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Laut dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) kommt es bei der Abfertigung von Binnenschiffen in den Westhäfen immer wieder zu langen Wartezeiten.

Die westdeutschen Seehäfen Rotterdam und Antwerpen sind die Nummer eins und zwei in Europa in Bezug auf die Menge der umgeschlagenen Container. Gerade weil aber so viele Waren an- und abtransportiert werden, die häufig zeitgleich mit mehreren Seeschiffen angeliefert werden, erfordert die Abfertigung eine durchgetaktete Koordination, die auch die Binnenschifffahrt einbezieht. Denn: in der Containerbinnenschifffahrt sind fest vorgegebene Fahrpläne u?blich.

Im Allgemeinen werden den verschiedenen Seehafenterminals die voraussichtlichen Ankunftszeiten eines Binnenschiffs, unter Beru?cksichtigung der möglichen Reihenfolge in Bezug auf Löschen und Laden der Ladung, von den Linienbetreibern avisiert. Die Seehafenterminals bestätigen die Termine beziehungsweise schlagen im Bedarfsfall abweichende Termine vor, so dass ein vereinbarter Zeitplan fu?r jedes Binnenschiff in den Seehäfen vorliegt.

Kapazitätsengpässe wirbeln Zeitpläne durcheinander

Damit sind normalerweise die Planung und der Umlauf eines Binnenschiffs in den Seehäfen abgeschlossen. Aufgrund von Kapazitätsengpässen an den Seehafenterminals kommt es im Bereich der Containerverkehre in Rotterdam und Antwerpen nach Informationen des Bundesamtes aus Marktbeobachtungsgesprächen jedoch bereits seit Jahren immer wieder zu Verzögerungen bei der Abfertigung von Binnenschiffen.

Hieraus resultieren Abweichungen von den originären Zeitplänen, zusätzliche, unplanmäßige Wartezeiten und Verspätungen bei der Auslieferung von Containern. Wenn dann auch noch witterungsbedingte Einflüsse, wie zuletzt die Sturmtiefs hinzukommen, verstärken sich diese Effekte noch.

Aufgrund von Verzögerungen leidet die Planbarkeit des Schiffseinsatzes; die durchschnittlichen Umlaufzeiten der Binnenschiffe im Hinterland erhöhen sich. Die in der Containerbinnenschifffahrt u?blichen, fest vorgegebenen Fahrpläne können daher nicht immer eingehalten werden.

Seeschiffe haben Vorrang bei der Bearbeitung

Die Ursachen fu?r die Verzögerungen bei der Containerabfertigung in den Häfen sind verschiedenartig. Ein maßgeblicher Einflussfaktor seien die begrenzten Terminal- und Umschlagkapazitäten in den Seehäfen, um die mitunter mehrere Schiffe zeitgleich »konkurrieren«. Binnen-, See- und Feederschiffe werden in der Regel an denselben Kaikanten geladen und gelöscht.

Doch gerade in den Peak-Zeiten, zu denen mehrere große Seeschiffe gleichzeitig abgefertigt werden mu?ssen, kommt es zu Spitzenbelastungen an den Terminals. Dabei werden See- und Feederschiffe bei bestehenden Engpässen an Umschlagkapazitäten im Allgemeinen vorrangig vor Binnenschiffen abgefertigt. Ursächlich hierfu?r seien die vergleichsweise höheren Betriebskosten der Seeschiffe sowie die vergleichsweise längeren Be- und Entladevorgänge von Binnenschiffen, die die Wirtschaftlichkeit der teuren Containerbru?cken verringerten, heißt es.

Im Vergleich zu Seeschiffen sei die passgenaue Be- und Entladung von Binnenschiffen mit den hohen Containerbru?cken u.a. durch die große Entfernung zwischen Bru?ckenfahrer und Binnenschiff vergleichsweise schwieriger und damit zeitintensiver, heißt es.

Rotterdam und Antwerpen verfügen über separate Binnenterminals, als Teile der Seehafenumschlaganlagen. Dort gibt es Spezialkrane, die eigentlich zur Beschleunigung der Binnenschiffabfertigung beitragen sollen. Dennoch kommt es gerade in diesen Häfen aber verstärkt zu Verzögerungen, die teilweise mehrere Tage dauern, so die Studie.

Ein weiterer Grund sei, dass Binnenfrachter typischerweise mehrere Containerterminals anfahren. Im Zeitraum von Mitte Juli bis Anfang November seien pro Schiffsbesuch in Rotterdam durchschnittlich 6,0 bis 7,6 Terminals angelaufen worden. Verzögerungen an einer Umschlageinrichtung könnten deshalb schnell zu einem Dominoeffekt führen. Somit kommt es dann also nicht nur an dem betroffenen Terminals zu Wartezeiten und Verzögerungen, sondern auch an den folgenden Umschlagplätzen, insbesondere dann, wenn vereinbarte Zeitfenster (Slots) dann nicht mehr erreicht werden können.