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Flusskreuzfahrtschiffe beziehen Strom inzwischen immer häufiger von Land aus. Für Frachtschiffe rechnet sich diese umweltschonende Energiezufuhr dagegen bisher kaum. Eine im Raum stehende Förderung könnte hier Abhilfe schaffen

Landstrom für Flusskreuzfahrtschiffe steht bei RheinCargo schon länger auf der Agenda. Weil viel Personal und Gäste an Bord seien, werde auf solchen Einheiten entsprechend viel Energie verbraucht.

In Düsseldorf und Köln habe man vor rund zwei Jahren die ersten Steiger mit Landstrom ausgestattet. Die Rheinwerke sorgten hier für die technische Lösung. Über eine App können sich die Kreuzfahrtschiffe anschalten. Dies funktioniere zuverlässig und die Stromzufuhr sei leise und sauber, so RheinCargo-Geschäftsführer Jan Sönke Eckel.

Landstromanlagen seien jedoch nicht gerade günstig, so Eckel, der die Investition für den Landstromanschluss an zwei Steigern mit rund 400.000€ angab. So etwas rechne sich nur, wenn es langfristige Verträge gebe, wie dies mit der Stadt Düsseldorf der Fall sei. Der Deal: wenn Schiffe länger als 30 Minuten dort liegen, haben sie die Pflicht, sich an die Landstromversorgung anzuschließen. Dies gilt auch für Ausflugschiffe, sofern sie 30 Minuten oder länger dort zubringen. Der Stromanbieter rechnet direkt mit den Reedereien ab, der Vorgang erfolgt in der Regel papierlos.

Das Unternehmen Jean Müller mit Sitz in Eltville am Rhein liefert solche Landstromanlagen für die Personen- und Flusskreuzschifffahrt. Jüngst habe man einen Auftrag für fünf weitere Anlagen erhalten, die in Düsseldorf installiert werden sollen. Das Projekt geht von den Rheinwerken, RheinEnergie und der Stadt Düsseldorf aus.

Die größte Herausforderung beim Thema Landstrom sei die Bereitstellung der Energie, sagt Volker Schmidt, Product Manager bei Jean Müller. Es müsse eine Trafostation installiert werden, um den Strom umzuwandeln und theoretisch müsse für jedes zu versorgende Schiff eine Ortsnetzstation eingerichtet werden.

In Bezug auf das Anschlusssystem habe sich beim Landstrom für Personenschiffe das Stecksystem Powerlock von ITT Cannon aus England etabliert, so Schmidt. Bei Jean Müller befindet es sich im Anschlussschrank. Hier stellt der Nutzer die Verbindung zum Schiff her. Die Anmeldung erfolgt über eine App, die in Zusammenarbeit mit Charge Cloud entwickelt wurde. Der Stromzähler könne auch aus der Ferne abgelesen werden, sagt Schmidt. Zu der Landstromanlage gehört ein Steuerschrank mit einer integrierten Batterie, die etwa zwölf Stunden die Steuerung am Leben erhalten soll. Hinzu kommt ein Energieschrank, in dem die eigentliche Technik installiert ist.

Die Drei-Schrank-Kombination müsse nicht zwingend zusammenstehen, so Schmidt. An die Stadt Köln habe man in diesem Jahr 16 dieser Landstromanlagen verkauft.

In Bezug auf die Güterschifffahrt sah Eckel das Thema Landstrom lange Zeit als kritisch an. Der Strombedarf eines Frachters sei schlicht zu gering, das sich das rechnen würde, so Eckel. Eine Landstromanlage für Güterschiffe sei zwar nicht ganz so teuer – Eckel sprach je nach Örtlichkeit von 40.000 bis 50.000€ – doch bei der Anzahl der vorhandenen Liegeplätze seien die Dimensionen wirtschaftlich nur schwer zu realisieren.

Nach Kenntnis des Managers gibt es nun aber zwischen dem Wirtschaftsministerium des Landes NRW und dem Bundeswirtschaftsministerium Diskussionen um eine Förderung. Aktuell sehe es so aus, als könnte ein solcher Fördertopf kommen, so Eckel. Eine Förderquote könnte dem Vernehmen nach bei etwa 80% liegen. Sollte das realisiert werden, will RheinCargo sich dem Thema »proaktiv nähern.«

Für den Binnenschiffer bedeute es in jedem Fall mehr Aufwand, sich an den Landstrom anzuschließen, weiß der Manager. Ferner werde der Strom vermutlich teurer sein als Gasöl.

»Wenn das tatsächlich umgesetzt werden sollte, werden wir sicherlich einen Anschlusszwang einführen, denn aus den genannten Gründen wird es auf freiwilliger Basis vermutlich nicht funktionieren«, so Eckel, der betonte, dass es nicht um Liegeplätze im Umschlagbereich geht. »Wir fordern nicht von den Binnenschiffern sich während des Ladens und Löschens an Landstrom anzuschließen.« Vielmehr gehe es um Liegeplätze, an denen die Einheiten längere Zeit zubringen würden.

Für die vier Häfen von RheinCargo in Köln, für den Neusser Hafen und die beiden Häfen in Düsseldorf habe man 50 Liegeplätze für mögliche Landstromanschlüsse für die Güterschifffahrt gemeldet, so der RheinCargo-Chef. Wie viel davon realisiert werden würden, müsse man sehen, »wenn es soweit ist.« Bis zu zehn Steiger könnten in Düsseldorf für RheinCargo ausgestattet werden.

In der Landeshauptstadt von NRW gibt es inzwischen aber ohnehin die Vorgabe, dass neue Steiger nur noch mit Landstromanschlüssen gebaut werden dürfen.