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Das Kölner Logistikunternehmen neska treibt die Digitalisierung voran. Die Kunden profitieren künftig von einem neuen »Transport-Management-System«. Bessere Produkte

und Prozesse sollen helfen, die Marktposition auszubauen

Zunächst wurde NILS am Standort Mannheim eingeführt und wird seither über alle Standorte ausgerollt. Das »Neska Intelligent Logistic System«, kurz NILS, soll alle 13 Logistikstandorte der HGK-Tochter in die weltweiten, multimodalen Supply-Chains einbinden.

Die Wahl fiel auf die »logistic suite« des IT-Anbieters Brabender aus dem schweizerischen Unterägeri, um alle Angebote rund um die Bulk-, Commodities-, Papier- und Inhouse-Logistik sowie internationale Speditionsdienstleistungen besser verarbeiten und abbilden zu können. »Im Containergeschäft haben wir etablierte, leistungsfähige Systeme für das Container- und Bargemanagement«, sagt Jan Zeese, einer der beiden neska-Geschäftsführer. »Die Logistik zieht jetzt nach.«

NILS soll künftig die Workflows für das effiziente Zusammenspiel von Menschen, Aufträgen und Infrastruktur papierlos in einem System abbilden und so weit wie möglich automatisieren – sowohl als Transport Management System (TMS) als auch als Warehouse-Management-System (WMS). »Wir machen den nächsten Schritt in eine digitale Zukunft«, so Zeese, »und vor allem schaffen wir damit einen Mehrwert für unsere Kunden.« Denn künftig sollen alle relevanten Daten in »real time« zur Verfügung stehen und die Prozesse über alle Standorte und Verkehre besser steuerbar sein.

Trimodale Logistikangebote

Die neska investiert erheblich in das neue System. Drei Projektmanager kümmern sich derzeit ausschließlich um NILS, dazu kommen die Mitarbeiter vor Ort und des IT-Dienstleisters. Auch der Schulungsaufwand sei enorm. »Wir mussten wegen Corona auf Video-Trainings umstellen, aber wir sind wieder gut im Plan«, sagt Zeese.

Die neska Schiffahrts- und Speditionskontor GmbH ist eine 100%-ige Tochter der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) und verbindet als Logistikdienstleister die drei Verkehrsträger Wasser, Schiene und Straße. Rund 740 Menschen arbeiten europaweit an 23 Standorten. Sie bedienen 46 Krananlagen in sechs Containerterminals entlang des Rheins, kümmern sich um 26 km Gleis- und Kaianlagen und haben allein 2019 1,5 Mio. TEU sowie 6,5 Mio. t unterschiedlichster Produkte umgeschlagen. »Die große Stärke der neska ist die Vielseitigkeit«, sagt Zeese. An allen großen industriellen Ballungsräumen, heute noch mit Ausnahme Süddeutschlands (München, Stuttgart) sei man mit eigenen Anlagen und Flächen vertreten. Weltweit greife man auf ein flächendeckendes Netzwerk von Partnern und Agenten zurück.

Das Containergeschäft mit eigenen Bahn- und Schiffsverkehren sowie dem Umschlag an den Terminals am Rhein, in den Seehäfen oder in Berlin sei zwar die umsatzstärkste Sparte (Gesamtumsatz 2019: 214 Mio. €), doch liege der Fokus beim Ausbau der Geschäfte auf allen Bereichen. So sei der Ausbau des Logistikstandortes Ladenburg am Neckar (siehe Binnenschifffahrt 08/2020) das derzeit mit Abstand größte Investitionsvorhaben innerhalb der Gruppe. »Wir bieten als neska über alle Bereiche für den Kunden sehr viel Leistungen aus einer Hand und das werden wir als Teil der HGK Gruppe zukünftig noch ausbauen können«, sagt Zeese.

Damit spricht er die stärkere Integration der verschiedenen Geschäftsbereiche der HGK Gruppe an, die mit der Übernahme der ehemaligen Imperial-Flotte erst in diesem Sommer einen starken Schifffahrtsbereich dazugewonnen hat. »Wir ergänzen uns und wollen zukünftig gezielt noch mehr Synergien herausarbeiten, die wir für die Kunden wertschöpfend anbieten«, sagt Zeese.

Das werde sich künftig auch im Markenauftritt der neska-Standorte und Untergesellschaften darstellen. Die HGK selbst sei »Landlord«, die HGK-Beteiligung RheinCargo betreibe die Güterbahn und das operative Bahngeschäft, HGK Shipping und die HTAG steuern die Schifffahrtsaktivitäten und die neska das trimodale Logistik- und Lagergeschäft sowie die speditionellen Dienstleistungen. »Diese Stärken ergänzen sich. In der HGK Gruppe wollen wir künftig für alle trimodalen Anforderungen Lösungen anbieten.«

Neben der Digitalisierung nennt Zeese zwei Schlagwörter als Herausforderungen für die Entwicklung der Gruppe: »green« und »lean«. Nachhaltiges Wirtschaften sei zweifelsohne einer der Megatrends in den kommenden Jahren, auch die Transportketten, inklusive Umschlag und Lagerei müssten »grüner« werden. »Da haben wir mit den Verkehrsträgern Bahn und Schiff beim CO2-Abdruck einen Vorsprung, müssen den aber halten oder besser noch ausbauen.«

»Lean« steht dagegen für standardisierte, kundenfreundliche und effektive Prozessteuerung, zum Beispiel mit NILS. »Wir müssen es den Kunden einfach machen, Probleme zu lösen«, sagt Zeese. Denn mit zufriedenen Kunden habe man letztlich auch wirtschaftlichen Erfolg und könne das Geschäft weiter ausbauen.


Krischan Förster