Niederfinow: Unterer Vorhafen steht

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Wichtiger Schritt für das neue Schiffshebewerk (SHW) Niederfinow: Ende Oktober konnte der neue Untere Vorhafen fertiggestellt werden

Mit einem Investitionsvolumen von 300 Mio. € ersetzt das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Berlin seit Mai 2008 das seit dem Jahr 1934 betriebene Schiffshebewerk Niederfinow (Havel-Oder-Wasserstraße km 77,89) durch einen zukunftssicher dimensionierten Neubau.

Jüngst erfolgte nun die Bauabnahme für das als Einzelauftrag vergebene Baulos »Unterer Vorhafen«. Im Zuge dieses Bauloses sind seit Mai 2017 Bauleistungen für rund 18Mio. € ausgeführt worden. Die Fertigstellung des Teilbauvorhabens sei damit qualitätsgerecht und rechtzeitig vor dem Beginn des Probebetriebes für die neue Schiffshebewerksanlage erfolgt, sagt Berlins WNA-Leiter Rolf Dietrich. »Die im niedersächsischen Papenburg hauptansässige Johann Bunte Bauunternehmung hat als Auftragnehmer erneut gezeigt, wie man große Bauvorhaben auch im Berliner Marktumfeld des Infrastruktur-Ingenieurbaus anforderungsgerecht ausführen kann.«

Im Auftrag der ARGE »Neues Schiffshebewerk Niederfinow« habe das Unternehmen Bunte unter anderem bereits auch den neuen Oberen Vorhafen, die anspruchsvolle Baugrubeneinfassung und den Baugrubenaushub sowie die Umverlegung der Landesstraße L29 für den Ersatzneubau des Schiffshebewerkes qualitäts-, budget- und fristengerecht ausgeführt, so Dietrich.

Für den Neubau des Schiffshebewerkes selbst laufe derzeit noch die mehrstufige technische Inbetriebsetzung der einzelnen Anlagenteile. Die mit der Ausführung der Generalauftragnehmerleistung beauftragte ARGE habe den Abschluss der Inbetriebsetzung zuletzt für den Jahreswechsel 2020/21 in Aussicht gestellt.

500 Trogfahrten im Probebetrieb

Danach, so Dietrich, sei ein Probebetrieb mit bis zu 500 Trogfahrten vorgesehen. Einen Termin für die Verkehrsfreigabe des neuen Schiffshebewerkes würde erst festlegt werden, wenn der Probebetrieb erfolgreich angelaufen sei.

»Wie das alte verfügt auch das neue Schiffshebewerk nur über einen Trog. Um die Verfügbarkeit der Wasserstraße für unsere Nutzer bestmöglich zu gewährleisten, muss das neue Schiffshebewerk daher genauso zuverlässig funktionieren wie das alte. Unsere oberste Priorität bei diesem Bauvorhaben liegt deshalb weiter auf der Gewährleistung einer hohen Ausführungsqualität«, so Dietrich.

Mit der Verkehrsfreigabe für das neue Schiffshebewerk können dann auf der Wasserstraßenrelation von Berlin nach Stettin künftig bis zu 110m lange Wasserfahrzeuge verkehren (heute 82m). Zwischen dem Binnenhafen Eberswalde und Stettin würde dann bereits nahezu ganzjährig eine Brückendurchfahrtshöhe von 5,25 m zur Verfügung stehen.

Über den Unteren Vorhafen

Der neue Untere Vorhafen wurde zwischen den Unteren Vorhäfen der 1972 stillgelegten Schleusentreppe und des alten Schiffshebewerkes errichtet und bindet das neue Schiffshebewerk an die Fahrrinne der Schifffahrt in der Stauhaltung Hohensaaten der alten Oder an.

Neben dem Rückbau der im Baufeld gelegenen Gebäude des alten Bauhofes Niederfinow mussten dafür etwa 300.000m³ Bodenaushub bewegt und wieder eingebaut beziehungsweise entsorgt werden, davon rund 130.000m³ sulfatsaure Niedermoortorfböden. Die ursprünglich vorgesehene Verwertung dieser Torfböden konnte aus abfallrechtlichen Gründen nicht umgesetzt werden, so dass die Bau- und Genehmigungsplanung noch einmal überarbeitet werden musste. In Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt (insbesondere dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin) und der zuständigen Kreisverwaltung des Landkreises Barnim wurden die Torfböden nun innerhalb des Baufeldes weiterverwendet. Anstelle des nicht mehr benötigten Unteren Vorhafens der alten Schleusentreppe wurden sie milieugleich umgelagert und bleiben in Form eines künstlich gestalteten Niedertorfmoores erhalten. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde werde die natürliche Weiterentwicklung des Biotopes mit einem langfristig angelegten Monitoring-Programm begleiten, heißt es.


Christian Knoll