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Das Spezialwasserbau-Unternehmen Colcrete-von Essen aus Rastede hat beim Amtsgericht Oldenburg ein Verfahren zur Sanierung in Eigenverwaltung beantragt. Grund sind Liquiditätsprobleme im Zuge massiver Schwierigkeiten bei der Abwicklung eines Großprojekts.

Der Geschäftsführer Christoph von Harling führt das Unternehmen fort. Die Geschäftsführung wurde zudem durch Bertram C. Liebler als CRO (Chief Restructuring Officer) verstärkt. Steffen Schneider und Justus von Buchwaldt, Partner der Restrukturierungskanzlei BBL Bernsau Brockdorff, unterstützen das Team als Generalbevollmächtigte; sie werden insbesondere die verfahrens- und insolvenzrechtlichen Themen koordinieren.

Zum vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Rechtsanwalt/Steuerberater Hendrik Heerma, Partner der Kanzlei FRH Fink Rinckens Heerma bestellt. Der in der maritimen Industrie erfahrene Restrukturierungsexperte begleitet und überwacht die Eigenverwaltung des Unternehmens. Die kaufmännische Verfahrensbegleitung übernimmt ein ortsansässiges Team der comes Unternehmensberatung.

»Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter«

Der Geschäftsbetrieb des Wasserbau-Spezialisten für Küstenschutz und Häfen laufe uneingeschränkt weiter, heißt es. Die Gehälter der 95 Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende Mai 2020 gesichert. »In der Eigenverwaltung liegt die Chance, uns und die gesamte Colcrete- von Essen-Gruppe zukunftsfähig aufzustellen. Alle Aufträge werden wie geplant durchgeführt«, sagt Geschäftsführer von Harling.

Nicht von der Insolvenz betroffen sind weitere Gesellschaften der Gruppe wie zum Beispiel die Colcrete von Essen Wasserbau GmbH & Co KG in Ückermünde und der Gewatech Grund- und Wasserbau GmbH & Co. KG in Münster.

»In den kommenden Wochen werden wir die bereits eingeleitete Restrukturierung konsequent fortsetzen, einen Insolvenzplan erarbeiten und einen Prozess zur Investorenansprache starten«, sagt Justus von Buchwaldt von BBL, der bereits zahlreiche Unternehmen erfolgreich bei ihrer Sanierung begleitet hat. »Das Unternehmen verfügt über Spezial-Know-how und anerkannt umweltfreundliche Verfahren, entsprechend gut ist der Ruf in der Branche«, betont sein Kollege Steffen Schneider.

Probleme in Schottland

Grund für den Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung sind nach Angaben des Unternehmens Liquiditätsprobleme im Zuge massiver Schwierigkeiten bei der Abwicklung eines Großprojekts in Schottland. Hier seien unerwartete Mehraufwendungen nötig gewesen, um die angebotenen Leistungen erbringen zu können und von Vorunternehmern verschuldete Ablaufschwierigkeiten zu kompensieren. Zudem habe das Projekt die internen Management-Kapazitäten lange Zeit fast vollständig gebunden, so dass zu wenig Folgeaufträge generiert wworden seien und der Umsatz deutlich zurückgegangen sei, heißt es.

Colcrete-von Essen ist eines der führenden Spezial-Wasserbauunternehmen für Küstenschutz und Schifffahrtsstraßen in Deutschland. Es arbeitet unter anderem nach dem sogenannten Colcrete-Verfahren, dabei werden die Ausgangsstoffe in Spezialmischern so aufbereitet, dass am Ende des Aufbereitungsprozesses ein besonderer Mörtel entsteht, der ohne Verwendung chemischer Zusatzmittel beim Einbau unter Wasser erosionsstabil ist. Mit speziellen Einbaugeräten können mit dem Colcrete-Verfahren Deckwerke über und unter Wasser zielsicher verklammert und vergossen werden.

Das Unternehmen erzielte in den vergangenen Jahren jeweils Jahresumsätze von 25 bis 30 Mio. € und beschäftigt im Durchschnitt etwa 95 Mitarbeiter.