An der Elbe bleibt viel zu tun

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Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter arbeiten bereits an den Aufgaben des Gesamtkonzepts Elbe. Personal wird ausgebildet und aufgestockt, die Unterhaltungs­maßnahmen werden intensiviert. Vieles steht aber erst noch an

Der jährliche Aschermittwoch der Magdeburger Ämter dient dazu, über das zu informieren, was im vergangenen Jahr für die Verbesserungen der Schifffahrt auf der Elbe geleistet worden ist. Die Veranstaltung fand im in diesem Jahr im Vortragssaal des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft von Sachsen-Anhalt (LWH) in Magdeburg statt, der bis zu 150 Plätze bietet – fast alle davon waren besetzt.

Tjark Hildebrandt, leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Magdeburg informierte, dass die Ämter an der Elbe bereits an den Aufgaben des Gesamtkonzeptes Elbe arbeiten. Personal würde ausgebildet und aufgestockt, ferner würden die Unterhaltungsmaßnahmen intensiviert. Gegenüber 28 Buhnen, die voriges Jahr grundinstandgesetzt wurden, sollen es in diesem Jahr 37 sein. Deckwerke werden bei Glindenberg, Havelberg, Tangermünde und andernorts repariert oder grundinstandgesetzt.

Viele anstehende Maßnahmen

An den Großschleusen der Saale zwischen Calbe und Halle werden in diesem Jahr zehn Schleusentore mit einem Stückgewicht von je 50t erneuert. Das Pulverweidenwehr in Halle wird ebenfalls grundinstandgesetzt. Dieser Auftrag ging an das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Magdeburg.

Im Bereich der Oberen Saale zwischen Halle und Leuna im Mündungsbereich der Weißen Elster, die noch von Fahrgastschiffen befahren wird, seien von sechs Wasserfahrzeugen aus früherer Zeit umfangreiche Wrackteile zu bergen, berichtete Hildebrandt. Einbezogen würden dabei auch die Bundeswehr, die Kriminalpolizei für forensische Untersuchungen sowie das Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie.

Außerdem kündigte Hildebrandt an, dass die Schleuse Rothensee, über die Schiffe von und zum Mittellandkanal (MLK) ab- und aufsteigen können, in diesem Jahr nochmals gesperrt werden müsse. Bei Bauwerksuntersuchungen sei festgestellt worden, dass bei einem der Stemmtore der unteren Haltung, das Fußlager eines der Torflügel beschädigt sei und ausgewechselt werden müsse. Vorsorglich werde man gleich zwei Fußlager bestellen, damit man für das andere Stemmtor eines in Reserve habe. Die 22m hohen Stemmtore haben ein Gewicht von je 140t und müssen für das Einpassen des Fußlagers angehoben werden. Die Fußlager werden in Einzelfertigung hergestellt, ein Termin steht noch nicht fest. Daher könne er auch noch keinen Sperrtermin benennen, so Hildebrandt.

Abschließend teilte WSA-Leiter mit, dass die Änderung der Ämterstruktur der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter der Elbe zwischen Dresden und Lauenburg bis zum 25. März abgeschlossen werde. Es werde nur noch ein WSA für diese gesamte Elbestrecke mit Sitz in Magdeburg geben, das in acht Arbeitsbereiche aufgegliedert sei.

Der Leiter des WNA Magdeburg, Burkhard Knuth, erinnerte daran, dass sein 1990 gegründetes Amt verantwortlich war für den Teil des Projekts 17 vom MLK bei Magdeburg bis zur Mündung des Elbe-Havel-Kanals (EHK) in den Plauer See bei Wusterwitz. Entsprechend gehören zum Zuständigkeitsbereich die Schleusen Magdeburg-Rothensee, das Elbekreuz mit der Kanalbrücke über die Elbe der Bau der Schleuse Hohenwarthe, die Schleuse Zerben, die Niedrigwasserschleuse im Rothenseer Verbindungskanal und der Ausbau des EHK für das Großmotorschiff (110 x 11,40 bei 2,80m Tiefgang) sowie für Schubverbände bis 185m. Noch stehen Arbeiten aus für den Mündungsbereich des EHK in den Plauer See und den Neubau der Eisenbahnbrücke Güsen. Der Weiterbau der Schleuse Wusterwitz soll voraussichtlich noch in diesem Jahr wieder aufgenommen werden.

Das WNA Magdeburg ist für den Erhalt der Bauwerke der Nebenwasserstraßen der Mecklenburger Gewässer zwischen der Elbe bis zur Grenze zum Land Brandenburg zuständig.

Knuth machte darauf aufmerksam, dass 60% aller Schleusen über 80 Jahre alt seien und eigentlich nicht mehr weiter auf Verschleiß genutzt werden dürften. Es gibt also einen großen Instandhaltungsbedarf. Die Gewässer nördlich von Berlin bis Schwerin gehören zu denen, die von der Sport- und Touristikschifffahrt vom Frühjahr bis in den Herbst am intensivsten genutzt werden. Vor zahlreichen Schleusen müssen die Wartestellen verlängert oder erneuert werden und die Schleusen selbst müssen auch instandgehalten werden.

Außerdem ist das WNA Magdeburg am Elbe-Lübeck-Kanal tätig, zum Beispiel bei der Grundinstandsetzung des Hubbrückenensembles in der Hansestadt oder bei der Ertüchtigung des Nord-Ostsee-Kanals (NOK), etwa beim Bau der neuen Schleusen in Kiel und dem Bau eines Torinstandsetzungsdocks für die NOK-Schleusen. Das WNA ist auch für die Untersuchungen aller Brücken über die Wasserstraßen seines Amtsbereiches zuständig.

Wasserwirtschaft ist wichtig

Der Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LWH) für Sachsen-Anhalt, Burkhard Henning, führte aus, dass der Betrieb auch dafür zu sorgen habe, dass die Bevölkerung seines Bundeslandes zu jeder Zeit ein gutes Trinkwasser bekomme. Es würden also regelmäßig und flächendeckend Proben entnommen und geprüft, um eine hohe Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Für die Ermittlung von Wasserhaushaltsgrößen und Bemessungsgrundlagen sorgt ein landesweites hydrologisches Messnetz im Grund- und Oberflächenwasser mit rund 1.200 Grundwasser- und rund 340 Oberflächenwassermessstellen.

Im Labor des LHW sind Fachleute auf dem Gebiet Wasseranalytik tätig, die im Rahmen der Umsetzung von Überwachungsprogrammen Gütedaten zur Wasserqualität ermitteln. Die Überwachungsprogramme beinhalten die Entnahme von Proben, die Bestimmung physikalischer, anorganischer, organischen und mikrobiologischen Kenngrößen sowie die Auswertung und die Erfassung der Daten in einem Laborinformations- und Managementsystem. Damit gewährleiste das LWH flächendeckend eine hohe Trinkwasserqualität, so Burkhard Henning.

Maßnahmen gegen Hochwasser

Was die Schifffahrt angehe, so habe sein Unternehmen aus den verheerenden Hochwassern von 2002 und 2013 wichtige Lehren gezogen. Um dem Wasser künftig mehr Raum bieten zu können, wurden dort, wo es das Hinterland zuließ, Deiche weiter landeinwärts verlegt. In Niederungsgebieten hinter den Deichen wurden – wo es sich anbot – Polder angelegt, die mittels Deichschleusen bei Bedarf geflutet werden können. Solche Entscheidungen würden aber aus der Situation heraus getroffen werden. Diese Arbeiten seien auch noch nicht beendet. Und jede Maßnahme würde auch mit den anliegenden Kommunen für ihr Einvernehmen beraten und besprochen, so Henning.

34 Talsperren im Raum Harz

Der Geschäftsbereichsleiter Bau, Betrieb und Überwachung im Talsperrenbetrieb des LWH, Joachim Schimrosczyk, führte aus, dass vom LWH 34 Talsperren betrieben und verwaltet werden, darunter auch solche, die als Rückhaltebecken und zur Trinkwassergewinnung dienen, wie beispielsweise die Rappbodetalsperre. Sie ist 415m lang und mit einer Höhe von 106m gleichzeitig die größte ihrer Art in Deutschland. Sie ist in der Lage, Wasser über eine Fläche von 390 ha und damit mehr als 109 Mio. m3 anzustauen. Die Rappbodetalsperre bildet das Kernstück eines großflächigen Talsperrensystems im Ostharz, das aus den Vorsperren der Rappbode und der Hassel, der Überleitungssperre bei Königshütte, dem Hochwasserschutzbecken Kalte Bode (Mandelholzstausee) bei Königshütte, sowie der Talsperre und dem Pumpspeicherwerk Wendefurth besteht.

Die der Rappbodetalsperre nachgeschaltete Wendefurther Talsperre bildet mit einer Höhe von 43m den Abschluss des Bodetalsperrensystems. Als einzige Anlage, die nicht für die Bereitstellung von Trinkwasser genutzt werde, diene sie ausschließlich dem Hochwasserschutz und der Stromerzeugung, so Schimrosczyk.


Christian Knoll