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Eines der Hauptgeschäftsfelder von SBS Andernach ist der Bau von Anlegestellen

für Personen- und Flusskreuzfahrtschiffe. Das Unternehmen sorgt neben Konstruktion und Lieferung auch für die Klärung, ob überhaupt gebaut werden darf

Damit die Flusskreuzfahrtschiffe an verschiedenen Stellen entlang der Flüsse festmachen können, braucht es Anlegestellen. Deren Planung, Herstellung, Lieferung und Wartung und Instandsetzung ist eine Kompetenz von SBS Andernach.

SBS kümmert sich während der kompletten Lebensdauer um die Anlage. Das fängt schon bei der Frage an, ob dort, wo es die Kunden wünschen, überhaupt eine Liegestelle errichtet werden darf. Daher holen die Andernacher zunächst die entsprechenden Genehmigungen bei den Behörden ein. Dies sei durchaus eine Herausforderung, weil verschiedene Dinge wie Umweltschutzauflagen abgestimmt werden müssten, sagt Matthias Schmitt gegenüber der »Binnenschifffahrt«. Schmitt ist bei SBS für schwimmende Anlagen zuständig.

Wenn die Rechtsgrundlage geklärt ist, erfolgt die Planung. Dies geschieht mit Hilfe von 3D-Programmen am Computer. Es gebe zwar verschiedene Typen von Anlegestellen, die im Kern immer wieder verwendet würden, so Schmitt, diese müssten aber individuell an die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Grund seien Unterschiede bei Ufergegebenheiten, Abständen zur Fahrrinne, Belastungsklassen und Wassertiefen.

Es wird auch geprüft, wie steil die Zugänge bei verschiedenen Wasserständen sind. Am Rhein gebe es beispielsweise bis zu 12 m Wasserstandschwankungen. Dies seien große Herausforderungen bei der Berechnung der Steilheit. »Deshalb simulieren wir alle Zustände, angefangen vom niedrigsten Niedrigwasser bis zum höchsten Hochwasser«, erläutert Schmitt. Mittlerweile gebe es von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) die Vorgabe, noch 2 m über dem höchsten Hochwasser den Zugang zu gewährleisten.

Rutschfester Gehbelag

Die Liegestellen für Fahrgastschiffe bestehen fast ausschließlich aus Stahl. Wichtig sei die Wahl des Gehbelags. Am häufigsten wird Blech verwendet. »Entweder Tränenblech oder glattes Blech, bei dem in die Schichtung Quarzsand oder ein rauher Belag eingestreut wird, um die Rutschfestigkeit zu gewährleisten«, beschreibt Schmitt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Korrosionsschutz. SBS verfügt hier über eine eigene Abteilung mit jeweils einer Freistrahl- und Lackieranlage. In beiden Hallen können Bauteile bis 30 m Länge, 8 m Höhe und 8 m Breite sandgestrahlt beziehungsweise lackiert werden.

Früher habe man Epoxy-Beschichtungen genutzt. Dies komme heute nur noch selten vor. »Zu 95% verwenden wir Beschichtungen von Steelpaint«, sagt Schmitt. Mit diesem Unternehmen gibt es eine bereits mehr als zehn Jahre andauernde Zusammenarbeit. Die Erfahrungen seien durchweg positiv, sowohl bei der Qualität und Langlebigkeit als auch in Bezug auf die Produkteigenschaften, darunter Temperatur, Taupunkt etc. Mit den Epoxy-Materialien habe es mindestens ein bis zweimal pro Jahr Probleme gegeben. Bei Produkten mit Steelpaint-Beschichtung könne er sich hingegen an keine Beanstandung erinnern, so Schmitt.

Wartung der Anlegestellen

Zu einer Anlegestelle gehört auch eine Vielzahl von Zubehör. »Wir liefern alles, damit die Anlage komplett betriebsbereit ist«, sagt der Experte. Dazu zählen auch die Art der Beleuchtung (LED-, Solar etc.), Rettungsringe oder Ankerungsfundamente. Darüber hinaus führt SBS auch die Wartung der Anlagen durch und leistet anfallende Reparaturen. Zumeist werden solche Arbeiten im Winter durchgeführt, wenn nur wenige Flusskreuzfahrten anstehen. »Wenn die Saison im Frühjahr wieder losgeht, müssen die Anlagen hergerichtet sein«, so Schmitt.

Für Service- und Montage stehen sieben Mitarbeiter zur Verfügung, insgesamt sind es bei SBS Andernach etwa 45. Dazu kommen aktuell drei Auszubildende, im Sommer sollen zwei weitere eingestellt werden.

Die Anlieferung der Materialien erfolgt hauptsächlich per Lkw, der Abtransport der fertigen Anlagen wird überwiegend über den Hafen Andernach abgewickelt. Hier kommen Binnenschiffe zum Einsatz. Erst jüngst wurden zwei Pontons nach Düsseldorf geliefert, die für die Weiße Flotte bestimmt waren, sowie drei Pontons nach Bremen für die WSV. Kurz zuvor hatte SBS bereits einen großen Anleger für die Scylla-Reederei in Düsseldorf fertiggestellt. Eine Anlegestelle für Weil am Rhein sowie ein neuer Anleger für Flusskreuzfahrtschiffe in Aschaffenburg stehen noch in den Auftragsbüchern.

Der Bau der Anlegestellen ist aber nicht das einzige Tätigkeitsfeld von SBS. Das Unternehmen verfügt in Andernach auch über eine Abteilung, die sich mit Arbeits-, Rettungs- und Beibooten beschäftigt sowie einen Geschäftsbereich für Kranservices.

Derzeit wird beispielsweise ein rund 9,50 m langes Boot für die Polizei gefertigt, mit einer Endgeschwindigkeit von 120 km/h. Ende vergangenen Jahres wurde eine schwimmende Bootsgaststätte hergestellt.


Thomas Wägener