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Die Niedrigwasserjahre 2018 und 2019 haben die Sächsische Dampfschifffahrt (SDG) tief in die Verlustzone gebracht. Anfang Juni vermeldete das Unternehmen schließlich die Zahlungsunfähigkeit. Diverse Spendenaufrufe sollen nun zum Erhalt der Schiffe beitragen

Die neun Dampfschiffe und die beiden Salonschiffe »August der Starke« und »Gräfin Cosel« durften nicht mehr fahren. Ein 1-Mio.-€-Kredit zur Überbrückung war nicht verfügbar. Am 3. Juni musste die SDG Insolvenz anmelden. Sie versucht, das in Eigenregie zu meistern. Aber die Aussichten stehen vorerst nicht gut.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilpert hatte vorgeschlagen, die Flotte der SDG in den »Verkehrsverbund Oberelbe« einzugliedern, deren Betrieb der Freistaat Sachsen finanzieren würde wie bei der »Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft«.

In der Voraussicht, was auf die SDG zukommen könnte, hatte sich im vorigen Jahr der neue Verein »Weiße Flotte Dresden – Freunde der Sächsischen Dampfschiffahrt« gegründet und am 13. Juli einen dringenden Hilferuf mit folgendem Wortlaut veröffentlicht: »Wir rufen alle Dresdner, Sachsen sowie Sympathisanten aus der ganzen Welt dazu auf, durch direkte Spenden oder unterstützende Aktionen unmittelbar zu helfen, damit nachhaltige Lösungen herbeigeführt und tragbare Konzepte erarbeitet werden können, um unsere Dampferflotte zu retten!

Wir bitten die verantwortlichen Funktionsträger des Freistaates Sachsen, der Landeshauptstadt Dresden und aller übrigen Gemeinden im historischen Fahrtgebiet darum, sich politisch klar für den Erhalt der Weißen Flotte zu positionieren!«

Schiffe prägen den Tourismus

Auch die 1984 als Verein gegründete »Fachgruppe Elbeschifffahrt Dresden« hat sich am 20. Juli mit einer Petition für Spenden auf einer Unterschriftenliste an die Öffentlichkeit gewandt, in der es heißt: »Neun betriebsbereite Dampfschiffe sollen für die Zukunft der Elbeschifffahrt in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben«, erklärt der Vorsitzende Lars Funke. »Diese einzigartige Flotte sichert den täglichen Einsatz der Dampfer auf den Linien von der Sächsischen Weinstraße über Dresden bis in die Sächsisch-Böhmische Schweiz hinein. Hochqualifizierte Mitarbeiter, vom Schiffsführer bis zum Dampfmaschinisten, dazu Fachkräfte auf der Werft Laubegast, garantieren einen reibungslosen Erhalt der Schiff und werden auch weiterhin dringend benötigt.«

Darüber hinaus verweist die Fachgruppe Elbeschiffahrt auf die erforderliche Einbettung der Sächsischen Dampfschifffahrt in die Tourismusangebote des Freistaates. »Wir fordern daher eine klare Positionierung der politisch Verantwortlichen für den Erhalt der Flotte«, so Lars Funke.

Diese Fachgruppe hatte sich 1984 eigentlich deshalb gegründet, weil sie Texte und Fotos über die Geschichte der Oberelbeschifffahrt sammeln und erhalten wollte. Als sie aber im selben Jahr erfuhr, dass der Dampfer »Diesbar« verschrottet werden sollte, kämpfte sie dafür, ihn unter Denkmalschutz zu stellen und damit vor der Verschrottung zu retten. Er besitzt als Unikat die Kurbelwelle eines früheren Schiffes mit der Aufschrift: »Gebaut 1853 Krupp bei Essen«. Die Fachgruppe hatte sich damals gegen zahlreiche Widerstände von Obrigkeiten durchgesetzt, was in der damaligen DDR politisch nicht einfach war. Ein Opfer musste sie aber bringen, nämlich geschlossen dem von der SED gelenkten Kulturbund der DDR beitreten. Doch die »Diesbar« war den Fachgruppenmitgliedern den Preis wert.

Auch der Gesellschafter der SDG und Autor, Michael Hillmann, rief die Öffentlichkeit auf, sich an dem Spendenaufruf zu beteiligen. Er hat ein Crowdfunding-Projekt mit dem Spendenziel 100.000€ gestartet, um auf diese Weise die Beteiligung des Fördervereins Weiße Flotte Dresden an der Bewerbung um die Nachfolge der SDG zu unterstützen. Bis zum 20. August kann man sich über die Plattform »Startnext« unter www.startnext.com/erhalt-der-dresdener-dampferfl als Spender registrieren.
Christian Knoll