Unsinkbares Festmacherboot – Innovationspreis für Schramm

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Die Schramm Group hat ein neues, aus dem Kunststoff HD-PE gebautes Festmacherboot in Dienst gestellt. Dafür gibt‘s den »Innovationspreis Binnenschifffahrt 2020«.

Das Projekt »Makker 19« ist mit dem diesjährigen »Innovationspreis Binnenschifffahrt 2020« der Allianz Esa EuroShip ausgezeichnet worden. Der marktführende Spezialversicherer für Binnenschiffe und Yachten in Deutschland würdigte mit dem zum achten Mal verliehenen Preis den erstmaligen Einsatz des Kunststoffs HD-PE (High Density Polyethylen) im Schiffbau und die »revolutionäre« Entwicklung eines unsinkbaren Arbeitsbootes.

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Die Auswahl des Preisträgers erfolgte durch die Jury, bestehend aus Vertretern der Allianz Esa sowie der Fachzeitschriften »BINNENSCHIFFFAHRT« und »SCHIFFAHRT UND TECHNIK«.

Es handelt sich um einen Prototypen. Erstmals wurde ein 10 m langes Festmacherboot aus hochfestem Kunststoff statt aus Stahl gebaut. Durch das geringere Gewicht von HD-PE (High Density Polyethylen) kann eine redundante Antriebslage mit zwei Cummins-Motoren mit je 250 PS eingebaut werden. Gegenüber Booten aus Stahl liegt der Preis bei etwa 350.000 € um etwa ein Drittel günstiger. Außerdem entfallen die jährlichen Wartungskosten am Rumpf. Das neue Material weise eine wesentlich bessere CO2-Bilanz als Stahl auf und könne vollständig recycelt werden.

Gebaut wurde das neue Arbeitsboot in der Türkei. Die Schramm Group betritt damit Neuland: Bislang gibt es nur Seebojen oder kleinere Sportboote aus HD-PE, die keine Zulassung benötigen. Die »Makker 19« bekommt eine Genehmigung der See BG und ist von der italienischen RINA klassifiziert. Auch andere Anwendungen wie Lotsen- oder Polizeischiffe seien denkbar. Die Schramm Group hat sich bereits die exklusiven Vermarktungsrechte für Europa gesichert.

Das Besondere an dem im hauseigenen Konstruktionsbüro NavConsult entwickelten Entwurf ist das Material: Der Rumpf besteht aus HD-PE, einem stress- und stoßfesten Kunststoff, der sonst beim Bau von druckbeständigen Gas- und Wasserleitungen eingesetzt wird. Dank des geringeren Tiefgangs von 0,80 m und des mit 900 kg/m³ deutlich reduzierten Gewichts gegenüber Stahl mit 7 t/m³ konnte erstmals ein zweiter Motor auf einem Festmacherboot von Schramm eingebaut werden. Außerdem ist das in Sandwich-Bauweise entstandene Boot unsinkbar. »Das Arbeiten wird dadurch deutlich sicherer«, sagt Firmenchef Hans Helmut Schramm. Auch die Manöverierbarkeit des bis zu 22 kn schnellen  Neubaus habe vollständig überzeugt, so Schramm.

Flachwasser-Einheiten für die Binnenschifffahrt?

HD-PE könnte auch in der Binnenschifffahrt zur Anwendung kommen. NavConsult arbeitet bereits an der Konstruktion eines Arbeitspontons für Flachwasser von 60 m x 15 m, der nach ersten Berechnungen einen Leertiefgang von 0,14 m hätte. Auch größere Leichter oder Schiffe seien denkbar, so Schramm, »wenn man zum Beispiel eine Kunststoffhülle mit stählernen Spanten und Schotten kombiniert.« Die Verwendung von Kunststoff im Schiffbau könne daher eine technische Lösung für die immer häufigeren Niedrigwasserperioden an Rhein, Donau, Elbe und Oder sein.