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Die Vorstellung des Konzepts für das Fahrgastschiff »Barefoot Boat« durch den Schauspieler Til Schweiger sorgte im Sommer vergangenen Jahres für Aufsehen. Nun ist es fast fertig, denn im Mai steht die Premiere auf der Donau an

Bei der knapp 66m langen, fast 9m breiten und 1,08m tiefgehenden Einheit handelt es sich um einen Komplettumbau. Von dem ehemaligen Fahrgastschiff »Johanna« bleibt also kaum etwas übrig. »Bis auf die Stahlhülle wird alles neu«, teilt die Passauer Reederei Wurm & Noé mit. Rund 4Mio.€ lässt sich das Schifffahrtsunternehmen den umfangreichen Umbau kosten. Die Arbeiten erfolgen seit Mitte August 2019 auf der Erlenbacher Schiffswerft am Main. Die komplette Planung inklusive der Stabilitätsberechnungen leistete das Ingenieurbüro Anzböck aus Wien.

Die »Barefoot Boat«, die offiziell den Zusatz »by Til Schweiger« führt, ist für 330 Fahrgäste zugelassen. Für alle Passagiere gibt es Innenplätze, rund 200 davon auf dem Eingangsdeck, etwa 130 auf dem Mitteldeck. Die Zahl der Freiplätze gibt die Reederei mit 250 an.

Der Antrieb erfolgt durch zwei je 365kW starke D2676LE421-Motoren von MAN. Bestellt habe man sie bereits im vergangenen Jahr, »auch weil es noch keine reinen Schiffsmotoren auf dem Markt gibt, die die EU5-Abgasstufe erfüllen«, sagt Florian Noé, Geschäftsführer der Passauer Reederei. Man habe sich daher zusätzlich für eine Abgasnachbehandlungsanlage entschieden, die aus dem Hause Fischer Abgastechnik stammt.

FS Schiffstechnik aus Duisburg ist für das komplette Engineering für die Elektrotechnik zuständig. Ebenfalls zum Auftrag gehört der Umbau der Ruderanlage, die Erstellung von E-Zeichnungen und Listen, die Zeichnung von Pultentwürfen, Schalttafeln und Verteilungen in 3D sowie beratende Tätigkeiten.

Holz und natürliche Materialien

Das Schiffsäußere ist durch viel Holz gekennzeichnet und auch der Schwerpunkt der Inneneinrichtung ist auf die Verwendung natürlicher Materialien ausgerichtet. Die Firma Holzmanufaktur und Vitrinenbau Auer aus Innsbruck hat den Innenausbau nach Maßgabe von Till Schweiger ausgeführt. Zu finden sind hier grobes Holz, Leinen, geflochtener Korb und in sanften Farben gehaltene Stoffe, die durch seine Lieblingsstücke ergänzt werden.

Nicht zuletzt weil viele Holzmaterialien an Bord verwendet werden, galt es, verstärkt auf das Thema Brandschutz zu achten. Zusätzlich zu einer Feuerlöschanlage im Maschinenraum befindet sich deshalb eine Sprinkleranlage im Fahrgastbereich.

Auch die Bordküche ist dem Schauspieler ein besonderes Anliegen, denn auf der Speisekarte finden sich seine Lieblingsgerichte, die auf frischen Produkten aus der Region basieren. Für die Vollausstattung der beiden Küchen sowie die Thekentechnik zeigt FHE Franke aus Innsbruck verantwortlich. Eine Besonderheit: die Schankanlage wird vollelektrisch überwacht. »Bevor ausgeschenkt wird, muss der Kellner den entsprechenden Code eingeben«, sagt Noé. Dadurch sei ein genauerer Überblick in Bezug auf den Abgleich von Schankanlage und Kasse möglich.

Wenn das Schiff Ende Mai in Passau getauft und danach auf der Donau in Fahrt geht, soll es ein »besonderes Lebensgefühl nach den Vorstellungen von Til Schweiger« bieten, heißt es. Dafür soll etwa das große Sonnendeck sorgen.

Der aus Filmen wie »barfuß« oder »Keinohrhasen« bekannte Schauspieler verfolgt das Ziel, auf dem Fahrgastschiff eine Oase der Erholung, Authentiztät und Natürlichkeit zu bieten. Worte wie »Entspannung« und »Genuss« stehen bei ihm hoch im Kurs.

Die »Barefoot Boat by Til Schweiger« soll ab Mai in Passau, ab Herbst und Winter in Regensburg und im Frühling 2021 in Linz zum Einsatz kommen. In Passau ist zweimal täglich die sogenannte Schleusentour geplant, die bis Engelhardtszell führt und etwa 3,5 Stunden dauert. Während der Tour wird die Schleuse bei Jochenstein passiert. Zudem gibt es jeden Freitag in der Zeit von Juli bis September 2020 eine Abendfahrt, die ebenfalls rund 3,5 Stunden dauert sowie Fahrten zu besonderen Anlässen wie »Donau in Flammen«, »Donau im Feuerzauber«. Darüber hinaus kann die »Barefoot Boat by Til Schweiger« gechartert werden.

Für das Schiff, das 1899 in Ungarns Hauptstadt Budapest als Schleppkahn »Johanna« in Fahrt gegangen ist, ist es bereits der dritte größere Umbau. 1967 hat es Wurm von der DSSG gekauft. 1978 erfolgte auf der Hitzler-Werft in Regensburg die Umgestaltung zu einem Fahrgastschiff. 2003 gab es auf der Öswag-Werft in Linz, Österreich, eine zweite größere Umbaumaßnahme.

Wurm und Noé verfügt inklusive der »Barefoot Boat by Til Schweiger« über eine Flotte von 13 Schiffen.