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Eine gute Auftragslage wird beim Schiffsausrüster Tehag von der Corona-Krise belastet. Firmenchef Florian Franken sieht aber steigendes Interesse in der Binnenschifffahrt und weiter gute Chancen für seine Abgasnachbehandlungsysteme

Es sah zunächst nach einem mehr als guten Jahr aus. »Das Auftragsbuch ist voll. Zwichenzeitlich habe ich mir Sorgen gemacht, ob wir alles rechtzeitig schaffen«, erzählt Florian Franken, Chef beim Abgasreiniungspezialisten Tehag. Doch dann kam Corona, und wie bei vielen anderen Unternehmen auch, ging vorübergehend nicht mehr viel.

Die Werkstatt geschlossen, viele Mitarbeiter im Home-Office, viele Montagetermine bei den Kunden wurden abgesagt. »Jetzt erst fahren wir langsam wieder hoch«, so Franken. Denn bei den Auftraggebern hat sich während der Zwangspause die Arbeit angestaut und muss dringend erledigt werden.

Das Unternehmen mit Sitz in Moers am Niederrhein beschäftigt sich gemeinsam mit der Schweizer Muttergesellschaft seit 30 Jahren mit Abgasnachbehandlungssystemen, insbesondere für Dieselmotoren. »Motoren von 4 kW bis 4.000 kW sind unser tägliches Geschäft«, so Franken. Neben der Bahn wächst der Kundenkreis in der Binnenschifffahrt. Zuletzt hielt sich das Auftragsvolumen fast die Waage.

Zum klassischen Ausrüstungspaket gehören SCR-Katalysator und Partikelfilter. Nachweislich können damit die Rußemissionen nahezu eliminiert und gasförmige Schadstoffe wie NOx um bis zu 90% reduziert werden.

Ein umfangreiches Nachrüstungsprojekt wurde bereits im vergangenen Jahr bei der Flotte Hamburg für mehrere Behördenschiffe begonnen. Zwei Eisbrecher sind dabei, dazu Kontrollboote und zwei Einheiten der Landespolizei. Weitere Bestellungen könnten folgen. Auch ein Auftrag für eine Hafenfähre der Hadag in Hamburg ist noch zu erledigen.

Das Unternehmen aus Moers hofft auf weitere Aufträge. Die Nachrüstung älterer Bestandsmotoren (ZKR I oder ZKR II) bleibe der richtige Weg, um die Binnenschifffahrt durchaus auch kurzfristig deutlich umweltfreundlicher fahren zu lassen, meint Franken.

Das Hauptgeschäft auf dem Wasser macht Tehag bislang mit Behörden- und Fahrgastschiffen. Franken beobachtet aber auch wachsendes Interesse in der Güterschifffahrt und hofft jetzt auf erste Aufträge aus diesem Bereich –trotz der nicht unerheblichen Kosten.

»Die Branche braucht Impulse, Anreize und vermutlich auch einen gewissen wirtschaftlichen Druck, um die Investitionen zu schultern«, sagt Franken. Das Nachrüstungsprogramm in den Niederlanden, erst kürzlich verkündet, könne helfen. Auch das Vorhaben im Seehafen Rotterdam, ab 2025 nur noch Binnenschiffe mit ZKR-II-Motoren (oder besser) zuzulassen und die Liegegebühren künftig an die Emissionen zu koppeln, werde helfen.

Geteilter Meinung ist Franken dagegen beim geplanten neue Motorenförderprogramm in Deutschland. Die höheren Zuschüsse seien positiv zu sehen. Jedoch sollen künftig auch weitere Antriebstechnologien wie Brennstoffzellen oder E-Antriebe mit finanziert werden. Werde das Budget von derzeit 6 Mio. € nicht erhöht, könnte das Geld schnell aufgebraucht sein, weniger Nachrüstungen als wünschenswert die Folge sein. »Hoffen wir, dass da im Sinne des Umweltgedanken noch einmal nachgebessert wird.«