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Die Sächsische Dampfschiffahrt ist zwar endlich erfolgreich in die Saison gestartet, doch ein ausbleibendes Darlehen stürzt sie in finanzielle Schwierigkeiten. Der Oberbürgermeister von Dresden bringt den Verkehrsbund ins Spiel, doch gefragt sind zunächst die Eigentümer

Die Corona-Pandemie hat der Sächsischen Dampfschiffahrt in Dresden den Start der diesjährigen Sommersaison vermasselt. Der konnte zwar am Pfings-Wochenende nachgeholt werden. Mit der »Dresden« legte der erste Raddampfer in diesem Jahr zur Schlösserfahrt nach Pillnitz ab, nachdem es zuvor bereits erste Stadtfahrten vom Dresdener Terrassenufer bis Blasewitz gegeben hatte.

Die krisenbedingten Folgen zeigen sich aber nicht nur in der Umsetzung der neuen Hygienevorschriften. Wegen der mehr als zwei Monate währenden Fahrausfälle ist das Traditionsunternehmen in akute Zahlungsschwierigkeiten geraten und musste Insolvenz beantragen. Zuvor hatte die Sächsische Aufbaubank ein zugesagtes Darlehen über 1 Mio. € nicht ausgezahlt – aus förderrechtlichen Gründen, wie es heißt. Mitarbeiter und Gäste bangen um die Zukunft der Dampfschiffahrt.

Die Geschäftsführung sucht nun nach Möglichkeiten, um die finanzielle Lücke zu füllen und die Flotte samt der rund 120 Arbeitsplätze zu erhalten. Sie hat an den Freistaat appelliert, sich aktiv an einer langfristigen Lösung zu beteiligen. Parallel wird eine Sanierung in Eigenverwaltung vorbereitet.

Bereits im vergangenen Sommer hatte nach den enormen Einschränkungen durch das Niedrigwasser die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Dank eines Gesellschafter-Beschlusses und der Unterstützung der finanzierenden Banken, verbunden mit der Verpflichtung der Geschäftsführung zur Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes, konnte diese abgewendet werden. Jetzt sind erneut die Eigentümer gefragt.

Sollte keine Lösung innerhalb der bestehenden Kommanditgesellschaft gefunden werden, plädiert der Dresdener Oberbürgermeister Dirk Hilbert dafür, die Flotte in den Verkehrsverbund Oberelbe einzugliedern – wie schon die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft. Deren Betrieb finanziert der Freistaat. Ein ähnliches Modell sei auch für die Dampfschiffahrt denkbar, so Hilbert.

Der Freistaat müsse dann auch Investitionen in die Dampferflotte ermöglichen. »Es braucht dringend Schiffe, die auch bei Niedrigwasser einsetzbar sind und Umsätze generieren.« Auch einen Linienverkehr als Teil des öffentlichen Nahverkehrs hält der FDP-Politiker für eine denkbare Option.

Vorerst stehen die Dampfer noch unter Dampf. Die traditionelle Flotten-Parade soll am 3. Oktober, dem 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, nachgeholt werden. Die für Juni geplante Leitmeritz-Fahrt mit dem Dampfer »Pillnitz« nach Böhmen wird um fast ein Jahr verschoben. Vorerst gelten die coronabedingten Einschränkungen: Tickets werden ausschließlich online verkauft, an Bord müssen der Mindestabstand eingehalten und ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, die Passagierzahl wurde reduziert.

Neuer Geschäftsführer gesucht

Das hatte sich die scheidende Geschäftsführerin Karin Hildebrand sicherlich anders vorgestellt. Sie scheidet planmäßig zum Jahreswechsel 2020/21 aus, die Sächsische Dampfschiffahrt war daher auf der Suche nach einem Nachfolger. Die Personaldienstleistungsagentur Mercuri Urval wurde mit dem Auswahlprozess beauftragt.

Der neue Geschäftsführer soll analog zur Tochtergesellschaft ElbeZeit (Bord- und Landgastronomie) und deren Tochter CrashIce (Eventmanagement und Personaldienstleistung) in einer Doppelspitze fungieren. Aus diesem Grund wurde Jeffrey Pötzsch, der als Geschäftsführer dieser beiden Gesellschaften tätig ist, zum Co-Geschäftsführer der Sächsischen Dampfschiffahrt berufen.

Unterdessen hat die Fachgruppe Elbeschifffahrt Dresden eine Dokumentation zur Historie der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrt auf den Weg gebracht, die bereits ab Juli 2020 erhältlich sein wird und die Leitmeritz-Fahrt begleiten soll.


Michael Hillmann