zu 2017 und 2018 im vergangenen Jahr zudem keinen richtigen Winter gab, gingen auch die Tankertransporte um 4% zurück. Gleichzeitig erlebt Berlin wegen der zunehmenden Wohnungsnot und damit wachsenden Mietpreisen einen Bauboom. Trotzdem verringern sich auch die Belieferungen der Baustellen mit Bauzuschlagstoffen durch die Binnenschifffahrt, wenn auch nicht ganz so drastisch. An Bauzuschlagstoffen wurden im Behala-Südhafen lediglich 23.000t umgeschlagen. Nur wenig besser sah es mit 37.000t im Behala-Westhafen aus.

Auch Brandenburg lässt Federn

Ein ähnlicher Trend lässt sich auf den brandenburgischen Wasserstraßen feststellen. Hier gingen die Transportleistungen aber nicht ganz so drastisch zurück. 1993 betrugen sie 5.317.805t, 2018 waren es 3.127.214t. In den ersten drei Quartalen 2019 wurden in Brandenburg insgesamt 1.894.289t und somit 8,4% weniger Güter per Schiff befördert als in den ersten neun Monaten 2018 (2.068.699t). Der Anteil an mit dem Schiff transportierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen verringerte sich beispielsweise um 18,1%. Grund dafür sei der trockene Sommer, heißt es, wenngleich 2018 ähnlich trocken verlaufen war..Bei chemischen Erzeugnissen ist der Rückgang prozentual mit 39,2% zwar deutlich höher, da die Gesamtmenge aber nur im fünfstelligen Bereich liegt, fällt das nicht so stark ins Gewicht. Auch Stahltransporte (-11,4%) und Sekundärrohstoffe (-14,1) konnten nicht an das Ergebnis des Vorjahres anknüpfen, während im Gegensatz zu Berlin die Bauzuschlagstoffe sogar um 4,5% gestiegen sind.

Die Nadelöhre beseitigen

Die Schiffer und Reeder sind der Auffassung, dass im Gegensatz zu Berlin, die Infrastruktur der Wasserstraßen von Elbe bis Oder, ausgenommen im Projekt 17, dringend verbessert werden muss, um die Binnenschifffahrt in diesem Gebiet überhaupt noch am Leben zu erhalten. Im Bundesverkehrswegeplan 2030, fänden Wasserstraßen östlich von Haldensleben keine Erwähnung, lautet ein wesentlicher Kritikpunkt.

Kürzlich teilte der Oder/Havel-Förderverein mit, dass es Überlegungen gibt, die Schleuse Fürstenwalde nach den Vorbildern von Wernsdorf und Kersdorf vielleicht doch zu ertüchtigen.

Die Schleuse Kleinmachnow des Teltowkanals müsste ebenso ausgebaut werden wie die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, die bei Tauchtiefen um 1,50m nicht mehr wirtschaftlich befahren werden kann.
Christian Knoll