Kohle zählt zu den Gutarten, die am häufigsten per Binnenschiff transportiert werden. Der Bedarf geht jedoch zurück. © Wägener
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Binnenschiffe sind derzeit als Transportmittel insgesamt nur wenig gefragt. Das geht aus den »Marktbeobachtungen Güterverkehr« hervor, die das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) wöchentlich veröffentlicht.

Demnach bleibt die Transportnachfrage in der Binnenschifffahrt weiter hinter dem Vorjahresniveau zurück. Grund dafür seien hohe Im- und Exportrückgänge, die insbesondere den Seehafen-Hinterlandverkehr belasten würden. Nach Aussage befragter Unternehmen beeinflussten derzeit neben der Corona-Pandemie saisonale Effekte die Transportnachfrage über die Wasserstraßen. Aufgrund von Produktionseinschränkungen vieler Auftraggeber während der Sommerferien bestünden für die Binnenschifffahrt während dieser Zeit regelmäßig weniger Transportaufträge. Einige Unternehmen nähmen ihre Binnenschiffe daher aus der Fahrt und nutzten die Zeit für Wartungs- und Reparaturzwecke.

Vor allem in der Trockengüterschifffahrt sei die Nachfrage schwach, so die BAG. Aufgrund anstehender Revisionen und des geringeren Stromverbrauchs in den Sommermonaten benötigten viele Kraftwerke weniger Importkohle. Die geringere Nachfrage nach Stahl durch die Automotivindustrie führe ebenfalls zu Mengen- und Aufragsdefiziten.

Befragte von Unternehmen der Tankerbranche berichten ebenfalls mehrheitlich von einer Auftragslage auf niedrigem Niveau. Als Gründe werden der Einbruch des Linienflugverkehrs (Kerosin) und die geringere Nachfrage nach Fahrzeugkraftstoffen im Individualverkehr genannt. Angesichts vergleichsweise niedriger Preise in den vergangenen Monaten sei bei der Bevorratung privater Haushalte und anderer Verbrauchsstellen mit Heizöl zudem zwischenzeitlich eine deutliche Sättigung eingetreten.

In der Containerschifffahrt geht es unterdessen wieder leicht aufwärts. In der Folge seien einige Schiffe, die zuvor mangels Nachfrage auf der Suche nach Ladung in andere Wasserstraßengebiete ausgewichen seien, wieder ins Rheingebiet zurückgekehrt und beförderten dort überwiegend Container. Nach Informationen des Hafens Antwerpen wurden zuletzt deutlich mehr pharmazeutische Produkte und Artikel des E-Commerce umgeschlagen.

Marktlage bleibt angespannt

Der BAG-Umfrage zufolge besteht weiterhin ein hoher Überhang an Schiffsraum. Dies gelte insbesondere für die Trockengüterschifffahrt. Einigen Binnenschiffen fehle die Kontinuität bei der Anschlussladung, mit entsprechenden Folgen für die Dauer von Warte- und Liegezeiten. Der Wettbewerbs- und Preisdruck bleibe damit hoch.

Nach Einschätzung von Marktteilnehmern seien Insolvenzen in der Binnenschifffahrt damit weiterhin nicht auszuschließen, wobei kleinere Reedereien und Partikulierunternehmen eher betroffen sein dürften als mittlere und größere Unternehmen. Entlastungen für die Liquiditätslage resultierten weiterhin aus den vergleichsweise niedrigen Preisen für Gasöl.