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Das bereits für einige Provinzen geltende Entgasungsverbot in den Niederlanden soll künftig landesweit eingeführt werden. Nun werden Anlagen getestet, um die Dampfrückstände bestmöglich beseitigen zu können

Die Industrie hat in den vergangenen Jahren durch die Einführung des »engagierten und kompatiblen« Fahrens von Tankschiffen, bei dem die Notwendigkeit der Entgasung entfällt, bereits eine deutliche Reduzierung der Emissionen erreicht. Dies allein genüge jedoch nicht, um eine vollständige Entgasung zu vermeiden, sagen die Niederländer.

Luxemburg hatte Anfang Februar als erster europäischer Staat die Urkunde zur Ratifizierung der Änderungen des CDNI (Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt) hinterlegt und damit den ersten Schritt zum Entgasen von Binnenschiffen getan.

Entgasung teilweise verboten

Weil die Entgasung eines Schiffes während der Fahrt auf Binnenwasserstraßen schlecht für die Luftqualität, für die Gesundheit der Anwohner und für die Menschen ist, die mit diesen Stoffen arbeiten, haben die Provinzen Zeeland, Noord-Brabant, Zuid-Holland, Utrecht, Noord-Holland, Gelderland und Flevoland in den Niederlanden bereits im Jahr 2015 Verbote für die Entgasung von Benzol und benzolhaltigen Stoffen eingeführt. In diesem Jahr sollen die Restriktionen nun schrittweise zu einem nationalen Verbot ausgeweitet werden. Im Ergebnis sollen dadurch die Emissionen dieser schädlichen Stoffe um 98% reduzieren werden, heißt es.

Suche nach geeigneter Anlage

Um die Einführung des nationalen Verbots zu erleichtern, sei es wichtig, eine Infrastruktur aufzubauen, die aus innovativen Anlagen bestehe, die in der Lage seien, die dampfförmigen Ladungsrückstände zu verarbeiten oder wiederzuverwenden, bekräftigen die Niederländer.

In Vlissingen ist deshalb jüngst eine Dampfverarbeitungsanlage getestet worden. Damit sollen Binnentanker die Restdämpfe kontrollieren und verarbeiten. Ziel des Tests sei es, mit Hilfe innovativer Technologien eine saubere Luft entlang der Wasserstraßen zu schaffen, so North Sea Port, auf dessen Gebiet die ersten Tests durchgeführt worden sind. Weitere Versuche in Rotterdam und Amsterdam sollen folgen. Dabei werden verschiedene Anlagentypen unter die Lupe genommen. Eine unabhängige Stelle, die die Messungen durchführt, soll herausfinden, welche Anlagen die strengsten Anforderungen erfüllen und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Der niederländisch-belgische Hafenverbund zeigte sich zufrieden mit dem Testverlauf. Die Geräte und Funktionen seien während des gesamten Verfahrens überwacht worden.

Die Ergebnisse der Versuche werden von der Task Force »Entgasung während der Fahrt« ausgewertet, die dann den zuständigen niederländischen Minister beim weiteren Aufbau der Infrastruktur beraten soll. Die Task Force war 2018 eingerichtet worden, mit dem Ziel, die reibungslose Umsetzung des nationalen Verbots sicherzustellen.

Der Test in der Provinz Zeeland, zu der die Region Vlissingen gehört, wird von Shell Chemicals Europe unterstützt. GreenPoint Maritime Services liefert die Dampfverarbeitungsanlage, die bei den Erprobungen eingesetzt wird.

Das Gelände in Vlissingen wurde von North Sea Port als Teil seines Ziels zur Verfügung gestellt, einen nachhaltigeren Hafen zu schaffen. Die Provinz Zeeland unterstützt das Projekt und hat derzeit auch den Vorsitz der nationalen Task Force »Entgasung während der Fahrt« inne. Seit diesem Jahr wird sie von Dick van der Velde geleitet, einem Mitglied der Exekutive der Provinz Zeeland. Ihr gehören Vertreter der Zentralregierung, der Provinzen, der Häfen, der Verlader, der Spediteure, der Lagerfirmen und der Dampfverarbeitungsunternehmen an.

Der Hafenverbund North Sea Port wurde Ende 2017 gegründet. Er umfasst die Standorte Vlissingen, Borssele und Terneuzen inklusive Sluiskil in den Niederlanden sowie den belgischen Hafen Gent.