In Deggendorf geht die Tendenz zur Schiene

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Der wasserseitige Umschlag im Hafen Deggendorf hängt im Wesentlichen von der Schiffbarkeit der Donau ab. Weil dies zuletzt über längere Zeiträume nicht oder nur unzureichend möglich war, wird die Schiene immer wichtiger

Für einen wirtschaftlichen Schiffsbetrieb auf der Donau ist eine Abladetiefe von 2,50m erforderlich, heißt es beim Zweckverband Donau-Hafen Deggendorf. Wegen lange anhaltender Niedrigwasserperioden in den vergangenen beiden Jahren konnten die Frachter jedoch über mehrere Monate nur mit Teilladungen oder gar nicht fahren. Das machte sich deutlich in den Umschlagzahlen bemerkbar, die 2018 auf rund 168.800 t massiv eingebrochen waren.

Im vergangenen Jahr profitierte Deggendorf dann in gewisser Weise sogar von den niedrigen Wasserständen in der zweiten Jahreshälfte. Denn Schiffe, deren Güter eigentlich gar nicht für den Standort bestimmt waren, mussten dort geleichtert werden, um weiterfahren zu können. Ein Anstieg des wasserseitigen Umschlags um 28% auf rund 216.000 t war die Folge.

Aber auch der Schienengüterumschlag legte um mehr als ein Fünftel (+21%) auf 258.000 t zu. Die Warenströme würden sich in der Tendenz vom Wasser weg hin zu Schiene und Lkw verlagern, sagt Christian Hantke, Werkleiter des Zweckverbandes. Ein Grund sei die Verlagerung des Transports von Gasöl über die Bahn –, wegen fehlender Doppelhüllentanker.

Auch deshalb wurde im vergangenen Herbst in Deggendorf eine neue Rangierlok angeschafft, denn die beiden vorhandenen Loks konnten die steigenden Gütermengen kaum noch bewältigen. Ausfälle aufgrund technischer Probleme seien immer häufiger aufgetreten. Der Zuschlag für die neue Lok mit einer Leistung von 555 kW ging an Reuschling. Die neue Lok sei deutlich leistungsfähiger als die vorherigen, so Hantke.

Ungeachtet dessen wird der größte Teil des Umschlags (58 %) weiter mit Lkw abgewickelt (etwa 650.000 t), so dass Deggendorf 2019 auf einen Gesamtumschlag von rund 1,14 Mio. t kam.

Donau-Teilstrecke wird ausgebaut

In diesem Sommer ist nun der lang ersehnte Ausbau des 1. Teilabschnitts der Donau zwischen Straubing und Deggendorf nach Variante A (+) vorgesehen. Nach dem Vollausbau der Strecke Straubing–Vilshofen wird im Bereich Deggendorf mit einem durchschnittlich um 20 cm höheren Pegel gerechnet. Dadurch soll die wirtschaftlich notwendige Abladetiefe von 2,50 m im Schnitt an 200 Tagen pro Jahr anstatt wie bisher an durchschnittlich 144 Tagen erreicht werden. Bei Niedrigwasser könnten dann noch Schiffe mit einem Tiefgang von 1,80 m verkehren (aktuell 1,60 m). Das erhöht die Planungssicherheit.

Aufgrund der zumindest kurz- bis mittelfristig auch künftig nicht optimalen nautischen Verhältnisse der Donau sei jedoch damit zu rechnen, dass die Tendenz zur verstärkten Nutzung von Straße und Schiene »wohl auch in den kommenden Jahren anhalten wird«, meint Hantke.

Neuer Eigentümer für Tanklager

In Deggendorf wird unterdessen weiter investiert. Im Dezember 2019 hat die Scharr KG/Stuttgart das Tanklager der Oiltanking/Hamburg übernommen und plant dessen Erweiterung und Kapazitätserhöhung. Darüber hinaus will der Zweckverband im Bereich einer neuen Kaianlage in diesem Jahr ein weiteres Rangiergleis zur Bewältigung des steigenden Schienenumschlags errichten.

Als Ziel nennt Hantke den Erhalt und den Ausbau der Leistungsfähigkeit des Güterverkehrszentrums, insbesondere der Suprastruktur (Krane etc.). Die Umschlaggeräte seien zum Teil in die Jahre gekommen. Um für die künftigen Herausforderungen gerüstet zu sein, müssten sie zeitnah ertüchtigt werden.

Darüber hinaus soll der Bereich »High & Heavy« weiter ausgebaut werden. Hierin sieht der Zweckverband Donau-Hafen Deggendorf ein vielversprechendes Geschäftsfeld, denn die Devise laute, mehr Schwertransporte auf das Wasser zu verlagern.

Von den in der Binnenschifffahrt rückläufigen Mengen an Schüttgütern, insbesondere Kohle, sehen sich die Deggendorfer aufgrund ihres Güterspektrums weniger betroffen. Per Schiff werden insbesondere Metalle und Metallerzeugnisse, Nahrungs- und Genussmittel sowie Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei befördert. Diese drei Warengruppen machen zusammen rund drei Viertel des wasserseitigen Umschlags aus.
Thomas Wägener