Torgau bleibt abgeklemmt

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Der Hafen Torgau ist trimodal angebunden. Weil die Deutsche Bahn ihn aber noch immer nicht bedient, wird er nur von privaten Unternehmen angefahren. Auch deshalb wurde in Torgau im Vergleich zu den anderen SBO-Häfen nur ein kleiner Zuwachs erzielt

Heiko Loroff, Geschäftsführer der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO), konnte auf der Bilanzpressekonferenz einen Umschlagsrekord von mehr als 3Mio.t Güter für das Jahr 2019 verkünden, weil insgesamt mehr Waren auf Bahn und Lkw als auf das Binnenschiff verladen werden konnten. Torgau, einer der sechs SBO-Häfen, hat allerdings nur einen geringen Anteil an dem neuen Bestwert.

Loroff sprach von einem kleinen Zuwachs von 7.545t im Jahr 2018 auf 7.928t im vergangenen Jahr. Während 2018 alle Transporte per Lkw abgewickelt worden waren, entfielen 2019 rund 1.000t auf die Schiene und knapp 200t auf die wenigen Binnenschiffe, die in Torgau anlegten. Im Oktober 2019 wurden rund 1.000t Düngemittel mit einer Privatbahn angeliefert und umgeschlagen. Bis April 2019 habe man vier Schiffe im Torgauer Hafen abgefertigt. Sie waren mit Containern beladen.

Der Hafen Torgau werde derzeit vor allem von Landhandelsunternehmen und Firmen der Forstwirtschaft genutzt. Daher sind es hauptsächlich Düngemittel und Stammholz, die umgeschlagen werden, heißt es. Auch der Umschlag von Containern sei ein wesentliches Geschäftsfeld.

Loroff räumte ein, dass das Gleisgeschäft derzeit nur mit privaten Bahnen vonstattengehen könne, da die Deutsche Bahn nach der vor zwei Jahren erfolgten Neueröffnung des Hafens ihre Zusage, ihn ebenfalls zu bedienen, nicht einhalte.

»Das größte Problem besteht im Verhalten der Deutschen Bahn. Hatten wir noch im Frühjahr vorigen Jahres die Zusage der DB Cargo, dass voraussichtlich zum 30. Juni 2019 die Güterverkehrsstelle Hafen Torgau in das Angebotsnetz der DB Cargo wieder aufgenommen wird, müssen wir immer noch ohne diese Anbindung leben. Das bedeutet, dass jeder, der bei der DB Cargo eine Anfrage für einen Transport zum Hafen Torgau stellt, eine abschlägige Antwort erhält, da es für die DB den Hafen Torgau nicht gibt«, so Loroff, der betont, deshalb nur mit privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) agieren zu können.

DB Cargo habe im vergangenen Jahr mit zahlreichen Firmen im Umkreis von Torgau über eine Verladung über die Güterverkehrsstelle im Hafen gesprochen. Damals seien nicht genügend Mengen vorhanden gewesen. Zudem habe man auch mit Vertretern des Hafens im Austausch gestanden, heißt es bei DB Cargo.

Politik setzt sich für Hafen ein

Der Bundestagsabgeordnete Marian Wendt (CDU), zu dessen Wahlkreis auch Torgau gehört, nahm sich ebenfalls der Sache an, um den Hafen zu unterstützen.

Es sollte doch auch Ziel der Deutschen Bahn sein, allen voran des neuen Vorstandsmitglieds Sigrid Nikutta, mehr Güter auf der Schiene zu befördern. Daher habe er sich noch einmal direkt an die Deutsche Bahn gewandt und um Aufklärung gebeten, so Wendt.

»Der Hafen Torgau mit seinen Anschlüssen an Bundesstraßen, die Elbe und die ausgebaute Bahnstrecke Halle-Eilenburg-Falkenberg-Horka bis zur deutsch-polnischen Grenze bietet nach der Sanierung beste Voraussetzungen. Die Investitionen waren auch ein Signal für Nordsachsen, dass der Staat die notwendige Infrastruktur schafft, damit die Wirtschaft sich weiter entwickeln kann.« Er werde sich weiter für den Hafen und seinen DB-Anschluss einsetzen, kündigt Wendt an.
Christian Knoll